Rheinpfalz Sumoringer, Barfußläufer und Strohhalm-Atmer

Einfache Übungen helfen laut Bildungsreferent Jimmy Little dabei, innere Ruhe zu finden und die Energiereserven aufzufüllen.
Einfache Übungen helfen laut Bildungsreferent Jimmy Little dabei, innere Ruhe zu finden und die Energiereserven aufzufüllen.

Dampf ablassen, innere Ruhe und Gelassenheit finden – und das binnen weniger Sekunden. Beim Pädagogischen Tag am Mittwoch im Veranstaltungssaal der Kreissparkasse Kusel zeigt Referent Jimmy Little, wie Lehrer mit einfachen Übungen Energie tanken und das Stresslevel senken können. Die Übungen sind auch auf andere Berufe übertragbar.

Das Klischee „Lehrer haben morgens recht und nachmittags frei“ spiegelt nicht die Arbeit eines Lehrers wider, sagt Angelika Gröneveld-Olthoff, Schulleiterin des Kuseler Siebenpfeiffer-Gymnasiums und stellvertretende Vorsitzende im Pädagogischen Beirat der Kreissparkasse Kusel. Im Gegenteil: Häufig im Schuljahr sei die Arbeitsbelastung sogar übermäßig hoch, da viele Tätigkeiten der Lehrer sich außerhalb des Unterrichts abspielten. Zu wissen, wie man in Pausen oder zu Hause schnell die Energiereserven auffüllen kann und zu innerer Ruhe kommt, sei da sehr wichtig, ergänzt Referent Jimmy Little gegenüber der RHEINPFALZ. „Je ruhiger ich bin, desto weniger lasse ich mich im Job provozieren.“ Das Konzept des US-Amerikaners – der 63-Jährige ist als Diplom-Trainer des Deutschen Sportbundes und Bildungsreferent an der Deutschen Sporthochschule in Köln tätig – basiert auf Bewegungsübungen, die mit Atemtechniken kombiniert werden. „Bei Bewegung schicken die Nervenzellen in den Muskeln Signale ans Emotionszentrum des Gehirns, das für die Steuerung der Stimmungslage verantwortlich ist“, schildert der 63-Jährige. Das heißt: Bewegung macht glücklich. „Das wissen die meisten, aber nur wenige setzen es um“, spielt er auf den sogenannten inneren Schweinehund an. Soweit die Theorie. Die rund 60 Lehrer und Kita-Mitarbeiter aus dem Landkreis – angemeldet waren rund 80 – müssen auch selbst ran. „Keine Sorge, wir werden nicht zweimal das Hemd wechseln müssen“, erläutert Little zu Beginn des Workshops. Los geht’s mit dem Sumoringer. „Beine auseinander, Rücken gerade, Kinn parallel zum Boden und die Hände auf den Bauch“, weist der frühere Trainerausbilder des Deutschen Tennisbundes die Teilnehmer an. Beim Einatmen gehen die Pädagogen dann tief in die Knie und kehren beim Ausatmen wieder in die Ausgangshaltung zurück. Die Übung wird mehrmals wiederholt. Die nächste Übung, die Strohhalm-Atmung, hat Little sich bei Flugbegleitern abgeschaut. „Die Lippen befeuchten, aber bitte nur die eigenen“, witzelt der Referent und erklärt das weitere Vorgehen. Mit den Lippen soll ein fiktiver Strohhalm umschlossen, tief durch den Mund ein- und dann wieder ausgeatmet werden. „Wichtig ist, dass der Prozess beim Ausatmen länger ist als der beim Einatmen.“ Um Anspannung zu lösen, könne man auch „barfuß am Sandstrand von Malibu laufen“. Kling gut, meint der 63-Jährige aber nicht buchstäblich so. Vielmehr solle man seine Zehen so bewegen – deshalb bequeme Schuhe tragen –, als würde man sie in den Sand eingraben. Dabei tief ein- und ausatmen. „Wenn Sie ein Schüler auf dem Weg zum Lehrerzimmer anrempelt, stört Sie das nicht. Schließlich befinden Sie sich gerade am Strand von Malibu.“ Es sind banale Dinge, die Little in seinem Workshop anspricht: Atmen, bewegen, sich Zeit für sich nehmen. Sein Ansatz „Move to Change“ kommt aber an. „Für viele Lehrer ist das nichts Neues, aber es ist gut, daran erinnert zu werden, auf sich aufzupassen“, sagt Birgit Gehm-Schmitt, Leiterin der Grundschule am Königsberg in Wolfstein. Zumal man viele Übungen auch mit Kindern durchführen könne. Auch wenn das Motto der Veranstaltung „Kraft tanken im Lehreralltag“ lautet, seien die Übungen auf nahezu alle anderen Berufsgruppen übertragbar, betont der 63-jährige Referent.

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