Rheinpfalz Ungeliebter Windpark

Zum Schutz des Rotmilans stehen die vier Windräder tagsüber still.
Zum Schutz des Rotmilans stehen die vier Windräder tagsüber still.

Mit einem Windparkfest am 23. Juni auf der „Weißen Trisch“ in HomburgrKirrberg will die Betreiberfirma EnBW (Energie BadenWürttemberg) Image-Pflege für ihre vier Rotoren betreiben. Kirrberger Vereine sind eingeladen, sich beim Fest mit dem Rostwurst- und Getränkeverkauf etwas hinzuzuverdienen. Das Interesse daran hält sich bislang jedoch in engen Grenzen.

Vor dem Ortsrat sagte Kirrbergs Ortsvorsteher Manuel Diehl (CDU) am Dienstagabend, dass lediglich die Obst- und Gartenbauer unverbindlich Interesse bekundet hätten. Und die „Jungen Chöre“ könnten sich vorstellen, ein Kuchenbuffet beizusteuern. „Sonst hat sich noch kein Verein gemeldet“, mutmaßte Diehl, „dass die Akzeptanz für die Windräder im Dorf wohl nicht besonders groß“ sei. Viele Kirrberger seien enttäuscht, weil sie keine Möglichkeit erhielten, über Fonds oder Genossenschaften ins Windrad-Geschäft auf der „Weißen Trisch“ einzusteigen. Michael Lüer, Chef der zuständigen EnBW-Niederlassung Trier, räumte als Gast der Ortsratssitzung ein, dass der frühere Projektentwickler, der Zweibrücker Andreas Reister, solche Verdienstmöglichkeiten anfangs in Aussicht gestellt hatte: „Es ist öfter so, dass die EnBW nach dem Zukauf von Windpark-Projekten mit alten Versprechungen der Vorbesitzer konfrontiert wird.“ Allerdings sei auch EnBW gezwungen, ein bestimmtes Mindestmaß an Umsatz erzielen: „Der sinkt leider, wenn wir lukrative Geschenke an die Umgebung verteilen.“ Dennoch versuche sein Unternehmen, ein Beteiligungsmodell zu erarbeiten. „Ich kann aber nicht versprechen, dass es klappt.“ Tagsüber stehen die vier Kirrberger Windräder seit einigen Wochen still. Am Fuß der Rotor-Türme wurden Gräser gesät, die der bedrohten Raubvogelart Rotmilan die Sicht auf Beutetiere am Boden nehmen sollen. So will man jagende Rotmilane von den rotierenden Windmühlenflügeln fernhalten und vor tödlichen Zusammenstößen schützen. Spätestens Mitte Juni, meinte Lüer, sei das Gras so hoch gewachsen, dass mit einer Betriebsgenehmigung zu rechnen sei. Leider habe man aus Rücksicht auf Bodenbrüter erst im Frühjahr mit der Aussaat beginnen können. „Immerhin weht zurzeit kaum Wind. Da hält sich unser Verlust durch den Stillstand in Grenzen.“ Im Februar habe EnBW das erste Windrad auf der „Weißen Trisch“ ans Netz genommen, das vierte und letzte sechs Wochen später im März. „Um uns die Förderung aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zu sichern,“ sagte Lüer, „nahmen wir den Windpark kurz in Betrieb. Zum Schutz des Rotmilans wurde er wenige Tage später tagsüber abgestellt.“ „Unsere Hausjuristen vertreten die Ansicht, dass wir eigentlich alle Voraussetzungen erfüllen, um die Anlagen schon heute in Betrieb zu setzen“, ergänzte der Niederlassungsleiter: „Wir verzichten aber darauf – aus Naturschutzgründen und weil wir uns ein gutes Verhältnis zu den saarländischen Behörden wünschen.“ Kritisch äußerte sich Jürgen Regitz, stellvertretender Vorsitzender des Kirrberger Ski- und Wandervereins: Der Club habe es schwer gehabt, einen neuen Pächter für seine Wanderhütte zu finden. „Weil die Hütte eines der Windräder direkt vor der Nase hat, sagten uns mehrere Interessenten ab.“ Regitz befürchtet, dass die Ski- und Wanderhütte unter dem Lärm der Rotoren zu leiden hat, wenn diese im Juni den Betrieb aufnehmen. An diesem Punkt der Debatte erhielt der EnBW-Mann Schützenhilfe aus dem Ortsrat: Martin Lambert (SPD) erachtete den Lärm, der von der nahen Landstraße zwischen Kirrberg und Zweibrücken ausgeht, als stärker als den von den Windrädern. Werner Merten (CDU) sah es ähnlich: „Wenn sich im Biergarten der Wanderhütte zehn Leute unterhalten, dürfte das allein schon lauter als die Rotoren sein. Am besten, wir probieren’s alle mal aus – bei einem gemeinsamen Hüttenbesuch im Sommer.“ Eine Stippvisite vor Ort nahm sich am Dienstagabend auch Michael Lüer vor: Er erklärte sich einverstanden, sich mit Jürgen Regitz an der Ski- und Wanderhütte zu treffen, um über deren mögliche Mitwirkung beim Windparkfest zu beratschlagen. Ortsvorsteher Manuel Diehl hatte angeregt, die Hütte in das Ereignis einzubinden, um sie „ein wenig dafür zu entschädigen, dass man ihr einen Rotor-Turm vor die Nase gesetzt hat“. Später, auf Nachfrage von Ortsratsmitglied Eric Gouverneur (SPD), sagte Michael Lüer, dass die Gewerbesteuern vom Windpark „Weiße Trisch“ zu 70 Prozent in die Homburger Stadtkasse und zu 30 Prozent an den EnBW-Standort Karlsruhe flössen. Wird EnBW eines Tages auch auf der Zweibrücker Seite der „Weißen Trisch“ Windräder bauen? Vom Kirrberger Ortsvorsteher darauf angesprochen, wollte Lüer diese Möglichkeit „weder bestätigen noch ausschließen“. Der Strom, den die bestehenden vier Anlagen produzieren, werde auf pfälzischem Gebiet ins Netz der Zweibrücker Stadtwerke eingespeist. „Ich gehe davon aus, dass dort die Netz-Auslastung ihre Leistungsgrenze bereits erreicht hat.“

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