Kultur Südpfalz Verstörend und faszinierend

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Thomas Brenner, der Albert-Haueisen-Preisträger des vergangenen Jahres stellt zusammen mit dem Förderpreisträger Benjamin Burkard derzeit im Zehnthaus einige seiner Arbeiten aus.

Staunend, andächtig, verwundert fragend bleiben Galerie-Besucher immer wieder vor einer Fotografie in Posterformat stehen. Das Motiv wurde im Innenraum einer Kirche aufgenommen und zeigt gestochen scharf mehrere Erwachsenen-Kinder-Paare, die eine Haltung von Macht und Ausgeliefertsein eingenommen haben. Beklemmend wirkt der scheinbar von allem unberührte, durch gleißendes Licht angestrahlte Prediger auf der Kanzel, die ganze Szene wird von einer Gafferin durch ein geöffnetes Kirchenfenster verfolgt. Ebenso verstörend und doch faszinierend wirkt ein Motiv aus der Serie „Krieg und Frieden“, das mit weißen Totenmasken verhüllte, obskure Fanatiker, oder sind es Heilspriester, vor einem hohen Metallkreuz zeigt. Auf den ersten Blick wie Fledermäuse wirkende Gasmasken hängen an dem Stahlskelett, auf dem Boden liegen in Reih und Glied weiße Helme. Zu sehen sind neben Arbeiten aus der oben bereits erwähnten Serie auch solche aus seiner Serie „Border“ (Grenzen) und aus der Reihe „introscope“. Brenners Fotografien zeigen Welten, die im Moment der Aufnahme so tatsächlich existieren. Er bearbeitet seine Bilder nicht, sie sind in dem Moment, wenn er auf den Auslöser drückt, das Ergebnis eines langen Schaffensprozesses. Akribisch transferiert der Fotokünstler seine Kopfbilder in die Realität. Er stellte Requisiten und Personen an besondere Orte, schafft Scheinwerfer und leistungsstarke Blitzgeräte heran, probiert und rechnet am Computer, bis die Inszenierung seinem Wunsch entspricht. Egal, ob auf einem Parkdeck, in einem alten Gewächshaus oder am Ufer eines Sees, jeder Ort wird von Brenner zumindest temporär mit einer neuen, oft düsteren Aura belegt, vermittelt eine tiefen-schweren Aussage. Auch die Malerei von Benjamin Burkard geht weit tiefer als es der erste Blick suggeriert. Der Künstler hat ein Faible für skurrile, ja gerade surreale Kompositionen. Darin verbindet er eines seiner Hauptmotive, die „Maschine“, mit lebenden Wesen. Waren es früher eher Menschen, die mit den von ihnen geschaffenen Maschinen verschmolzen, lassen sich jetzt immer häufiger Tier-Maschinen-Gebilde entdecken. Wesen, die so zwar nicht zusammen funktionieren können, aber den Wunschtraum des Künstlers verbildlichen. Schönes Beispiel dafür die Kleinformate „Weise Maschine“, die eines der Lieblingstiere von Burkard, eine mit ihrer technischen Umwelt verschmolzene Eule, zeigen. Es gibt im Zehnthaus Material-Rehe, -Spechte und -Pfaue oder ein Rädertier. In jüngster Zeit experimentiert der überaus populäre Künstler des Jahrgangs 1986 bei seinen farbenfrohen Fantasiegebilden mit Gold, das geht bereits so weit, dass eines seiner Werke den Titel „Golding“ erhielt. Spannend ist es, die Zeichnungen von Burkard zu betrachten, die deutlich leichter, filigraner als seine Malerei wirken, fast so, als wären sie Vorstudien zu seinen opulenten Gemälden. Und noch eine Stufe zurück führen zwei ausliegende, überaus spannende Skizzen- und Notizbücher. Diese schwarzen Kladden trägt der Künstler ständig bei sich, hält in ihnen alles fest, was ihn über den Tag beschäftigt, anregt, antreibt, ein wunderbares, unverfälschtes Sammelsurium an kreativen Gedankenblitzen. Info Die Ausstellung ist bis 6. November freitags zwischen 20 und 22 Uhr, samstags zwischen 15 und 17 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr zu sehen. |bic

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