Meinung Neue Züge: Fortschritt besser in Etappen
Wenn ein neuer Bahnfahrzeugtyp an den Start geht, sind Komplikationen inzwischen leider eher die Regel als die Ausnahme. Das galt auch beim Einsatz der ersten Flirt Akku in Schleswig-Holstein. Allerdings waren die Probleme lange nicht so schlimm wie beim Desaster mit dem Alstom-Wasserstoffzug I-Lint im hessischen Taunusnetz. Dabei gebietet die Fairness klarzustellen, dass dort nicht nur die mängelbehafteten Wasserstoffzüge das Problem waren, sondern auch der gleichzeitige Wechsel zu einem neuen Betreiber, der den Verkehr ohne eine Bestandsflotte als Rückfallebene aufnehmen musste. Die neuerlichen massiven Probleme mit dem I-Lint dürften für potenzielle Kunden nun einen weiter verschärften Abschreckungseffekt haben.
Wasserstoff-Lobby setzt sich nicht durch
Es war gut, dass sich die Verantwortlichen in der Pfalz – gestützt auf das überzeugende Gutachten eines Experten der TU Dresden – nicht auf das Abenteuer Wasserstoff eingelassen haben, obwohl es eine starke Lobby dafür gab. Trotz der Verzögerungen im Pfalznetz sind die Perspektiven hier mittelfristig vergleichsweise gut. Auch wenn die hier vorgesehene Version des Flirt Akku etwas anders als die in Schleswig-Holstein eingesetzte Variante ist, besteht Anlass zur Hoffnung, dass die Akku-Hybrid-Technik von Stadler bis zur Einführung in der Pfalz einige Kinderkrankheiten überwunden hat.
Vor allem aber kann die Ablösung der heute eingesetzten Dieseltriebwagen in der Pfalz schrittweise erfolgen und es gibt keinen Wechsel zu einem neuen Betreiber, der plötzlich ohne betriebsbereite Fahrzeuge dastehen könnte. Das erhöht die Chancen, dass der erfreuliche Wechsel zu einer fortschrittlichen und umweltschonenderen Fahrzeugtechnik nicht durch ähnliches Chaos wie im Taunus überschattet wird.