Unternehmen „Rückschlag für das Saarland“: Chipfabrik kommt vorerst nicht

Ob mit oder ohne Wolfspeed-Chips – in Ensdorf gibt es noch genug Raum für Unternehmensansiedlungen: Das hat die saarländische Mi
Ob mit oder ohne Wolfspeed-Chips – in Ensdorf gibt es noch genug Raum für Unternehmensansiedlungen: Das hat die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger am Mittwoch betont.

Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger hat am Mittwoch verkündet, dass das US-Unternehmen Wolfspeed das Milliardenprojekt, eine Chipfabrik in Ensdorf bei Saarlouis zu bauen, auf unbestimmte Zeit verschiebt.

Die Aufregung ist groß, seit am Dienstag Meldungen die Runde gemacht haben, das Milliardenprojekt einer Mikrochip-Fabrik im saarländischen Ensdorf bei Saarlouis stehe auf der Kippe oder vor dem endgültigen Aus. So berief die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) am Mittwochmorgen für mittags eilig eine Pressekonferenz in Saarbrücken ein. Dort teilte die Landeschefin mit, das amerikanische Unternehmen Wolfspeed verschiebe den Bau der geplanten Chipfabrik auf unbestimmte Zeit.

„Das Projekt ist damit nicht ad acta gelegt“, sagte Rehlinger, „aber es ist auf der Zeitachse eben auf einen unbestimmten Zeitpunkt weiter nach hinten geschoben, vor allem in Abhängigkeit der sich entwickelnden Marktlage.“ Wolfspeed stehe aber weiterhin zu dem Standort Ensdorf, sagte Rehlinger.

„Tiefgreifende Verunsicherung“ in Autoindustrie

Die „Unsicherheiten, die sich jetzt um die Investition bei Wolfspeed ergeben haben“ seien „ein Rückschlag für das Saarland“ und auch „ein Rückschlag für den Strukturwandel im Saarland“. Es zeige sich darin die schwierige Marktlage um die E-Mobilität in Deutschland und in Europa. „Wir erleben die Automobilwirtschaft in schwerem Fahrwasser mit einer wirklich tiefgreifenden Verunsicherung, was die Marktsituation angeht“, sagte Rehlinger. Bei den Chipfabriken sei es ähnlich. „Sie hängen ja mit ihren Produkten eben auch sehr vom Automobilsektor und von der Elektromobilität ab.“

Sorgen um Arbeitsplätze

Im Juni hieß es, mit dem Baubeginn auf dem Gelände des ehemaligen Kohlekraftwerks Ensdorf sei erst 2025 zu rechnen. 2023 hatte Wolfspeed noch gesagt, man wolle so schnell wie möglich beginnen. Nach früheren Angaben sind Investitionen von rund 2,7 Milliarden Euro und 600 Arbeitsplätze geplant, mit Ansiedlungen von Firmen um die Fabrik herum auch bis zu rund 1000 Jobs. Der US-Konzern hatte bei der Vorstellung der Pläne Anfang 2023 erklärt, das Werk solle die weltweit größte Fabrik für Halbleiter aus Siliziumkarbid werden. Sie sollen helfen, Elektroautos größere Reichweite zu verschaffen und Batterien schneller zu laden. Nun heißt es auch im Umfeld von Wolfspeed, der Markt der E-Mobilität habe sich anders, sprich: deutlich schwächer entwickelt als geplant. Und, natürlich: Man habe sich mehr erhofft.

Keine Frist für Wolfspeed

Rehlinger betonte, es sei nicht erforderlich, dem Unternehmen eine Frist zu setzen, um sich für oder gegen das Vorhaben in Ensdorf zu entscheiden: Denn Wolfspeed würde nur ein Drittel der Fläche belegen, insofern sei sie auch für weitergehende Ansiedlungen „hochattraktiv“.

Nach der jüngsten Entscheidung sah sie keinen Grund, dass der geplante Wolfspeed-Besuch von Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) in den USA in der nächsten Woche abgesagt werden sollte. Das Unternehmen habe ein „hervorragendes Produkt“ und sich entschieden, dieses im Saarland zu produzieren, sobald es genug Käuferinnen und Käufer gebe, wo dieses Produkt eine Rolle spiele. „Insofern gibt es schon ein großes Interesse von uns, in einem guten konstruktiven Austausch mit diesem Unternehmen zu stehen.“ Allerdings erwarte sie nicht, dass bei dem Treffen etwas anderes herauskomme als jetzt.

Bund soll „mehr liefern“

Große Erwartungen setzt Rehlinger in den Industriegipfel beim Kanzler am nächsten Montag mit Blick auf das Thema Netzentgelt und Energiepreise und Kaufanreize für Elektromobilität. „Der Bund muss an dieser Stelle mehr liefern als das, was bisher geliefert worden ist“, sagte Rehlinger: „Wir brauchen ein schnell wirksames Maßnahmenpaket zur Stabilisierung und Unterstützung der Industrie hier bei uns in Deutschland.“ Die Zeit dränge – und es sollte ihrer Ansicht nach „eine der letzten Alarmglocken gewesen sein“, die nun im Saarland geläutet werden mussten, „damit diese Bewegung endlich stattfinden kann.“

Hier geht es zu einem ausführlichen aktuellen RHEINPFALZ-Hintergrund-Text zur Chipfabrik und der Situation auf dem Halbleiter- und E-Auto-Markt.

Schlechtes Omen für die Chipfabrik? Dunkle Wolken über Ensdorf nach der Sprengung des Kohlekraftwerks Ende Juni.
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