Rheinland-Pfalz Weniger Geldautomaten gesprengt, weniger Beute für die Täter
Die Gelegenheiten für Automatensprengungen seien deutlich zurückgegangen, ebenso die Erfolgsaussichten, sagte der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling am Donnerstag in Mainz. Das liege zum einen an den präventiven Maßnahmen der Bankenwirtschaft und zum anderen an einem verstärkten Fahndungs- und Kontrolldruck.
Über Jahre hinweg war die Anzahl der Sprengungen angestiegen. Die Täter gehen äußerst brutal vor und sind inzwischen von Gas auf Festsprengstoffe umgestiegen, die den materiellen Schaden erhöhen und Menschen in der Umgebung stärker gefährden. Der „Sprengerszene“ werden von den holländischen Behörden etwa 1200 Männer zugeordnet, sagte der Inspekteur der Polizei, Friedel Durben. Meist haben sie einen marokkanischen Hintergrund. Allerdings gibt es auch professionelle Sprenger aus Frankreich, Belgien oder aus Deutschland.
Runder Tisch im Bundesinnenministerium
Angesichts der zunehmenden Bedrohung forderten die Banken lange einen besseren Schutz durch die Polizei, die Sicherheitsbehörden wiederum wollten, dass die Geldhäuser mehr in die Prävention investieren. Vor zwei Jahren haben sich das Bundesinnenministerium und die Kreditwirtschaft bei einem runden Tisch auf ein Sicherheitspaket verständigt. Im Februar 2023 vereinbarten in Rheinland-Pfalz die Dachverbände der Sparkassen und der Genossenschaftsbanken inklusive der Sparda Bank eine konkrete Kooperation.
1854 Automaten sind nach den Worten des Verbandschefs der Sparkassen in Rheinland-Pfalz, Thomas Hirsch, zusammen mit dem Landeskriminalamt auf ihre Risiken hin überprüft worden. Die meisten davon betreiben die Sparkassen, sehr viele die genossenschaftlichen Banken und einige private Banken, deren Dachverbände laut Ebling die Kooperation aber nicht unterschrieben haben. Die Gesamtzahl der Geldautomaten in Rheinland-Pfalz schätzt Hirsch auf 2000.
Verkleben der Geldscheine nicht erlaubt
Rund 20 Millionen Euro sind nach seinen Worten in die Sicherheit investiert worden, davon alleine 12,5 Millionen von den Sparkassen. Neben baulichen Sicherungen gehört dazu auch, dass die Geldscheine im Fall einer Sprengung eingefärbt und unbrauchbar gemacht werden. Was Hirsch vermisst, ist die Zulassung einer weiteren Technik, dem Verkleben der Geldscheine. In Deutschland sei das „wegen bestimmter DIN-Vorschriften“ nicht möglich, in anderen Ländern dagegen schon.
„Wir haben bis zu einem Dutzend Automaten vorübergehend stillgelegt, nicht nur weil sie besonders attraktiv für die Täter waren, sondern auch, weil beispielsweise Wohnungen über den jeweiligen Geschäftsräumen liegen“, sagte Hirsch. Zug um Zug würden diese Schließungen wieder aufgehoben, sobald die Automaten nachgerüstet seien.
Betonsäulen mit Geldautomaten in Zukunft
In anderen Fällen gebe es Kooperationen mit genossenschaftlichen Banken, dabei fielen für Sparkassenkunden an diesen Automaten keine Gebühren an. „Am Ende haben wir eine Handvoll Standorte geschlossen, für die nach Alternativen gesucht wird“, sagte Hirsch. Das könnten Geldautomaten in Betonsäulen an einem öffentlichen Platz sein. „Für uns ist wichtig, dass wir in der Fläche eine Bargeldversorgung sicherstellen.“
Seitens der Polizei ist die Präsenz in der Fläche erhöht worden. Seit der Kooperationsvereinbarung habe es 945 Fahndungs- und Kontrolleinsätze gegeben, sagte Polizeiinspekteur Durben, insbesondere auch in der Nacht. Mit der verstärkten Präsenz sollen Täter abgeschreckt werden, in mehreren Fällen war die Fahndung direkt nach der Tat erfolgreich.
Nur in der Hälfte der Fälle erfolgreich
Nach den Worten von Frank Gautsche, Vizepräsident des Landeskriminalamts, konnten die Täter in diesem Jahr nur in etwa der Hälfte der Fälle Beute machen, im Jahr zuvor waren es noch 64 Prozent.
Die Sicherheitsbehörden haben 81 Tatverdächtige ermittelt, davon seien 61 festgenommen worden. Seit September 2023 gibt es laut Gautsche eine landesweite Strategie zur Strafverfolgung unter der Leitung des LKA. Die Ermittlungen werden in einer Besonderen Aufbauorganisation bei den Polizeipräsidien zentral gesteuert und zum Teil zentral geführt, sagte Gautsche. Bereits 2019 hatte das LKA die Fälle gebündelt, die den niederländisch-marokkanischen Banden zugerechnet wurden,
„Uns hat die enge Abstimmung mit den Justizbehörden geholfen“, sagte Gautsche. Sämtliche Ermittlungen zu den Automatensprengungen in Rheinland-Pfalz führt die Staatsanwaltschaft Mainz.