Sonderposten Wenn die App das Rad sperrt
Die Zeiten, in denen Fahrräder als „Drahtesel“ bezeichnet wurden, sind längst passé. Räder sind zu Design- und Hightech-Geräten avanciert – zumal teure E-Bikes. Ein Star der Szene: die vor 14 Jahren in Amsterdam gegründete Firma VanMoof.
Deren E-Fahrräder, die es zeitweise in über 40 Ländern zu kaufen gab, zeichnen sich aus durch aufgeräumte Rahmen wie aus einem Guss, auch sind die Lampen vorn wie hinten im Oberrohr integriert. Zudem sind diese Räder „smart“: Verschiedene Funktionen müssen nicht per Hand erledigt werden, die man sich vielleicht schmutzig machen könnte. Es reicht, auf den Bildschirm des Smartphones zu tippen. VanMoof-Bikes sind für Radfahrer so etwas wie die Teslas für Autofahrer – gerade bei den (jüngeren) Bewohnern der Metropolen.
Wird ein Alptraum wahr?
Doch leider ist der Rad gewordene Traum gerade dabei, zu einem Alptraum zu werden. Für die Kunden, aber auch für die Mitarbeiter des einstigen Start-ups. Denn VanMoof hatte in der jüngeren Vergangenheit vermehrt mit langen Lieferzeiten zu kämpfen (wie andere Radfirmen auch) sowie mit technischen Schwierigkeiten. Nun hat das zuständige Gericht in Amsterdam VanMoof für zahlungsunfähig erklärt.
Welche Auswirkungen das genau haben wird, ist – insbesondere mit Blick auf die Geschäfte und Kunden im Ausland – noch nicht so ganz klar. Es könnte ja sein, dass ein anderes Unternehmen VanMoof übernimmt.
Ein Retter am Horizont
Klar ist indes, dass ein gewisses Risiko besteht, dass sich die teuren E-Bikes quasi über Nacht in teuren Elektroschrott verwandeln. Denn freischalten lassen sich viele VanMoof-Modelle nur über eine firmeneigene App auf dem Smartphone. Diese ist verbunden mit den Servern des Unternehmens. Wenn VanMoof endgültig pleite gehen sollte, würden wohl auch diese Rechnerkapazitäten abgeschaltet. Das Rad wäre gesperrt.
Tatata! Ein möglicher Retter erscheint bereits am Horizont: der belgische Konkurrent Cowboy. Ganz schnell wurde dort eine App namens Bikey entwickelt. Laut Appstore nach dem Motto: „Wir sind der tiefen Überzeugung, dass jedes Bike es verdient, auf der Straße zu sein.“
Freilich sind in diesem Fall auch noch ganz andere Motive denkbar.