Wissen Weißer Hai gegen Uhrzeithai Megalodon ein kleiner Fisch

Ein Modell des gigantischen Urzeithais Megalodon wurde im American Museum of Natural History gezeigt.
Ein Modell des gigantischen Urzeithais Megalodon wurde im American Museum of Natural History gezeigt.

Ein Forschungsteam liefert neue Einblicke in die Biologie eines der größten marinen Fleischfressers. Der ausgestorbene, gigantische Urzeithai Megalodon war ein Riese im Vergleich zum Weißen Hai, ihm aber in der Evolution wohl unterlegen.

Die Forschungsgruppe mit Beteiligung der Universität Wien und des Naturhistorischen Museums Wien konnte nach eigenen Angaben zeigen, dass – im Gegensatz zu bisherigen Annahmen – der ikonische Hai Megalodon (Otodus megalodon) wesentlich schlanker war als der Weiße Hai – und sich auch seine Lebensweise von diesem unterschied.

Der mindestens 15 Meter lange Hai, der vor etwa 15 Millionen Jahren erstmals auftauchte und vor 3,6 Millionen Jahren ausstarb, ist laut den Wissenschaftlern eine Ikone der Urzeit. Im Vergleich: Weiße Haie sind im Durchschnitt drei bis sechs Meter lang. „Bekannt für seine großen Zähne, war Megalodon einer der größten marinen Fleischfresser und hatte bedeutenden Einfluss auf die Meeresökosysteme. Das macht ihn auch heute noch zu einem beliebten Forschungsobjekt“, berichten sie.

Nur Zähne und Wirbel bisher gefunden

Um seine Biologie und sein Verhalten besser zu verstehen, sei die korrekte Rekonstruktion seiner Körperform von entscheidender Bedeutung. Dies habe die Forschung bisher jedoch vor große Herausforderungen gestellt, da von diesem Hai zwar Zähne und Wirbel, aber keine vollständigen Skelette erhalten seien.

Dass Megalodon wie der Weiße Hai seine Körpertemperatur teilweise regulieren konnte („regionale Warmblütigkeit“) und Ähnlichkeiten in der Zahnform aufweist, habe lange Zeit als Argument dafür gegolten, dass er auch in seiner Körperform dem modernen Weißen Hai ähnlich gewesen sein könnte. „Traditionell wurde der Weiße Hai daher als Modellart für die Interpretation der Lebensweise und Gestalt von Megalodon herangezogen – eine Vorgehensweise, die durch die neuesten Forschungsergebnisse ins Wanken gerät“, berichtet das österreichische Team. „Früher vermutete man, dass Megalodon aufgrund seiner angenommenen Gestalt ein schneller Schwimmer war und den heutigen Makrelenhaien – den sogenannten Lamniden – ähnelte, zu denen auch der Weißen Hai gehört. Diese wissenschaftliche Argumentation hat jedoch einige Schwächen“, sagt Paläobiologe Jürgen Kriwet vom Institut für Paläontologie der Universität Wien.

Eher langsam schwimmender Prädator

Mithilfe einer teilweise erhaltenen Wirbelsäule von Megalodon und einigen Exemplaren heutiger Lamniden habe man die 2D- und 3D-Rekonstruktionen der Körperform des Urzeithais neu bewertet. Der anatomische Vergleich der Wirbelsäulen heutiger Makrelenhaie mit denen von Megalodon zeige, dass der ausgestorbene Riesenhai deutlich länger und schlanker war als der Weiße Hai. „Kombiniert ergibt sich das Bild eines vergleichsweise schlanken und langen, regional warmblütigen, eher langsam schwimmenden Top-Prädators“, sagt Paläobiologe Patrick Jambura vom Institut für Paläontologie der Universität Wien.

Klimatische Veränderungen, aber auch die heutigen Weißen Haie – sie erreichen vermutlich schneller ihre Geschlechtsreife – seien Megalodon möglicherweise zum Verhängnis geworden. „Das Verständnis des Erfolgs, aber auch des Aussterbens solcher Raubfische ist von großer Bedeutung, da es Rückschlüsse auf die Zukunft der heutigen Top-Prädatoren zulässt, die für das ökologische Gleichgewicht der Ozeane unverzichtbar sind“, erklärt Paläontologin Iris Feichtinger vom Naturhistorischen Museum Wien.

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