Hart am Rand Jammermobil: Ächzet, stöhnet

jammern

Ach Gottchen, ja, die Rolling Stones. Was haben die gejammert: dass ein Werbefuzzi ihnen weiße Hemden verkaufen will und kein Mädel in Sicht ist. Mit diesem Rumgenöle haben Mick Jagger und seine Jungs dann so viel Geld gescheffelt, dass sie sich einen Haufen weißer Hemden kaufen konnten und ihnen Groupies in Scharen nachliefen.

Wir Deutschen sind ja bekannt für das Jammern auf hohem Niveau. Im Sommer 2020 haben wir über die Hitze und Dürre gestöhnt. Im Sommer 2021 geht uns der Dauerregen auf die Nerven und gar so kühl müsste es im August nun auch nicht sein. Wir beklagen die Klimakatastrophe und jammern lauthals, wenn wir an der Tanke einsfuffzich für den Liter Sprit berappen.

Nun soll ein Transporter durch das Land rollen, in dem Männlein und Weiblein, Alte und Junge, Arme und Reiche ausgiebig jammern dürfen. Das Jammermobil wird gesteuert von „Bauchladen Monopol“, zwei jungen Frauen namens Sophia Guttenhöfer und Carolin Christa, Performancekünstlerin die eine, Clownesse (schön gegendert, gelt?) die andere. In Fußgängerzonen und auf Plätzen, im Grünen, an Häfen, vor Museen und Fußballplätzen sollen Mühselige und Beladene zu ihnen kommen, um im Bauch ihres Kleinbusses zu jammern – prosaischer: sich auszukotzen. Es soll aber, so wünschen es die Damen, „ein persönliches, erleichterndes, stärkendes Jammern“ sein: kathartisch, emanzipatorisch, empowernd.

So weit die schöngeistige Theorie. In der harten Wirklichkeit spielt das vermaledeite Virus die Hauptrolle. Wann, wenn nicht in den vergangenen Monaten, hätten wir Grund gehabt, zu wimmern, zu wehklagen und zu wüten. Also führt das Jammermobil seine Gäste in eine Zwischenwelt der Möglichkeiten aus Samt, gedämpftem Licht und Duft nach Großmutters Keksen. Und wer nicht imstande ist, dort verbal mal so richtig aus sich herauszugehen, kann sein jammervolles Leben malen oder aufschreiben.

Wer wissen möchte, wo das tröstende Gefährt in unseren Gefilden anhält, den müssen wir enttäuschen: Rheinland-Pfalz steht gar nicht auf dem Tourplan. Christus kam nur bis Eboli und das Jammermobil nur bis Darmstadt. Zuletzt machte es Station in Paderborn, und das ist ja auch mehr als recht, lautet doch ein alter Sinnspruch: „Und Gott erschuf in seinem Zorn Bielefeld und Paderborn.“ Dass das Jammermobil die ostwestfälischen Jammerlappen aufrichtet und um die Pfalz einen großen Bogen macht, darob sollten wir also nicht gram sein. Schließlich haben wir glücklichen Pfälzer zwischen der Weinstraße und dem Kuseler Musikantenland jede Menge geile Säddisfäkschn.

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