Filmprojekt Der Heidenpfeiler als Konzertbühne: Premiere mit Alex Huber in Freinsheim

Auf dem Gipfel des Heidenpfeilers: Extremkletterer Alexander Huber am Flügel und Burkard Maria Weber am Cello, beobachtet von de
Auf dem Gipfel des Heidenpfeilers: Extremkletterer Alexander Huber am Flügel und Burkard Maria Weber am Cello, beobachtet von der Kamera des Filmemachers Marco Küster aus Landau.

Im März 2020 sollte Uraufführung in Freinsheim sein, Corona hat dies verhindert. Nun aber kann der Pfälzer Cellist Burkard Maria Weber doch noch ein ganz besonderes Filmprojekt vorstellen – mit Extremkletterer Alex Huber als Stargast.

Der Profimusiker und Kletterer Burkard Maria Weber, Cellist aus Bissersheim, hatte den Profikletterer und Musiker Alexander Huber von den berühmten Huberbuam zum gemeinsamen Klettern und Musizieren in die Pfalz eingeladen – auf den höchsten hiesigen Kletterfelsen. Mit Klavier und Cello, für einen Film. Das Ergebnis, die 30-Minuten-Dokumentation „Concerto vertical“, stellen beide nun am Freitag, 25. November, in Freinsheim vor.

Eine verrückte Idee

Der Alpinist Alex Huber hat Klettergeschichte geschrieben, am El Capitan, im Himalaya, in den Anden, meist gemeinsam mit seinem Bruder Thomas, dokumentiert etwa im erfolgreichen Kinofilm „Am Limit“ (2007). Aber auch die Pfalz schätzt der bayerische Sportler, selbst wenn die Sandsteinwände keine allerhöchsten Schwierigkeitsgrade bieten. Und so hat er selbst vorgeschlagen, das verrückte Projekt, das ihm Burkard Maria Weber vorschlug, in der Südpfalz umzusetzen.

Hoch konzentriert: Alexander Huber (vorn) und Burkard Maria Weber spielen Debussy mit Blick auf den Berwartstein.
Hoch konzentriert: Alexander Huber (vorn) und Burkard Maria Weber spielen Debussy mit Blick auf den Berwartstein.

Weber hatte durch Zufall erfahren, dass Alex Huber auch Klavier spielt – von einer gemeinsamen Bekannten, der Witwe des Oberstdorfer Bergsteigers Anderl Heckmair (1906-2005), der die Eiger Nordwand erstbegangen hatte. Bei Heckmair hatte Weber einst das Klettern, oder wie Weber sagt: „verantwortungsvollen Alpinismus“, erlernt, der Kontakt nach Oberstdorf riss nie ab. Bei einem Besuch bei Trudel Heckmair erfuhr dann Weber, dass auch Alex Huber öfter Gast ist und sich schon mal in ihrer guten Stube ans Klavier setzt, um Beethoven zu spielen. Und schon nahm in Webers Kopf eine frühere Idee Gestalt an: Wäre es nicht großartig, mit Huber ein Felskonzert zu spielen, direkt nach dem Klettern, noch in der Stimmung des Gipfelglücks?

Die Fels-Partitur

Die Wahl fällt auf den Heidenpfeiler bei Busenberg und die bekannte Kletterroute „Himmelsleiter“. Klettern mit Klavier und Cello auf dem Rücken geht allerdings nicht, so müssen die Instrumente auf anderem Weg nach oben gelangen. Ein Klavier quer durch den Pfälzerwald zu karren – man erinnere sich an den Oscarerfolg „Das Piano“ –, um nach einer Klettertour ein Gipfelkonzert zu geben: Das kann eigentlich nur jemandem wie Burkard Maria Weber einfallen. Der Cellist geht gern neue Wege und liebt Experimente. Mit seinem Ensemble CelloLand, das am 1. Dezember auch im Kaiserslauterer Kulturzentrum Kammgarn zu erleben ist, lotet der Bach-Enthusiast neue Klangräume aus. Auch dank eines elektronischen Cellos.

Das Klettern ist für ihn wiederum ein Hobby, das gut zu seinem Schaffen passt. Schließlich ist für Weber die Natur die Hauptinspirationsquelle. Musizieren und Klettern haben für ihn viel gemein. „In der Musik gibt die Partitur die Fingerfolge vor. Beim Klettern gibt sie der Fels vor, er bildet sozusagen die Partitur.“ Und man müsse sich „gut vorbereiten und kann sich nie sicher sein, wie es ausgeht.“ Wenn aber alles passe, dann „scheinen sich Zeit und Raum aufzulösen“. Alex Huber sieht es ähnlich, sagt er im fertigen Film: „Wenn ich voll fokussiert bin, dann bin ich so bei der Sache, dass der Rest der Welt praktisch nicht existiert.“

Burkard Maria Weber hatte ursprünglich allein ein Gipfelkonzert geplant. Er wollte in die Fußstapfen des französischen Cellisten und Alpinisten Maurice Baquet treten, der 1956 erstmals die Südseite des Aiguille du Midi im Mont-Blanc-Massiv bestieg – und später am Berg Cello spielte.

Das Klavier auf dem Gipfel

Ob er da mitmachen würde, fragte Weber dann Alex Huber einfach nach einem Vortrag. Der Profikletterer sagte zu, redete Weber aber die Mont-Blanc-Idee aus. Ein Klavier per Helikopter dort hin zu transportieren, sei nicht zu vertreten, befand der Naturschützer. Huber bestand auch darauf, dass Weber und der mit ins Boot geholte Filmemacher Marco Küster aus Landau das sperrige Instrument schonend per eigener Körperkraft auf die Pfälzer Felsbühne bringen.

Mit am Fels gesammelten Steinen versuchte Alexander Huber zu verhindern, dass seine Noten fürs Gipfelkonzert davonfliegen.
Mit am Fels gesammelten Steinen versuchte Alexander Huber zu verhindern, dass seine Noten fürs Gipfelkonzert davonfliegen.

Marco Küster und Weber kannten sich flüchtig vom Klettern. Als der Landauer Werbe-, Image- und Outdoorfilmer von Webers Idee hörte, war er sofort an Bord. Und Küster sah im Heidenpfeiler, auch Schlüsselfels genannt, die ideale Bühne: Der Heidenpfeiler gilt mit 60 Metern Kletterlänge als höchster durchgehend bekletterbarer Sandsteinfelsen der Pfalz und ist Teil eines Massivs – er lässt sich auch rückseitig erwandern. Aber ein Klavier bekommt man auch dort nicht so leicht hoch. Marco Küster packte das um die 100 Kilogramm schwere Instrument in Matratzen verschnürt auf eine Schubkarre mit Luftreifen und brachte es mit zehn Helfern, darunter Weber, in viereinhalb Stunden den Heidenberg hinauf. Mit Planen geschützt und von Küster bewacht wartete das Klavier dann auf seinen entscheidenden Einsatz.

Mit der Kamera abgeseilt

Für diesen hatte Alexander Huber mehrfach mit Weber geprobt. „Das hat musikalisch gleich voll gesessen“, erinnert sich der Cellist. „Er geht ans Spielen ran, wie er auch in die Felswand geht.“ Fürs Konzert hatte Huber Claude Debussys „Claire de lune“ vorgeschlagen, Weber schrieb ein Arrangement mit Cello. Huber übte danach das Stück ein, Weber bereitete sich auf die Kletterroute vor, Marco Küster aufs Filmen. Mit der Kamera im Rucksack seilte sich der kletternde Filmemacher zur Schlüsselstelle der Tour ab. Andere Aufnahmen entstanden von oben und mit einer Drohne: Luftaufnahmen sind eine Spezialität Küsters, sind etwa auch in der erfolgreichen Pfälzer Doku „Hiwwe wie Driwwe“ zu sehen.

Besprechung vor dem Klettern: Burkard Maria Weber, Alexander Huber und Marco Küster (von links) am Einstieg der „Himmelsleiter“.
Besprechung vor dem Klettern: Burkard Maria Weber, Alexander Huber und Marco Küster (von links) am Einstieg der »Himmelsleiter«.

Für den Dreh dann war das Trio an einem Junitag früh um halb 7 bereits am Fels, kletterte die oberen beiden Seillängen der „Himmelsleiter“, während im Tal ein gleichsam mystischer Nebel lag, so Weber: „Das war fast wie bei Caspar David Friedrich. Unten der Nebel, und wir spielen in der Sonne.“

Termine

  • Der Film „Concerto vertical“ ist am Freitag, 25. November, 19 Uhr in Freinsheim im von-Busch-Hof zu sehen, außerdem geben Alexander Huber und Burkard Maria Weber ein Konzert. Es moderiert Kerstin Bachtler vom SWR. Karten gibt es bei der Tourist-Info Freinsheim, Telefon 06353/989294
  • Konzert mit Burkard Maria Weber und seinem Ensemble CelloLand am Donnerstag, 1. Dezember, 20 Uhr, im Kulturzentrum Kammgarn Kaiserslautern, beim Programm „Musique et poesie dans l'après-midi“ stehen Werke von Erik Satie – arrangiert für Bandbesetzung mit Cello– im Zentrum, dazu kommen eigene Kompositionen und Gedichte von Mascha Kaléko, Infos unter www.kammgarn.de

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