Bad Dürkheim Alle Narren dürfen mit, nur einer nicht

Seit acht Jahren beteiligt sich Udo Scholz mit einem Wagen am Dürkheimer Grawler-Umzug. Am Dienstag musste er ihn zum ersten Mal stehen lassen. Der Grund: Der Wagen erfüllte die verschärften Sicherheitsvorschriften nicht. Scholz ist enttäuscht, die Veranstalter verweisen auf ihre Verantwortung.

„Zum Kotzen! Alle freuen sich auf den Umzug, und dann kommt das Ordnungsamt“, kommentiert Udo Scholz die Entscheidung auf seiner Facebook-Seite. Der Friedelsheimer ist bekannt als Stadionsprecher der Adler Mannheim und Eigentümer des Restaurants Haardtblick. Auf seinem Umzugswagen wollten wieder mehrere Adler-Anhänger mitfahren. Genau hier lag ein großes Problem: Die Brüstung war 20 Zentimeter zu niedrig. Da dem Gefährt ohnehin auch die nötige Tüv- oder Kfz-Sachverständigenbescheinigung fehlte, habe das Ordnungsamt es von der Teilnahme ausgeschlossen, erklärt die Stadtverwaltung. „Wir hatten super Wurfmaterial vorbereitet“, bedauert Scholz gegenüber der RHEINPFALZ, betont aber, er wolle keinen Streit mit den Verantwortlichen. Es sei nur eben sehr schade. Hinweise auf die Auflagen im Vorfeld habe er wohl leider missverstanden. „Es war vom Tüv die Rede. Traktor und Hänger hatten den, deswegen ging ich davon aus, dass alles okay ist“, erklärt Scholz. Dass es einen Extra-Tüv für die Aufbauten gibt, sei ihm nicht klar gewesen. Dennoch zweifelt er am Sinn der strengen Kontrollen. Dass beim plötzlichen Anfahren und Abbremsen jemand hätte herunterfallen können, glaubt er nicht: „Ich bin ja seit Jahren so mitgefahren, und es wurde niemals etwas daran beanstandet.“ Passiert sei auch nichts. Auf den Aufwand, der für das Erfüllen der verschärften Vorschriften heutzutage nötig ist, habe er keine Lust. Daher steht für ihn fest: Beim Grawler-Umzug wird er nicht mehr an den Start gehen. Seine Mitstreiter bedauerten das Mitfahrverbot zwar ebenfalls, zeigten sich aber pragmatisch: Sie nahmen notgedrungen einfach als Fußgruppe am Fasnachtsumzug teil. Der Erste und die Zweite Vorsitzende der Karnevalsgesellschaft Derkemer Grawler, Falko Weidenhausen und Linda Wingerter, erklären auf Nachfrage: „Die Auflagen sind nicht als Schikane gedacht, sondern dienen der Sicherheit. Wir haben sie uns auch nicht ausgedacht, und müssen sie mit unseren Wagen genauso erfüllen wie alle anderen.“ Zugmarschallin Karolina Orlik habe vor dem Umzug noch einmal alle Starter an die rechtlichen Erfordernisse erinnert. Die Auflagen seitens der Stadt beziehungsweise des Ordnungsamts hätten daher bekannt sein müssen, auch die Tüv-Kontrolle auf dem Sammelplatz sei angekündigt worden. „Die meisten hatten das nötige Gutachten für Brauchtumsveranstaltungen schon, weil sie bereits beim Gönnheimer Nachtumzug und beim Umzug in Weisenheim am Sand dabei waren“, sagt Weidenhausen. Bei Scholz’ Wagen habe das Geländer den Mitfahrenden leider nur bis zu den Knien gereicht, obwohl es mindestens einen Meter hoch hätte sein müssen. Die Wagenräder seien auch nicht abgedeckt gewesen. „Das war schon gefährlich, zumal Kinder mit oben waren. Es ist schade, wenn dafür die Einsicht fehlt“, sagt Wingerter. Dass der Wagen diesmal nicht mitfahren durfte, finde sie nämlich ebenfalls schade. Nächstes Jahr werde der Verein die Umzugsteilnehmer noch früher und noch ausführlicher über die Auflagen informieren.

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