Bad Dürkheim „Der Herbert ist ein guter Freund“

Wenn Herbert Grönemeyer singt, sitzt Armin Rühle am Schlagzeug: Seit über 30 Jahren stehen die Männer gemeinsam auf der Bühne.
Wenn Herbert Grönemeyer singt, sitzt Armin Rühle am Schlagzeug: Seit über 30 Jahren stehen die Männer gemeinsam auf der Bühne.

Er spielt regelmäßig vor Zehntausenden Menschen in Stadien – und vor ein paar Dutzend Rockfans in der Musikkneipe Zum Adler in Weisenheim am Sand. Armin Rühl ist seit über 30 Jahren der Schlagzeuger von Superstar Herbert Grönemeyer. Genauso wichtig sind ihm aber die kleinen Auftritten – wie etwa mit den Friday Night Igels. Aktuell hat aber der Rockstar aus Bochum Vorrang im Leben des Schlagzeugers. Ist doch dessen neues Album „Tumult“ gerade erschienen.

Herr Rühl, jede Studioveröffentlichung, an der Sie als Grönemeyer-Musiker mitgewirkt haben, ist eine Nummer 1 geworden. Wie fühlt es sich an ein echter Rockstar zu sein?

Sorry, aber ich bin Schlagzeuger. Rockstars stehen vorne im Rampenlicht. Und wie viele Menschen meine Trommeln hören, ist zweitrangig. Natürlich ist es etwas Besonderes, in einem Stadion zu spielen. Wir alle in der Band von Herbert lassen uns das aber nicht zu Kopf steigen. Wie verliefen die Aufnahmesessions, gab es „Tumulte“ oder sonstige besondere Vorkommnisse, über die Sie etwas erzählen können? Die Herstellung eines neuen Albums zieht sich oft über einen längeren Zeitraum hin, diesmal ungefähr anderthalb Jahre. Immer mit Pausen zwischen den einzelnen Schritten. Wir Musiker waren im Januar 2018 für drei Wochen in Berlin in den berühmten Hansa-Studios, wo auch David Bowie, Iggy Pop und U2 aufgenommen haben. Es ist bekannt, dass bei Herbert erst die Musik „gezimmert“ wird, danach erst entstehen richtige Texte, der Gesang wird aufgenommen und der Mix fertiggestellt. Natürlich gibt es da auch viele spaßige Momente, ab und zu wird auch über das ein oder andere diskutiert, an richtige Tumulte könnte ich mich Gott sei Dank aber nicht erinnern. Ist es für Sie ein Traumjob Trommler in der Band eines so populären und erfolgreichen Musikers zu sein? Kann man so sagen. Mit 20 war ich in Kalifornien auf Verwandtenbesuch und durfte ein Bruce-Springsteen-Konzert besuchen. Da hab’ ich geträumt: Wenn es so einen Typ in Deutschland gibt, dann spiele ich da Schlagzeug. Wie ist Grönemeyer als Chef? Zeigt er sich Ihnen und Ihren Kollegen gegenüber als „Möönsch“, mit dem man auch mal ein Bier trinken gehen kann, oder ist der Kontakt zwischen ihm und Kapelle eher nur geschäftlicher Natur? Bei vielen anderen erfolgreichen Bands geht es zu, wie überall in der Industrie. Hierarchie, Tarifverhandlungen und so weiter. Bei Herbert nicht! Er ist der beste Bandleader, den ich kenne und ein guter Freund. Wie hat sich Ihr Privat- und Musikerleben verändert seit Sie mit „Herbert“ arbeiten? Ich spiele seit 1985 in seiner Band und war auch vorher schon Profi. Das Beste daran, in Herberts Band zu sein ist, dass ich zwischen den Tourneen viel reisen konnte. Auch hatte ich die Möglichkeit, eine Familie zu gründen und drei wunderbare Kinder zu haben. Müssen Ihre Fans aus der Region, die es gewohnt sind, Sie in der Wirtschaft ganz aus der Nähe zu erleben, in nächster Zeit auf Ihre Anwesenheit verzichten? Zum Beispiel, weil es zu Terminüberschneidungen mit Grönemeyer-Konzerten kommt? Mit neuer Platte im Gepäck ist klar, dass Herbert jetzt Vorrang hat. Aber es ist übersichtlich: Im neuen Jahr stehen zwei Tourneen an. Ansonsten freu ich mich auf die Pfalz. Helfen Ihnen die Auftritte mit Ihren „kleinen“ Combos, die Bodenhaftung nicht zu verlieren? Eindeutig ja! Das ganz große Kino ist zwar toll und bringt auch etwas mehr ein. Aber mit guten Freunden intim im kleinen Kino zu musizieren, ist mir genauso wichtig. Könnten Sie sich vorstellen, Grönemeyer einmal zu bitten, mit Ihnen in Weisenheim aufzutreten? Na klar. Ich nehme aber an, dass es da wenig Möglichkeiten gibt. Er ist halt ein „echter“ Rockstar und sehr umtriebig. Wie stehen Sie selbst eigentlich zu Grönemeyers Songs und Texten? Können Sie sich damit immer identifizieren oder spielen Sie was verlangt ist, egal ob es gefällt oder nicht? Für mich steht der Herbert in der Tradition der deutschen Dichter und Denker. Auf jeder Platte ist mindestens ein Song, der mich so berührt, dass ich denke: Wie kann der meine innersten Gefühle so genau kennen? Ich wurde auch gefragt, warum er jetzt türkisch singt. Da hab ich geantwortet: Soll er lieber auf Sächsisch singen? | Interview: Hans KrausDOPPELTERZEILENUMBRUCH

x