Bad Dürkheim Eidechsen-Wellness und Hopfen-Kathedrale

Heute: Gärtnern wie einst Hildegard von Bingen – in den „Hildegarten“ hat Stephie Pflüger viel Zeit investiert.
Heute: Gärtnern wie einst Hildegard von Bingen – in den »Hildegarten« hat Stephie Pflüger viel Zeit investiert.

Seit Frühling 2016 entsteht an Wachenheims Stadtmauer entlang des Stadtmauerpfads ein mittelalterlicher Garten. Angeregt von einem Merian-Stich aus dem 17. Jahrhundert, der an just dieser Stelle einen Nutzgarten zeigt, hatte damals Pierre Amblard die Idee, hier wieder alte Kräuter und Gemüsesorten anzubauen. Und so verwandelte er den ehemaligen Bürklin-Wingert zum Wachenheimer Stadtjubiläum in den Stadtmauergarten. Inzwischen gibt es immer neue Ideen.

Fertig ist so ein Garten natürlich nie, dafür sorgt die Natur. Doch als Amblard, vielen Wachenheimern und Gästen noch als mittelalterlich gekleideter Stadtführer bekannt, 2017 beruflich wieder stärker eingespannt war, musste er das unvollendete Werk in andere Hände geben. Seitdem gestalten andere Kräfte der Wachenheimer Stadtmauerinitiative die Parzelle. Das Konzept wurde weiterentwickelt. So ist der Garten in diesem Sommer zu festen Öffnungszeiten für die Öffentlichkeit zugänglich – außer bei enormer Hitze oder an Regentagen. „Der Garten ist jetzt klar gegliedert“, erzählt Christiane Rosenberg, die Vorsitzende des Vereins Initiative Wachenheimer Stadtmauer. Rechtzeitig zum „Tag der offenen Gärten“ am 2. Juni ist etwa der „Hildegarten“ fertig geworden. „Ich habe mir von Mitte März an Urlaub genommen und jeden Tag acht bis zehn Stunden am Hildegarten gearbeitet“, berichtet Stephie Pflüger. In dieser Abteilung des Gartens baut sie Kräuter und Gemüse an, die schon Hildegard von Bingen im 12. Jahrhundert beschrieben hat. Wie in allen Bereichen weist ein Holzschild die Sektion aus. „Das hat vor allem bei der Streuobstwiese geholfen. Da gab es anfangs Beschwerden, weil die Wiese nicht gemäht wird. Seitdem dort vom Stadtmauerpfad allerdings gut lesbar das Schild „Naturwiese = Artenvielfalt“ steht, bekommen wir nur noch Lob für den Bereich“, sagt Pflüger. Zwischen dem Bereich der Waldameisen – ein Beet um das sich die Waldgruppe des Wachenheimer Kindergartens kümmert – und dem Hildegarten soll ein Gartenhaus mit Unterstand entstehen. „Wir brauchen ein Häuschen für die Geräte und einen Platz, an dem wir uns aufhalten können. Bei einem heftigen Gewitter standen wir neulich schutzlos im Gelände“, erklärt Rosenberg. Bereits fertig ist der Lagerplatz mit Feuerstelle. Damit verbindet sich eine Idee Pflügers: Neben Gartenkursen möchte sie auch Kurse zum Kochen mit Kräutern oder auf offenem Feuer anbieten. Noch im Entstehen ist das „Schwarze Hexengärtchen“. Hier blühen schwarze Petunien, schwarzer Holunder und schwarzes Gras gedeihen. Die Schnittblumenwiese dahinter soll im Jahr 2020 verwirklicht werden. Auf einer Sandsteintreppe zum Pfad hin tummeln sich zwischen wassergefüllten Tonuntersetzern Eidechsen in der Sonne. „Das ist unsere Eidechsen-Wellness-Anlage“, erklärt Pflüger. Natürlich dürfen unter den bereits im Mittelalter bekannten Nutzpflanzen nicht diverse Traubensorten fehlen. Entlang des Zauns auf der Ostseite entsteht die Hopfen-Kathedrale. Sie erinnert daran, dass hier im Mittelalter mit Bachwasser Bier gebraut wurde. Damit sind längst nicht alle Bereiche erwähnt – man kann sich vorstellen, dass es vieler helfender Hände bedarf, um das alles zu bewältigen. „Inzwischen gibt es einen harten Kern von mindestens zehn Leuten, die hier arbeiten und es werden immer mehr. Wir freuen uns über jeden, der dazu kommt“, freut sich Rosenberg. „Jeder hat seine Lieblingsflecken, an denen er sich einbringen kann. Es ist ja unsere Freizeit und da soll es uns gut gehen“, sagt Stephie Pflüger. Termine —Sonntag, 11. August, 10 Uhr, Sommerkirche —Samstag, 24. August, 20 Uhr Gartendämmerung

Damals: So sah der ehemalige Bürklin-Wingert noch im Jahr 2016 aus. Seitdem hat sich viel getan.
Damals: So sah der ehemalige Bürklin-Wingert noch im Jahr 2016 aus. Seitdem hat sich viel getan.
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