Bad Dürkheim Kammermusik in der Burgkirche

Auch Fiedlers historische Instrumente werden am Sonntag bestens ins Szene gesetzt. Im Bild: Johannes Fiedler bei einem früheren
Auch Fiedlers historische Instrumente werden am Sonntag bestens ins Szene gesetzt. Im Bild: Johannes Fiedler bei einem früheren Konzert in der Schlosskirche.

Ein Cembalo-Abend steht am Beginn einer neuen, im Jahreszyklus jeweils dreiteiligen Kammermusik-Reihe, mit der Bezirkskantor Johannes Fiedler. Sie geht am kommenden Sonntag an den Start. Die „Musik in der Burgkirche“ soll in Ergänzung der „Seebacher Abendmusiken“ und der Angebote in der Schlosskirche einen zusätzlichen musikalischen Schwerpunkt in dem bislang wenig bespielten innerstädtischen Gotteshaus etablieren.

„Der herrliche Saal im Obergeschoss ist leicht überakustisch, für großgruppige Ensembles also ungeeignet; Kammermusik hingegen ist dort bestens aufgehoben“, schwärmt der Kantor. Beginn ist jeweils um 19 Uhr, eine Stunde zuvor soll es eine Einführung geben. Nicht allzu musikwissenschaftlich aufgeladen, aber doch als behutsamer Wegweiser durch das, was folgt. Dass Fiedler dabei stets selbst solistisch oder als Duo-Partner in Aktion tritt, minimiert die Kosten, bedeutet aber auch gleichzeitig zusätzlichen künstlerischen Einsatz neben dem ganz normalen „Dienst“. Er quittiert die diesbezügliche Frage mit einem charmanten Lächeln: „Es verhindert, dass man aufhört zu üben.“ Mit eingestiegen in das neue Projekt sind nach vielerorts bereits probater Tradition drei Weingüter, die jeweils eines der Konzerte als „Paten“ begleiten, sprich: den Wein für die Pausenverköstigung sponsern. Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe kredenzt das Bad Dürkheimer Weingut Darting seine Kreationen. Und last not least: Auch Johannes Fiedlers historisches Instrumentarium gelangt zu exzellenter Bühnenpräsenz. Am 21. Oktober, wenn der Bariton Dominik Wörner mit dem Opus Ultimo der Lied-Literatur, Franz Schuberts „Winterreise“ gastiert, wird der Kantor ihn auf seinem Steinway-Langflügel von 1863 begleiten. Alter Familienbesitz, wie er kundtut. Beim zweiten Konzert der Reihe – Termin ist der 1. September – soll neben dem Flügel auch das in Eigenbau gefertigte zweimanualige Cembalo zum Einsatz kommen. Gemeinsam mit der Geigerin Luisa Höfs wird Johannes Fiedler dann Violin-Sonaten von Christoph Philipp Emanuel Bach, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven interpretierten. Das erste Konzert des Auftaktzyklus, der im Übrigen dezidiert mit Werken deutschsprachiger Tondichter operiert, rückt eine der innovativsten und nachhaltigsten Kompositionen ihrer Zeit in den Fokus, Teil I des „Wohltemperierten Klaviers“ von Johann Seb. Bach, datiert auf das Jahr 1722. Rund 30 Jahre vorher hatte Andreas Werckmeister die Musikwelt revolutioniert; mit seiner neuen Stimmmethode, die einzelne, bislang „lupenreine“ Tonabstände geringfügig anpasste, also „temperierte“. So wurde erreicht, dass ausgeglichen durch die Tonarten manövriert werden konnte und wer, ausgehend von C-Dur, den sogenannten Quintenzirkel chromatisch durchschritt, am Ende auch wieder bei C-Dur anlangte. Bachs geniale und höchst sinnliche Komposition mit ihren 24 sich chromatisch durch die Dur- und Molltonarten schiebenden Satz-Paaren – bestehend jeweils aus Präludium und Fuge – verhalf der stimmungstechnischen Sensation zu ihrer Zeit zum Durchbruch. Sie gilt bis heute als eines der musikpädagogisch wichtigsten, spieltechnisch anspruchsvollsten und für nachgeborene Komponisten inspirierenden Werke. Info Sonntag, 6. Mai, Burgkirche, Beginn: 19 Uhr, Einführung: 18 Uhr; Karten zum Preis von 10 Euro: Musikhaus Haass, Foto-Bauer und Protestantisches Dekanat; Info: www.kirchenmusik-bad-duerkheim.de

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