Bad Dürkheim Musizieren mit Senioren

Monika Höflin-Grote musiziert mit den Senioren.
Monika Höflin-Grote musiziert mit den Senioren.

Bei einer Kooperation zwischen der Musikschule und dem „Maternus Seniorencentrum an den Salinen“ kommt Monika Höflin-Grote und musiziert mit den Bewohnern.

Freitag, zehn Uhr. Die ersten Bewohner finden sich im Foyer ein, um im Stuhlkreis Platz zu nehmen. Ein Tisch mit Instrumenten zum Mitmachen steht bereit: Rasseln, Klanghölzer, ein Tambourin, verschiedene Schellen. Uwe Schlegel vom sozialen Dienst der Einrichtung hilft, falls Hilfe benötigt wird, um „anzukommen“. Die Rollatoren werden ordentlich am Fensterplatz geparkt. Eine Mitarbeiterin holt Fritzi, die „wohnheimeigene“ Tigerkatze und setzt sie auf einen Stuhl außerhalb des Stuhlkreises. Sie ist der geheime Star der Einrichtung und hat es bereits in die Bild-Zeitung und ins Fernsehen geschafft, mit ihrem Durchsetzungswillen bei ihrer Familie in der Nachbarschaft auszuziehen um bei ihren geliebten Senioren zu wohnen.

Dann kommt Monika Höflin-Grote und setzt sich zu den inzwischen 18 Teilnehmenden, die im und auch außerhalb des Stuhlkreises sitzen. Höflin-Grote unterrichtet an der Musikschule Querflöte und ist zudem ausgebildet für „elementare Musikpädagogik“, hat sich aber zusätzlich für die Aufgabe der Musikgeragogik, dem Musizieren mit Senioren, weitergebildet. „Durch den demografischen Wandel sind Senioren auch für uns als öffentliche Einrichtung eine Zielgruppe. Der Teilhabegedanke steht da im Mittelpunkt, deshalb gehen wir auch zu den Senioren, anstatt sie zu uns. Das ist das erste Mal, dass die Musikschule „aufsuchend“ tätig wird!“ Das Projekt läuft seit Mai und ist zunächst auf ein Jahr angelegt und wird von der Pflegekasse Pronova BKK finanziert.

Nach der Begrüßung liest Höflin-Grote ein Herbstgedicht vor und stimmt damit auf die Jahreszeit ein. Dann sollen die Anwesenden Sprichwörter und Worte finden, in denen Äpfel vorkommen sowie Gegenstände benennen, die man zur Apfelernte braucht, wie einen Korb, eine Leiter. „Gesunde Hände“ wirft eine Bewohnerin ein. „Ja, genau“ stimmen andere zu. Das Niveau steigert sich, nun sollen die Seniorinnen und Senioren den Zungenbrecher „zwischen zwei Zwetschgenzweigen saßen zwei zwitschernde Schwalben“ mitsprechen. Einige schaffen das.

Lieder zum Mitmachen

Danach gibt es zur Entspannung nochmal eine Geschichte von Tolstoi, die davon handelt, dass es Sinn mache, einen Apfelbaum zu pflanzen- auch wenn man selbst davon nicht mehr profitieren könne, dafür aber spätere Generationen dankbar seien. Das Prinzip Hoffnung …

Dann geht es musikalisch weiter: Die Musikerin spielt Gitarre und lädt zum Mitsingen ein. Die fröhlichen Mitmachlieder handeln von Vögeln, die im Herbst die letzten Körner aufpicken. Die Teilnehmer klopfen dabei auf den Stuhl, um das Picken nachzuahmen. Bei „Vöglein“ bewegen sie die Arme wie Vögel. Andere Lieder laden dazu ein, die Beine zu bewegen. Um „Nüsse schütteln“ zu illustrieren werden Rasseln verteilt, zur „klappernden Mühle am rauschenden Bach“ – „klipp klapp“-Klanghölzer, die mal mit der linken, mal mit der rechten Hand geschlagen werden sollen. Richtig beliebt sind bei den Teilnehmenden aber Schlager, vor allem solche, die sie aus ihrer eigenen Jugend kennen. Die gibt es auf Deutsch erstaunlicherweise aber nicht zum Thema Herbst, wie Höflin-Grote entschuldigend feststellt. Sie kann ihrer Gruppe aber dennoch Stimmungsmacher anbieten: den Radetzky-Marsch und die Ambosspolka als Blasmusik. Die Senioren drehen zur Musik vom Band richtig auf, klopfen mit den Klanghölzern, schwingen die Hölzer von links nach rechts. Noch mehr stimmungssteigernd wirkt der Schlager „Wenn das Wasser im Rhein goldner Wein wär, dann wollt ich so gern ein Fischlein sein…“ Vier nebeneinander sitzende Damen nehmen sich an der Hand, schunkeln, schwingen die Arme, singen mit, lachen. Andere lassen die Klanghölzer tanzen. Eine Frau im Rollstuhl bewegt diesen tanzend hin und her. Zu „Les Champs-Elysées“ gibt“s nochmal einen Sitztanz. Und zum Abschied, als festes Ritual ein Lied, bei dem alle mit bunten Tüchern winken. Die Stunde ist vorbei.

Musik tut der Seele gut

„Wir freuen uns immer auf Freitag, wir geben uns untereinander immer Bescheid“, sagt fröhlich eine der Teilnehmerinnen einer festen Clique. „Die Musik, das Schunkeln tut der Seele gut“, sagt eine andere.

Schön, dass es das Angebot gibt. Im Beamtendeutsch heißt das „aktives und partizipatives Musizieren, Förderung kognitiver Fähigkeiten“. Für die Teilnehmenden ist es „ganz einfach“ in Gemeinschaft Spaß haben, mit Liedern, die man kennt und mag. Musik weckt eben Emotion und Lebensgeister!

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