Pfälzer Teufelssagen Neustadt: Name „Pfalz“ kommt von teuflischem Angebot an Jesus

Mystisch ging es zu, als der Teufel dem Herrn Jesus Christus die Pfalz verkaufen wollte.
Mystisch ging es zu, als der Teufel dem Herrn Jesus Christus die Pfalz verkaufen wollte.

Die wohl berühmteste Teufelssage der Pfalz stammt vom Hambacher Schloss bei Neustadt. Dort trafen Jesus Christus und der Fürst der Hölle aufeinander.

„Hier ist’s schön!“, soll Jesus Christus gesagt haben, als er auf dem Schlossberg des Hambacher Schlosses stand und in die Reben-Landschaft schaute. So zumindest berichtet es die Sage „Woher die Pfalz ihren Namen hat“ in der Sagensammlung „Pfälzer Sagen“ von Friedrich Willhelm Hebel. „Doch sieh! Nun fasst ihn leise / Der Satan bei der Hand. / ,Nun’, fragt er, schmeichelnder Weise, / ,Gefällt Dir dieses Land?’“, reimt die Sage weiter. Der Teufel bietet Jesus das Pfälzerland an, insofern er fortan den Teufel anbetet.

„Doch laut mit Donnerstimme / Der Heiland ruft: ,Behalt’s!’ / Der Teufel floh im Grimme, / Doch’s Ländchen hieß nun: Palz“, endet die Sage. Aus dem Ausruf Jesu sei also der Name der Pfalz entstanden. Diese Geschichte ist eine der am häufigsten abgedruckten Sagen aus der Pfalz und daher gibt es mehrere Versionen.

Im „Kleinen Pfalzlexikon“ geriet der Teufel nicht mit Jesus aneinander, sondern mit Gott und in wieder anderen Geschichten soll Gott davor noch einen Abstecher zum Rhein gemacht haben. In den Details widersprechen sich die Sagen also, im Grunde sind sie aber gleich.

Wie Teufelssagen die Zeit überdauerten

Die Haardt steckt voller Teufelssagen. Die meisten wurden vor rund 200 Jahren aufgeschrieben und wir kennen heute nur überlieferte Version der Geschichten. „Die Geschichten wurden früher in den Spinnstuben und am Kamin erzählt. Es waren Sagen, die Teil einer Erzählkultur waren“, erzählt Barbara Schmidt vom Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde in den hellen Räumen der Institutsbibliothek. Hier stapeln sich heute die niedergeschriebenen Versionen der Sagen und Märchen.

„Das, was wir heute noch an Teufels-Sagen kennen, wurde meistens ohne Belege niedergeschrieben. Wenn etwas mündlich tradiert und dann schriftlich konserviert wird, ergibt das eine finale Einfärbung durch den Autor“, meint Schmidt. Die Sage vom Teufel in der „Palz“ hat also keine richtige oder falsche Version, sondern mehrere gleichwertige Fassungen.

Die Teufelsfelsen in Lambrecht geben Rätsel auf

Das Hambacher Schloss ist aber nicht der einzige „Teufelsort“ in der Neustadter Gegend. In Lambrecht gibt es gleich zwei Teufelsfelsen, den neuen und den alten. „Als Lambrecht vor 1000 Jahren gegründet wurde, da hat der Teufel geholfen, die Kirche zu bauen. Er dachte nämlich, dass die Menschen dort ein Wirtshaus bauten“, erzählt Klaus Liebrich vom Pfälzerwald-Verein.

„Als sie dann aber ein Kreuz auf den Turm setzten, erkannte der Teufel die Kirche und ließ die Steine aus seiner Hand fallen“, erzählt er weiter. Das seien heute der neue und der alte Teufelsfelsen. Diese Geschichte erzählt man sich in Lambrecht schon lange, aufgeschrieben habe sie aber wohl noch keiner, meint Liebrich. Tatsächlich gibt es in der Pfalz mehrere solcher Sagen, die nach dem selben Muster ablaufen – am bekanntesten ist die vom Teufelstein bei Bad Dürkheim.

Die Hochzeitstreppe führt zum Teufelsfelsen

„Der Teufel ist in der Pfalz sehr präsent. Das liegt vor allem an den Sandsteinformationen im Pfälzerwald, die natürlich Fragen aufgeworfen haben“, macht Barbara Schmidt vom Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde auf die geologischen Besonderheiten der Pfalz aufmerksam. „Teufelsmythen dienten dazu, vor Gefahren zu warnen. Sie sollten vermitteln: ,Geh da lieber nicht hin’“, führt sie weiter aus. Damals sei die Wildnis des Pfälzerwaldes noch nicht erschlossen gewesen. Eine eindeutige Warnung vor diesen Gebieten sei also nützlich gewesen.

Im Falle des alten Teufelsfelsens bei Lambrecht erzählt Klaus Liebrich aber etwas anderes: „Paare die früher nach dort oben gegangen sind, mussten danach heiraten“. Hochzeitstreppe würde deswegen die Sandsteintreppe zwischen altem Teufelsfelsen und Tal genannt werden.

Beim Totenkopf im Landkreis Südliche Weinstraße gibt es einen weiteren „Teufelsort“, über dessen Herkunft nichts mehr bekannt ist. Die Teufelskehl ist eine kleine Einbuchtung im Oberscheid unterhalb der Hellerhütte. Welche Sage einst mit ihr in Verbindung gestanden haben könnte, ist im Laufe der Geschichte in Vergessenheit geraten.

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