Pfälzer Teufelssagen Der Teufel war’s: Warum in Darstein keine Kirche steht

Darstein liegt mitten im Wald. Eine Kirche sucht man in dem Ort vergeblich.
Darstein liegt mitten im Wald. Eine Kirche sucht man in dem Ort vergeblich.

Der Teufel und die Christen boten sich in vergangenen Zeiten in Darstein einen gehörigen Streit. Eine Sage erzählt, wie er ausging.

„Vor vielen, vielen Jahren wollten die Darsteiner eine Kirche bauen“. So beginnt die Sage „Der betrogene Teufel“ aus dem ersten Band der „Pfälzer Sagen“ von Viktor Carl. Für den Teufel ist ein Kirchenbau in seiner Pfalz natürlich ein Problem. Noch aber herrscht in der Sage Frieden: „Da kam der Satan des Weges und wollte wissen, warum man sich so aufgeregt unterhalte.“

„Der Bürgermeister erkannte den Fremden sofort und sprach: ,Wir wollen den Plan für einen Wirtshausbau besprechen’“, erzählt die Sage weiter. Die Notlüge ging auf, der Plan gefiel dem Teufel. Er gefiel ihm so sehr, dass er sich bereit erklärte, „unentgeltlich alle Steine aus dem Walde herbeizuschleppen“. „In der Pfalz erscheint der Teufel manchmal ein bisschen dümmlich. Man kann ihn überlisten“, ordnet Barbara Schmidt vom Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde solche Geschichten ein. „Dieser Teufel hat nichts mehr mit dem allmächtigen Teufel aus der Bibel zu tun“, beschreibt Schmidt den Wandel, den die Teufelsfigur in der Pfalz machte.

Der Teufel lässt sich nicht überlisten

Die Teufelssage aus Darstein stellt da einen Wandel dar. Denn einerseits wird er zunächst überlistet, andererseits hält die List nicht zu lange an. „Tag für Tag brachte er die größten Felsen zur Baustelle, bis er gewahr wurde, dass das Gebäude einen Turm bekam“, beschreibt die Sage den Sinneswandel beim Teufel. „Voller Wut nahm er einen Felsblock und wollte ihn in den Rhein werfen. Doch er kam nicht weit [...]. Am Fuße des Maiblumenkopfes entfiel der Riesenstein seinen Krallen“, endet die Sage.

Der Teufel ließ sich also nicht überlisten. Er verhinderte, dass die Darsteiner in der Sage ihre Kirche bauen konnten. Hat der Teufel also gewonnen? Abgesehen davon, dass es sich um eine fiktive Geschichte handelt, kann man dem Teufel zumindest insofern einen Sieg eingestehen, als dass in Darstein bis heute keine Kirche steht.

Wo ist die Darsteiner Kirche heute?

Die von Viktor Carl niedergeschriebene Sage widerspricht sich in ihren letzten Sätzen ein wenig. In den Rhein soll der Teufel den Fels geworfen haben wollen. Warum aber sauste der Satan dann zum Maiblumenkopf bei Schönau (Landkreis Südwestpfalz) Richtung Südwesten? Den Rhein hätte der Höllenfürst auf diesem Weg verfehlt. Immerhin liegt dort tatsächlich der Lange Fels, eine große Sandsteinformation.

Es gibt noch eine weitere Variante, wonach der Teufel Richtung Norden gegangen sein könnte und den großen Stein in der Nähe von Wilgartswiesen fallen lies. Dort steht der sogenannte Darsteiner Felsen im Queichtal. Wie ein Turm steht der mehrere Meter hohe Sandsteinfelsen hier frei im Wald. Der Name und seine Erscheinung sprechen dafür, dass er der fallengelassene Stein aus der Sage ist.

Teufelssagen mahnen und warnen

Ob Sandstein bei Schönau oder bei Wilgartswiesen – die Teufelsgeschichte ist mit beiden verbunden. „Der Teufel ist in der Pfalz sehr präsent. Das liegt vor allem an den Sandsteinformationen im Pfälzerwald, die natürlich Fragen aufgeworfen haben“, macht Schmidt auf die geologischen Besonderheiten der Pfalz aufmerksam. „Teufelsmythen dienten dazu, vor Gefahren zu warnen. Sie sollten vermitteln: ,Geh da lieber nicht hin’“, führt sie weiter aus. Damals sei die Wildnis des Pfälzerwaldes noch nicht erschlossen gewesen. Eine eindeutige Warnung vor diesen Gebieten sei also nützlich gewesen.

Teufelshorn, Teufelstal und Teufelsbach

So auch im nur rund drei Kilometer von Darstein entfernten Gossersweiler-Stein. In seiner Umgebung gibt es viele Sandsteinformationen, von denen eine einst den Namen Teufelshorn trug, wie in August Beckers „Die Pfalz und die Pfälzer“ nachzulesen ist. Um welchen Felsen es sich dabei gehandelt haben mag, ist heute längst vergessen. Möglicherweise aber war es der sogenannte Dreifelsen auf dem Eichelberg, dessen Form an ein Horn erinnert.

Das Teufelstal mit dem Teufelsbach nördlich von Taubensuhl (Stadt Landau) wurde wohl mit der selben Absicht nach dem Herren der Hölle genannt – dort sollte vor einer Begehung gewarnt werden. Der Teufelsbach fließt schließlich in den Speyerbach und somit in den Rhein.

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