Bad Dürkheim Späte Leidenschaft

Ein Meistertitel und ein Sieg bei einem Einzelturnier fehlen Oliver Weis noch in seiner Karriere.
Ein Meistertitel und ein Sieg bei einem Einzelturnier fehlen Oliver Weis noch in seiner Karriere.

«Ludwigshafen/Ellerstadt.» Oliver Weis vom SC Rhein-Neckar hat mit Squash spät begonnen und die Sportart anfangs auch nicht wirklich ambitioniert betrieben. Das hat sich geändert – und so spielt der 36-Jährige, der aus Ellerstadt stammt, aber inzwischen in Ludwigshafen lebt, mittlerweile in der zweithöchsten deutschen Spielklasse bei der in Frankenthal ansässigen Mannschaft auf einer wichtigen Position.

Wenn es möglich wäre, würde es Oliver Weis schon reizen, mal ein halbes Jahr unter professionellen Bedingungen zu trainieren. „Die Vorstellung fände ich schon interessant“, sagt er. Einfach mal für ein paar Monate so häufig üben, wie man will. Und einfach mal schauen, was dann möglich ist. Wäre eine große Leistungssteigerung drin? Könnte er in der Bundesliga auf den hinteren Positionen mithalten? Würde er bei Einzelturnieren gut abschneiden? Es sind allerdings mehr Wunschträume, keine wirklichen Gedankenspiele. Oliver Weis werden diese Erfahrungen, diese Wunschträume, vermutlich verwehrt bleiben, weil es in den kommenden Monaten und Jahren für ihn wohl kaum möglich sein wird, unter professionellen Bedingungen zu trainieren. Der 36-Jährige wird im Frühjahr Vater, für ihn verschieben sich die Prioritäten somit wohl eher weg vom Squash. Der Ludwigshafener wird also ziemlich sicher weiterhin ein leistungsorientierter Hobbyspieler bleiben. Denn viel mehr als ein Hobby war Squash eigentlich nie für ihn: Im Studium spielte er mit Freunden, während seiner Diplomarbeit im Betriebssport der BASF, danach in einer Hobbyliga. Erst mit dem Eintritt in den SC Käfertal begann er, Squash als „Sport, bei dem ich Ambitionen habe“ zu sehen – hobbymäßigen Ambitionen. „Ich habe gemerkt, dass Squash der erste Sport ist, bei dem ich mit Leidenschaft dabei bin. Und ich hatte dann das Ziel, immer besser zu werden“, sagt Weis, der bei Roche in Mannheim arbeitet. Dieses Ziel hat er noch immer. Weis spielte in Käfertal (Mannheim) in der Landesliga, der vierthöchsten deutschen Spielklasse. In der Saison 2012/13, als er in das Oberliga-Team aufrücken sollte, trat die Mannschaft zu den ersten beiden Spieltagen aufgrund von Personalmangel nicht an – das Team wurde schließlich abgemeldet. In der Winterpause wechselte Oliver Weis zum in Frankenthal beheimateten SC Rhein-Neckar, spielte in den ersten eineinhalb Jahren in der zweiten Mannschaft. Er verpasste somit die beiden Regionalliga-Meistertitel 2012/13 und 2013/14. „Hätte ich früher gewusst, dass es den SC Rhein-Neckar gibt, wäre ich früher nach Frankenthal gewechselt“, sagt der gebürtige Ellerstadter. Seit der Saison 2014/15 gehört Weis zur Stammbesetzung des Regionalligateams und spielt seit dieser Runde an Position zwei. Ein Meistertitel fehlt ihm allerdings noch, ebenso ein Sieg bei einem Einzelturnier. Beides bleiben Ziele. Aber eher Kann-, denn Muss-Ziele. Weis fand erst relativ spät zum Squash. Als kleiner Bub kickte er, später begann er mit dem Skateboard fahren („Das war eher die wilde Zeit“). Über das Playstationspiel Tony Hawk, benannt nach dem wohl berühmtesten Skateboarder, fand er Interesse an dem Sport. „Gewissermaßen hat mich eine Spielekonsole dazu gebracht“, sagt Weis. Eine lustige Anekdote in einer Zeit, in der viele Kinder und Jugendliche lieber Zeit an der Spielekonsole als beim Sport verbringen. Während des Studiums fehlte ihm dann die Zeit zum regelmäßigen Fahren. Weis hörte auf. Geblieben sind viele schöne Erinnerungen daran. Geblieben ist aber auch ein instabiles Fußgelenk. „Ich bin damals öfter mal umgeknickt“, erinnert sich Weis. Bleibt die Frage, ob er im Squash hätte mehr erreichen können, wenn er früher begonnen hätte. Weis sagt, er bereue nichts, auch wenn es sicherlich nicht schlecht für seine sportliche Entwicklung gewesen wäre, früher mit dem Squash zu beginnen. „Aber ich verfolge solche Gedanken nicht, bin mit meinem Werdegang zufrieden“, sagt er und fügt an: „Squash ist kein populärer Sport, von dem man leben kann.“ In der Regel auch nicht, wenn man diesen mal für ein halbes Jahr unter professionellen Bedingungen betrieben hätte.

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