Bad Dürkheim Von einem Keller in den anderen

Ein Werk kehrt heim: Dieses Triptychon von Karl Unverzagt ist beim Aufräumen im Lager der ehemaligen Staatsbad GmbH entdeckt wor
Ein Werk kehrt heim: Dieses Triptychon von Karl Unverzagt ist beim Aufräumen im Lager der ehemaligen Staatsbad GmbH entdeckt worden. Die Kurstadt hat es der Stadt Grünstadt geschenkt.

«Bad Dürkheim/Grünstadt.»Entdeckt wurde die Arbeit des Grünstadter Künstlers zufällig, erzählt Heidi Langensiepen (FDP), Kulturdezernentin der Kreisstadt. Beim Aufräumen im Lager der ehemaligen Staatsbad GmbH, deren Rechtsnachfolgerin die Stadt Bad Dürkheim ist, seien im Mai in einem Keller unter anderem mehrere Kunstwerke gefunden worden, die früher die Brunnenhalle schmückten. Neben drei Bildern des Dürkheimer Malers Erich Schug auch das Unverzagt-Triptychon, das auf drei Bildtafeln, je 2,84 mal 0,95 Meter groß, von links nach rechts Menschen bei der Trinkkur, Musizierende und Tanzende zeigt. Nachdem das Dürkheimer Stadtmuseum die Metall-Grafik wegen ihrer Dimensionen niemals hätte aufhängen können, Unverzagt ein Grünstadter Künstler war und Ehrenbürger der Stadt ist, sei in Absprache mit der Verwaltung beschlossen worden, es Grünstadt anzubieten, so Langensiepen. Am 21. Juli hat sie als Kulturdezernentin, so steht es in ihren Akten, schriftlich festgehalten, dass der Grünstadter Bürgermeister Klaus Wagner (CDU) das Geschenk annimmt und demnächst Mitarbeiter des Bauhofes das Werk abholen. So ist es auch geschehen, noch im Sommer, bestätigte auf Nachfrage jetzt kurz vor Weihnachten Joachim Meyer, leitender Beamter der Stadtverwaltung Grünstadt. Obwohl nun schon einige Zeit ins Land gegangen ist, seit das Unverzagt-Werk abtransportiert wurde, habe sie in der Sache nichts mehr aus Grünstadt gehört, wundert sich Langensiepen. Eigentlich sollte ein Pressetermin mit den beiden Bürgermeistern gemacht werden, bei dem sich der Grünstadter Rathauschef bei seinem Dürkheimer Kollegen Christoph Glogger (SPD) offiziell für das Geschenk bedankt. Sie habe mehrmals in der Dürkheimer Verwaltung nachgefragt, zum Beispiel im Oktober als die Schug-Bilder, mittlerweile restauriert, im Stadtmuseum der Kreisstadt aufgehängt wurden (wir berichteten), und auch jetzt wieder, als in der RHEINPFALZ anlässlich des Todestages von Unverzagt am 19. Dezember ein Beitrag erschienen war. Die Auskunft sei immer die gleiche gewesen: Grünstadt hat sich nicht gemeldet. Gewundert habe sie sich auch, dass Wagner, den sie als FDP-Kreistagsmitglied regelmäßig bei Sitzungen im Kreishaus sehe, ihr gegenüber nie das Geschenk erwähnt habe. Den Vorwurf, Wagner habe sich nicht bedankt, weist Joachim Meyer von der Grünstadter Verwaltung zurück: „Natürlich hat sich Herr Wagner bei Bürgermeister Glogger bedankt.“ Das sei gleich geschehen, als die Schenkung erfolgt war. Glogger ist derzeit in Urlaub. Zum Pressetermin sei es noch nicht gekommen, weil die Stadt nicht wisse, wo das Wandbild hin soll. Die erste Idee sei gewesen, es im Treppenhaus des Stadthauses zu präsentieren, aber dafür sei es zu groß. Auch im Heimatmuseum des Altertumsvereins im Alten Rathaus sei dafür kein Platz, sagte Meyer weiter. Doch Siegfried Zimmermann, Vorsitzender des Vereins, wusste bis zur Anfrage der RHEINPFALZ nichts von der Kunstspende aus der Kurstadt: „Das ist das Erste, was ich höre.“ Informiert war aber Günter Herrmann, Beisitzer im Vorstand des Vereins und CDU-Stadtratsmitglied, wie er gestern im Weinstraßencenter sagte, als er zusammen mit Bürgermeister Wagner das Unverzagt-Werk auf Wunsch der RHEINPFALZ zum Fotografieren präsentierte. Als Kunstinteressierter hat Herrmann auch schon zur Vergangenheit des Werkes recherchiert. Nach seinen Erkenntnissen wurde die Metallgrafik auf Holzplatte 1974 für die damalige Staatsbad GmbH in Bad Dürkheim geschaffen. Der Kaufpreis wird auf rund 20.000 Mark geschätzt. Beim Neujahrsempfang der Stadt Grünstadt am 13. Januar im Weinstraßencenter soll das Triptychon den Bürgern gezeigt werden, teilten Wagner und Herrmann gestern mit. Offensichtlich eine Entscheidung, die jetzt ganz schnell getroffen wurde, denn in der Einladung an die Bürger auf der Homepage der Stadt, wo alle Programmpunkte des Empfangs aufgeführt sind, steht nichts dazu. Zu diesem Termin sei auch ein Vertreter aus Dürkheim eingeladen, bei dem sich dann öffentlich für das Geschenk bedankt wird, informierte der Bürgermeister weiter. Am Fototermin für die RHEINPFALZ, bei dem die drei Bildtafeln aus dem Keller geholt und im Eingangsbereich des Weinstraßencenters aufgestellt wurden, kamen Wagner und Herrmann dann zu der Erkenntnis, dass dieser Platz kein schlechter Standort für das Werk wäre. Alternativ käme auch das Foyer im ersten Obergeschoss des Hauses für das 44 Jahre alte Werk in Betracht, an dem der Zahn der Zeit leichte Beschädigungen verursacht hat, nachdem es wohl lange Zeit unverpackt gelagert wurde.

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