Bad Dürkheim Wie Paartanz im Eislauf

Lust auf Kammermusik: Fagottist Friedrich Edelmann, Cellistin Rebeca Rust und Pianist Scott Faigen.
Lust auf Kammermusik: Fagottist Friedrich Edelmann, Cellistin Rebeca Rust und Pianist Scott Faigen.

Die Besetzung Fagott, Cello und Klavier ist selten in der Kammermusik, drei Meister fanden sich am Wochenende auf Einladung der Pfälzischen Musikgesellschaft im Haus Catoir ein. Ein attraktives Programm mit Duos und Trios gab es zu hören.

„Beim letzten Mal hat es den Saal noch gar nicht gegeben“, meinte der Fagottist Friedrich Edelmann. Das muss lange her gewesen sein, als er hier mit seiner Frau musizierte. Edelmann war Mitglied im Orchester des Pfalztheaters Kaiserslautern, bevor er Solo-Fagottist bei den Münchner Philharmonikern wurde. Jetzt ist er pensioniert, wohnt wieder in der Pfalz und hat Zeit für und Lust auf Kammermusik. Muße auch, um Raritäten wie ein Trio von Johann Paul Schiffelholz auszugraben. Dieser war eigentlich Kammerdiener an kurfürstlichem Hof und nebenbei Hobbykomponist, ließ Edelmann in seiner Moderation wissen. Zwischen Barock und Rokoko war das Trio G-Dur angesiedelt, das der Fagottist zusammen mit seiner Ehefrau Rebecca Rust (Violoncello) und Scott Faigen (Klavier) musizierte. Ein köstliches Juwel war dabei zu hören, aufgeweckt und voller Spielfreude musiziert. Sehr innig gestaltete das Ehepaar seine Dialoge, gegenseitig umgarnend in reizvollen Frage- und Antwort-Spielen über dezenten Klaviertupfern. Michail Glinka war eher als Opernkomponist bekannt, gilt als Vater der russischen Romantik. In Italien hat er den Belcanto kennengelernt und manches davon in sein „Trio Pathétique“ eingebaut. Statt der originalen Klarinette übernahm die Cellistin diesen Part. Hochromantische Empfindungen fanden sich ein in diesem Triospiel, wurden die wunderschönen Melodien in großer Expression eingefangen. Dabei wurde immer sehr plastisch und ausdrucksstark musiziert, gewannen die Phrasen und Melodien beredsames Eigenleben. So sehr poetisch und träumerisch das Paar musizierte, ebenso punktgenau agierte der Pianist. In drei verschiedenen Duo-Kombinationen kamen die drei Instrumente gleichfalls zu Ton. Eine originale Duo-Sonate schrieb Mozart für Fagott und Violoncello, in B-Dur, KV 292. Im Vortrag der Eheleute wirkte dies wie ein Paartanz im Eislauf: voller Grazie, Anmut und tänzerischer Eleganz. Schnörkelreiche Virtuosität und Spiellaune, aufgeweckter Esprit fand sich neben gesanglicher Empfindung. Heiteren Spielwitz erweckte das Duo im Finale, bei präzise und launig ineinander verzahnten Motiven und quirlig drehenden Melodien: ein trefflicher Paarlauf! Als Weihnachtslied „Tochter Zion“ kennt man eine Melodie aus Händels Oratorium „Judas Maccabäus“. Auch Beethoven war davon angetan und schrieb zwölf Variationen über das Thema für Cello und Klavier. Hingebungsvoll und beseelt musizierte Rebecca Rust, wozu Scott Faigen einen spielerisch pointierten Gegenpart am Klavier gestaltete. Einig waren sich die Duopartner darin, kontraststark zu formulieren, wechselnde Charaktere in den Variationen hervorzubringen: bald die Lyrik genüsslich auskostend, dann wieder übermütig, übersprudelnd vor Lust und Virtuosität. An beherztem Spielwitz, resolut auftrumpfend, fehlte es gleichfalls nicht. Zum Schluss musizierte das Duo die Cellosonate g-Moll von Chopin. Zu hören war ein gleichberechtigtes Duo-Musizieren, wechselseitiges Geben und Nehmen. Tänzerische Heiterkeit fand sich neben gesanglicher Empfindung. Große Sehnsüchte ließ die Cellistin ausschwingen mit klangvollem Ton, der Pianist zeigte reichlich Brillanz. Zwei Stücke, die der Amerikaner George Peter Tingley für das Trio schrieb, waren Zugabe.

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