Bad Dürkheim Zuneigung, Witz und Menschlichkeit

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Selbst wer noch nie den Namen Erich Ohser gehört hat, kennt vermutlich seine Schöpfung, die Bildergeschichten um „Vater und Sohn“, die er 1934-37 unter dem Pseudonym e.o.plauen veröffentlichte. Eberhard Dittus von der Neustadter Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus erinnert jetzt mit einer kleinen Ausstellung in der Stiftskirche an den Zeichner, der sich 1944 nach der Verhaftung durch die Nazis das Leben nahm.

Die Schau setzt sich aus einigen Tafeln zu Leben und Werk Ohsers zusammen, die das Erich-Ohser-Museum in Plauen zur Verfügung gestellt hat, und zeigt darüber hinaus einige der 157 Geschichten um Vater und Sohn, die Ohsers Ruhm begründeten. Auch einige der Karikaturen sind zu sehen. Sie brachten dem Zeichner nach der Machtergreifung der Nazis 1933 ein faktisches Berufsverbot ein. Die Serie „Vater und Sohn“ konnte er nur mit einer Ausnahmegenehmigung des Propagandaministeriums veröffentlichen, die ihm jede politische Äußerung strikt verbot und ihm die Benutzung eines Pseudonyms auferlegte. Von der begeisterten Aufnahme, die die Serie schon bald beim Publikum erfuhr, wollten dann aber auch die Nazis profitieren. Dass die in der Regel vier- bis achtteiligen Cartoons mit ihrer Ironie, ihrer Menschlichkeit und der trotz gelegentlicher Schläge doch liebevollen Beziehung zwischen Vater und Sohn gar nicht ins Menschenbild der Machthaber passten, wurde geflissentlich übersehen. Wohl um der Vereinnahmung durch die Nazis zu entgehen, beendete er die Serie dann aber 1937 auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs. Sie brachte dem Zeichner trotzdem die Rehabilitierung bei den Nazis ein, für die er 1940-44 als Karikaturist tätig war. Dass dies wohl nur Fassade war, zeigte sich später: 1944 wurde Ohser denunziert und wegen „Wehrkraftzersetzung“ angeklagt. Dem Prozess und dem fast zwangsläufigen Todesurteil entzog er sich, erst 41 Jahre alt, durch Freitod. Auf einer Stellwand zeigt die Ausstellung außerdem einige Originale des Zeichners Ulf K., der 2015 ein Buch mit „Neuen Geschichten von Vater und Sohn“ veröffentlicht hat. Info Die Ausstellung läuft bis zum 8. Februar in den Neustadter Stiftskirche. Öffnungszeiten: täglich 11 bis 15 Uhr. Zusätzliche Öffnungszeiten für Schulklassen unter 0172-7474419. (hpö)

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