Kirchheimbolanden Alles ist möglich: Drei ganz besondere Absolventen an der Georg-von-Neumayer-Schule

Gruppenbild mit Schulleiter Jörg Oeynhausen (von links), Cedric Geyer, Max Sutter und Milica Cucak.
Gruppenbild mit Schulleiter Jörg Oeynhausen (von links), Cedric Geyer, Max Sutter und Milica Cucak.

Das Wenigste bekommt man geschenkt im Leben. Schulabschlüsse schon gar nicht. Und für manchen ist der Weg ganz besonders steil. Das ist aber noch lange kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken – wie die Geschichten dieser drei Absolventen der Georg-von-Neumayer-Schule zeigen.

Das Schuljahr endet – und damit für viele junge Menschen auch ein wichtiges Kapitel in ihrem Leben. Zahlreiche Jugendliche starten mit einem erfolgreichen Abschluss in der Tasche ins Berufsleben oder in Richtung Abitur. Die Georg-von-Neumayer-Schule verabschiedete dieser Tage ihre Absolventen – als Schwerpunktschule für Inklusion und individuelle Förderung kann die Realschule plus dabei einige besondere Geschichten erzählen.

Die Geschichte von Max Sutter

Max Sutter
Max Sutter

Auf einmal war alles größer. Die Anzahl der Mitschüler, die Klassenräume, das Schulgebäude. Was für die meisten Kinder beim Wechsel auf eine weiterführende Schule schnell zur Normalität wird, blieb für Max Sutter eine tägliche Herausforderung. Als Autist braucht er seinen festen Rahmen, seine Regeln, seinen Überblick.

Max hat diese Aufgabe jedoch gemeistert. Stets begleitet von einer Integrationskraft, die ihn über alle Klassenstufen hinweg zur Seite stand, darf sich Max Sutter nun über die Mittlere Reife freuen und wird seinen Schulweg künftig wohl an der Fachoberschule in Göllheim fortsetzen – mit Schwerpunkt auf Verwaltung und Wirtschaft. Die zugehörige Praktikumsstelle hat er ebenfalls bereits in Aussicht. „Den Abschluss hatte ich mir immer zugetraut, und er war auch immer das Ziel“, erklärt er.

Tatsächlich seien die schulische Leistung eigentlich nie ein echtes Problem gewesen, bestätigen seine Integrationskraft sowie Schulleiter Jörg Oeynhausen. Max hatte eben vor allem in den ersten Jahren eher Probleme, sich im Schulkosmos zurechtzufinden. Gleichermaßen organisatorisch, wie auch im Klassenverbund. „Seine Entwicklung war aber gut, sehr fortschreitend“, freut sich seine Integrationskraft. Die Fortschritte führten schließlich bis zum erfolgreichen Abschluss nach der zehnten Klasse – und werden auch darüber hinaus führen. Längst haben weder Max noch seine Lehrer Zweifel daran, dass er auch die nächsten Schritte erfolgreich gehen wird.

Die Geschichte von Milica Cucak

Milica Cucak
Milica Cucak

Der Start hätte eigentlich kaum schlechter sein können. Milica Cucak weiß nicht zufällig noch ganz genau, an welchem Tag sie nach Deutschland gekommen ist. Es war der 11. März 2020 – zwei Tage später startete der erste Corona-Lockdown. „Der langsame Einstieg kam mir zwar inhaltlich entgegen, aber ich hatte eher keine sozialen Kontakte“, erinnert sie sich an diese Tage. Sie nutzte die Zeit jedoch äußerst sinnvoll. Heute, etwas mehr als drei Jahre später, verlässt sie die Schule und spricht ein annähernd einwandfreies Deutsch. Mehr noch: Milica will die für sie eigentlich fremde Sprache künftig sogar als Hauptfach auf dem Aufbaugymnasium in Alzey belegen.

In Bosnien, wo sie bis 2020 lebte, hatte sie Deutsch zwar schon „am Rande gelernt“, wie sie sagt. Ihre beachtlichen Kenntnisse hat sie sich aber nun innerhalb von drei Jahren angeeignet. Sie mag Literatur, liest gerne Sachtexte – und ist bestens gerüstet für die nächsten Schuljahre, eines der besten Zeugnisse inklusive.

Milica weiß, wo sie sich bedanken muss. In ihren ersten Sommerferien in Deutschland verbrachte sie viel Zeit mit Rosemarie Köhr, einer ehemaligen Lehrerin an der Realschule plus. „Das war schon entscheidend“, sagt sie über die Wochen, in denen sie intensiv Deutsch gelernt hat. Inzwischen spricht sie sicher, nahezu akzentfrei. Nur ganz selten schleicht sich ein kleiner Fehler ein. „Bei Fachbegriffen muss ich manchmal noch nachfragen oder im Internet nachlesen“, sagt sie. Milica Cucak wird aber auch das sicher bald hinter sich lassen. Man darf dabei nicht vergessen, dass Deutsch ihre zweite Fremdsprache ist. „Ein Sprachtalent eben“, sagt Schulleiter Oeynhausen.

Die Geschichte von Cedric Geyer

Cedric Geyer
Cedric Geyer

Einer, der den Weg zur Mittleren Reife noch gehen will, ist Cedric Geyer. Ein Ziel, das ihm vor einigen Jahren noch die wenigsten zugetraut hätten. Als Schüler mit Förderbedarf Lernen kam er einst an die Realschule plus, hatte Probleme in verschiedenen Fächern, auch mit dem Schreiben. „Ich habe mich da mit harter Arbeit herausgekämpft“, sagt er heute.

Stück für Stück wurden seine schulischen Leistungen besser, Anfang der achten Klasse wurde dann sogar der Förderbedarf komplett aufgehoben. Cedric Geyer war nun einfach Schüler – und geht nun mit einem der besten Zeugnisse seiner Stufe. Allerdings geht er nicht wirklich, nimmt nicht den Weg, der lange Zeit zu erwarten war. „Eigentlich hatte ich schon eine Ausbildungsstelle in Aussicht, will nun aber auch die zehnte Klasse machen“, verrät er.

Sein Ausbilder wartet auf Cedric – und der will die nächste große Aufgabe auch noch meistern. Wieder wird dafür harte Arbeit nötig sein, aber damit kennt sich Cedric Geyer ja bereits bestens aus. „Leicht wird das nicht. Er wird die gleiche Leistung bringen müssen wie alle anderen Zehntklässler auch“, betont Jörg Oeynhausen. Aber Cedric Geyer ist bereit. „Im Nachhinein fühlt es sich gut an“, sagt er im Rückblick auf den mitunter harten Weg bis hierhin. Die Arbeit habe sich gelohnt. Und er hat Lust auf mehr, Bock auf Schule. Besser können die Voraussetzung eigentlich kaum sein.

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