Donnersbergkreis Bei der Premiere Maßstäbe gesetzt

Es war fast schon so etwas wie eine Drohung: „Sie werden in nächster Zeit vielleicht ab und zu an mich denken.“ Diese Worte von Ramon Chormann am Freitagabend bei der Premiere in seinem eigenen Theater in der Kirchheimbolander Mühlstraße trafen den Nagel auf den Kopf. Der Kabarettist lieferte einen denkwürdigen Abend ab. Einen, von dem die Besucher sicher noch oft erzählen werden. Einen, der große Lust auf die neue gute Stube Chormanns gemacht hat.

Der Blick von Eugen Damm schweift durch den Veranstaltungsraum, über das lila angestrahlte Dachgebälk, über die schicken, weinroten Stühle, über die schlichte und doch ansprechende Holzbühne. „Das gibt ein Kulturschuppen. Das hat was!“ Der Lauterer Mundartdichter ist schwer beeindruckt. Ramon Chormann wird diese Worte gerne hören. Um seinen langjährigen Freund Eugen Damm zu begrüßen, verlässt er sogar seine Bühne, auf der er sonst nur ständig auf und ab läuft. Damms Meinung wird Chormann viel bedeuten. Er weiß, diese Worte sind ehrlich gemeint. Eine halbe Million Euro hat der Kabarettist in das Schüttgutlager des ehemaligen Mühlenbetriebs in der Kirchheimbolander Mühlstraße investiert. Unter den 200 Gästen bei der ausverkauften Premiere ist auch der ehemalige Eigentümer Walter Müller. „Frieher hunn die Säck dorum gelää, heit hocken se uff de Stiehl.“ Typisch Chormann. Typisch Chormann ist auch das, was die Besucher am Premierenabend erleben. Keine großen Eröffnungsreden. Der Kabarettist legt gleich voll los. Plaudert zunächst von der Vorpremiere am Donnerstag, die feucht-fröhlich gewesen sei. „Ich kennt jetzt noch e Woch Wasser trinke, es is immer noch Schorle.“ Wieder typisch Chormann. Kurz darauf wird es aber ganz still im Saal. Fast andächtig lauschen die Besucher Chormann, als er sich an seinen schwarzen Bechstein-Flügel setzt und zu spielen beginnt. „De Pälzer“ singt, stimmt nicht das letzte Mal an diesem Abend ernstere Worte an. „Mag nicht gerne Berater“, „packt das Schicksal fest am Kragen“, „Er hat die gleichen Probleme wie mir all“. Schon ist der Hausherr mittendrin in seinem neuen, in seinem fünften Programm mit dem Titel „Ich saa′s jo nur!“ Ratgeber für alle Lebenslagen füllen mittlerweile ganze Abteilungen in Buchhandlungen, hat er beobachtet. Im Fußballstadion seien beispielsweise 22 Spieler auf dem Rasen und 40.000 Berater drumherum. Steuerberater, Hochzeitsberater, Kundenberater – Chormann kann da so einiges aufzählen. „Ich bin der Meinung, es gibt nur deshalb so eine Flut von Beratern, Ratschlägen und Tipps, weil Menschen nicht mehr bereit sind, selbstständig zu denken“, sagt der Kabarettist und ermutigt die Gäste, auch mal Fehler zu machen. Köstlich, wie Chormann davon berichtet, wenn er in einem Einkaufsmarkt erkannt wird – „de Raimund“. Ebenso, wie er über die Herkunft seines Namens philosophiert. „Ramon, ein spanischer Vorname. Meine Mutter war deutsch, mein Vater hatte einen Bekannten...“ Kaum hat er diese Worte gesprochen, gibt es vom Vater spontan aus dem Publikum den Konter: „Deswege kummsch du mir aach schon immer so spanisch vor.“ Emotional ist das Lied über seine früh verstorbene Mutter, über deren Ratschläge. „Wenn ich heut oft an mei Mutter denk’, dann is jede Erinnerung faschd wie ein Geschenk.“ Immer mal wieder packt Chormann auch sein Herzensprojekt, sein eigenes Theater, in das Programm, dankt Planern und Handwerkern. „Wir haben hier eine Sache gemacht, die gab’s in Kerchem noch ned – un in Bischheim aach noch ned.“ Natürlich müssen die Besucher auch nicht auf Dummbeitels Heinz oder Bleedmanns Peter verzichten. Wobei diese nicht übertrieben eingesetzt werden. Die Besucher erleben den Hausherrn bei der Eröffnung seines Theaters in Bestform. So sieht das auch sein Freund Eugen Damm: „Ich hätte nie gedacht, dass man aus dem Thema Ratgeber so viel machen kann.“ Chormann selbst, Jahrgang 1972, treibt gegen Ende den Gästen mit einer Anekdote, der Autofahrt in den Familienurlaub nach Spanien, dann auch noch die Tränen in die Augen – vor Lachen natürlich. Der Premierenabend des Ramon-Chormann-Theaters hat gleich Maßstäbe gesetzt. Und der Hausherr hätte sicher nichts dagegen, wenn von solchen Abenden noch viele weitere folgen... Info Weitere Informationen und Karten für das Ramon-Chormann-Theater gibt es im Internet unter www.chormann.de

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