Donnersbergkreis Bernhardt – Bernhardt – Bernhardt

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Steinbach. Das war blass, das war träge und wachsweich! „Maßlos enttäuschend“, meckerte Valon Lukaj, Trainer des TSV Dörnbach, bedient. Der Titelkandidat der A-Klasse bekam seine erste Abreibung verpasst, nach unterirdischer Darbietung: Er ging beim starken Aufsteiger TuS 07 Steinbach chancenlos 0:3 (0:1) unter – und kann mit dem „milden“ Ergebnis noch zufrieden sein. Dörnbachs Schrecken trug den Namen Kevin Bernhardt. Der Top-Stürmer schoss seine Saisontore acht, neun und zehn.

Unbekannt ist, ob er auch das Tanzbein schwingen kann. Leichtfüßig, elegant. Kevin Bernhardt sollte es aber mal versuchen. Er hätte gute Erfolgschancen. Bestimmt. „Ich hab’ gesehen, dass keiner mitläuft. Gegen drei Mann muss ich dann eben ins Dribbling“, sollte der kantige Torjäger später, schulterzuckend am verdienten Weizen nippend, erklären. Als wäre sein Solo nichts gewesen! „Wie groß seine Klasse ist? Spielentscheidend“, lobte Timothy Hanauer, Steinbachs Coach. Eine Szene zum Zungenschnalzen, nach genau einer Stunde: Den Steilpass ließ Bernhardt clever passieren, trat wuchtig an. Was kam – brasilianisch, lässig, dreist. Die Tor-Maschine zog zwei Haken, zauberte einen Übersteiger auf den Rasen, eine ganze Abwehrkette lief ins Nichts. Tor, flach ins Netz (60.). Düpiert. „Es waren nur lange Bälle auf ihn, immer das gleiche“, wusste Dörnbachs Trainer Valon Lukaj exakt, wie der Aufsteiger seinen Goalgetter inszenierte. Bitter nur, dass er nicht zu bremsen war. 2:0 für den TuS 07 Steinbach. Und es sollte nicht alles gewesen sein. Hanauers Eleven – offiziell ja Außenseiter – zerlegten ihren Rivalen. Der TSV, als Mitfavorit auf die Schale gehandelt, bot eine saftlose, eine magere Leistung. 5:0, vielleicht auch 6:0 hätten die 07er ihn abschießen können. Es war möglich. „Wir haben keine Zweikämpfe angenommen. Wir haben hinten die Bälle verloren. Wir hatten keine Anspannung. In allen Bereichen haben wir was falsch gemacht. Desolat!“, fällte Lukaj ein vernichtendes Urteil über den eigenen Auftritt. Er zeigte Rückgrat und gab das Versagen ungeniert zu. Schließlich forderte er im Vorfeld auch den Dreier. Und zwar nichts als den. Stattdessen veredelte Bernhardt gar zum 3:0 (89.), Artur Altergott hatte klasse herein gepasst. Der TuS agierte nicht wie ein Aufsteiger. Er machte Dampf wie einer, der noch mal Meister werden will. Wie einer, der das Zeug dazu hat. „Wir hatten heute eine überragende Defensive. Das begann vorne. Anlaufen, Pressing. Was nicht geklappt hat, war, dass zu oft der zweite Ball weg war“, krümelte Hanauer Kleinigkeiten hervor. Ein Bernhardt-Schuss auf der Linie geblockt (67.), ein aufmerksamer TSV-Torhüter Rayk Lehmann (71.), eine seltene Nachlässigkeit Bernhardts (86.), der lapidar am Pfosten vorbei spitzelte. Das Fiasko, eine deftige Klatsche, war nahe. Die 88. Minute, ein „historischer“ Moment des angekündigten Spitzen-Derbys der A-Klasse: Hakan Akten – brillanter, aber gestern unauffälliger Regisseur des TSV – lief an zum Freistoß. Seine Delikatesse. Zügig zischte die Kugel gen Winkel, Lukas Schmidt legte einen Show-Flug ein. Fast 90 Minuten war er kalt gewesen. Es war Dörnbachs erster, am Ende einziger Schuss auf Schmidts Kasten. Der Ausfall von Lukajs spritziger, pfeilschneller Spitze Stefan Linck, er wog schwer. Dazu wurde Michael Morlock nach seiner Roten im Pokal vier Wochen gesperrt. Vorne fehlt der Antrieb. „Wir mussten mit dem Läuferischen dagegenhalten. Dörnbach hat ja einen guten Blick für den Ball, wir keine Erfahrung“, beschrieb Hanauer das Rezept des TuS, den TSV in Grund und Boden zu rennen. So schaffte er sich Raum, so kreierte er Chancen. „Wir sind einfach ein Team. Da läuft jeder für jeden, unser Pensum ist abartig. Ich hab’ von Dörnbach mehr erwartet“, sagte Bernhardt – der, nachdem ihm der Ball vor die Füße fiel, trocken über das Gras das 1:0 markiert hatte (26.). Die Vorentscheidung hätte in Halbzeit eins fallen müssen. Fahrlässig, wie der TuS seine Hochkaräter verschenkte, inkonsequent. Ein einziger Vorwurf... Valon Lukaj lief angefressen über den Rasen. Direkt nach Abpfiff begnügte er sich mit einem abwinkenden „verdient verloren“, haderte dann aber doch mehr. Viel hatte er sich vorgenommen, drei Punkte als Pflicht ausgegeben. Lukajs System war gestört, schon nach acht Minuten, als Belend Atroshi mit einer Knieverletzung ins Krankenhaus musste. „Das war gar nichts“, ärgerte sich Lukaj, gab auch zu: „Es hätte höher ausgehen können.“ Ein Tag zum Vergessen für seinen TSV Dörnbach. Der TuS 07 Steinbach hingegen wird sich nicht mehr hinter der Außenseiter-Rolle verstecken können. So spielten sie TuS 07 Steinbach: Schmidt - Müller, Becker, Szaszorowski, Altergott - Hanauer (85. Hammel), Dennis Kladnicanin (46. Mergler), Windecker, Schreiber (68. Damir Kladnicanin) - Walther, Bernhardt TSV Dörnbach: Lehmann - Enkler, Daniel Bäcker, Kappesser, Künstler - Atroshi (10. Antoni/46. Kerth), Lukaj - Resic, Akten, Denis Bäcker - Ayikbaba Tore: 1:0 Bernhardt (26.), 2:0 Bernhardt (60.), 3:0 Bernhardt (89.) - Gelbe Karten: Walther, Windecker - Enkler - Beste Spieler: Bernhardt, Altergott, Windecker, Walther - Zuschauer: 95 - Schiedsrichter: Wittke (Osthofen).

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