Donnersbergkreis Boot in schweren Zeiten auf Kurs gehalten

Ob den Abschluss einer fünfjährigen Beschäftigungsgarantie beim Keiper-Verkauf, das Abfedern der 2008 einsetzenden Wirtschaftskrise über Kurzarbeit oder das Verhindern von mehr als 600 Entlassungen infolge hoher Stahlpreise: Rainer Ackners unbestrittenen Verdienste als Vorsitzender des Betriebsrates (BR) im Johnson-Controls-Werk Rockenhausen und des Gesamtbetriebsrates (GBR) der drei ehemaligen Keiper-Standorte in der Pfalz beziehungsweise Remscheid haben die Redner bei seiner Verabschiedung vielfach betont. Doch darüber hinaus haben die Laudatoren den 59-Jährigen, für den gestern der Ruhestand begonnen hat, auch als „wunderbaren Menschen und großartige Persönlichkeit“ gewürdigt, wie es seine GBR-Stellvertreterin Monika Bittner auf den Punkt gebracht hat.

Typisch für den emotionalen, stets geerdeten Menschen Rainer Ackner: Als er Ehefrau Edeltraud und Tochter Diana danken wollte, „die oft auf mich verzichten und viel Geduld aufbringen mussten“, da hat ihm für einige Sekunden die Stimme versagt. Zwischen unzähligen Gesprächen über fehlende Renditen, Arbeitsplatzabbau, Ausgliederung oder Verkaufsgerüchte hat der gebürtige Ransweilerer nie den Bezug zur Basis verloren. Dazu passt, dass er das Angebot des Unternehmens angenommen hat und die Freistellungsphase der Altersteilzeit ein Jahr früher als geplant antritt. Denn für den nun folgenden Lebensabschnitt „habe ich mir noch einiges vorgenommen“, so Ackner. Natürlich mehr Zeit für seine Familie, aber auch für seine Hobbys zu haben. Merle, ein zehn Monate alter Golden Retriever, wird es ihm ebenso danken wie in seinem Wohnort Schallodenbach der Hundeverein, dessen Vorsitzender er ist. Und auf seinem Motorrad wird er künftig so manchem Sonnenuntergang „entgegen reiten“. Apropos reiten: Für seine Abschiedsworte hatte der scheidende Betriebsrat das Bild des Cowboys gewählt, für den es „Zeit wird, die Zügel aus der Hand zu geben, die Stiefel abzustreifen und es sich im Schaukelstuhl auf der Veranda bequem zu machen“. Da mit Ralf Gümbel als BR-Vorsitzender im Werk Rockenhausen und Werner Maurer als GBR-Vorsitzender „zwei sattelfeste Nachfolger“ bereitstünden, sehe er der Veranda „ohne Bedenken, aber nicht ohne Wehmut“ entgegen. Denn natürlich werde er dann zurückblicken auf ereignisreiche Jahre, die er Seite an Seite mit den weiteren „Cowboys und -girls“ in der Arbeitnehmervertretung erlebt hat. Diesem „Top-Team“ dankte der gelernte Werkzeugmacher, der seine Lehre bei Keiper 1971 begonnen hat und nur unterbrochen vom Wehrdienst fast 45 Jahre für den Autozulieferer tätig gewesen ist, „für euren Ehrgeiz und Einsatz, eure Ideen, Impulse und Loyalität. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was wir erreicht haben.“ Erreicht haben er und seine Mitstreiter in der Tat einiges – und das in alles andere als ruhigen Jahren. Seit 2001 fungierte Ackner als freigestellter Betriebsrat; 2005 wurde er Stellvertreter, 2008 Vorsitzender des BR im Werk Rockenhausen sowie des GBR, wie Werkleiter Martin Queck skizzierte. Ein turbulentes Jahrzehnt, gipfelnd im Verkauf von Keiper an Johnson Controls Ende 2010. „Bei schönem Wetter kann jeder segeln. Sie haben aber das Boot in stürmischen Zeiten auf Kurs gehalten“, sagte Elmar Deegener, Vice President bei Johnson Controls. An einige dieser „Stürme“ erinnerte Ackner – etwa an die Forderung der Unternehmensleitung, die Kosten im Personalbereich um rund 100 Millionen Euro zu reduzieren. 672 Entlassungen standen damals im Raum; letzten Endes habe man jedoch zusammen mit der IG Metall betriebsbedingte Kündigungen weitestgehend verhindern können. Die Wirtschaftskrise ab 2008, die Schließung des Werkes auf dem Einsiedlerhof 2010 waren weitere Herausforderungen in seiner Amtszeit. Die prägendste Zeit war jedoch mit Sicherheit die monatelange Ungewissheit, bis die Übernahme durch den US-Konzern besiegelt war. Dass Ackner und Co. dabei für die Mitarbeiter eine fünfjährige Beschäftigungsgarantie aushandelten – obwohl, wie Personalchef Axel Bechberger betonte, für ein amerikanisches Unternehmen die deutsche Mitbestimmung nicht gerade selbstverständlich sei –, ist nicht nur für den stellvertretenden IG-Metall-Bevollmächtigten Alexander Ulrich „eine grandiose Leistung“. GBR-Stellvertreterin Monika Bittner sah damit gar „eine Benchmark gesetzt“. Und Rockenhausens Stadt- und damaliger VG-Bürgermeister Karl-Heinz Seebald bezeichnete den Trauermarsch der „Keiperianer“ zur Donnersberghalle als „eines der eindrücklichsten Erlebnisse“ in seiner Amtszeit. In gleichem Maße haben die Redner jedoch den Menschen Rainer Ackner gewürdigt (siehe „Zur Sache“). Dieser zeigte sich überwältigt von der Verabschiedung, die seine BR-Kollegen organisiert hatten. Dennoch freue er sich auf den nun folgenden Abschnitt – und nahm abschließend noch einmal Anlehnung an den Wilden Westen. John Wayne habe gesagt: „Das wichtigste in unserem Leben ist das Morgen.“ Es ist Rainer Ackner zu wünschen, dass noch viele folgen.

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