Donnersbergkreis Das Ende, von dem kaum jemand etwas wusste

Würzweiler. Das war′s! Eine traurige, eine bedrückende Nachricht ist es, die den Tischtennis-Kreis erschüttert: Der TTV Würzweiler wird bald Geschichte sein. Nach bewegten 52 Jahren aktivem Vereinsleben löst der Schläfer-Klub nach und nach seine Strukturen auf – um im Folgejahr sogar endgültig aus dem Vereinsregister gelöscht zu werden. Keine Zukunft habe der TTV, heißt es. Die Bezirksklasse-Saison 2014/15, sie wird als Abschiedstournee in den Köpfen bleiben. Ende. Und Zeit für einige Erinnerungen.

Es sind Informationen, die man eigentlich nicht wissen will. Schon gar nicht als erstes, aus vertraulicher Hand. Noch betrübender sind sie dann, schockierender. Am 25. April, an einem Samstag, müssen Udo Schappert und der TTC Schönborn genauso gefühlt haben. Der letzte Bezirksklasse-Spieltag stand an, zu Gast war Lokalrivale TTV Würzweiler. Was Schappert zuvor nicht ahnte: Es sollte die letzte Partie des TTV sein – für immer, nach 52 Jahren, gefüllt mit Hunderten von Spielen. Erst am Vortag hatte Würzweiler beschlossen, dass ein Weitermachen sinnlos wäre. Der Klub hatte sich für die Abmeldung entschieden. „Das ist absolut traurig und schade. Über Jahre hinweg hatten wir gemeinsame Berührungspunkte“, erzählt Schappert heute. Betroffen reagierte er an jenem Abend, als der TTV auspackte. Gerd Schläfers Stimme durchzieht eine Spur Wehmut. Klar. Realistisch sieht er die Lage dennoch. „Ich hatte ja vor nicht allzu langer Zeit prophezeit, dass ein Ende naht. Bei uns hat einfach der letzte Biss gefehlt. Ein, zwei Jahre wäre das noch gut gegangen, länger nicht“, sagt der langjährige Teamkapitän der Würzweilerer. Das große Problem: Der Nachwuchs fehlte. Jahre agierte der TTV in mehr oder weniger ähnlicher Formation. Eine „Zweckgemeinschaft“ sei das gewesen, räumt Schläfer ein – weil ja alle auch zu einer Familie gehörten. Mit Minimum fünf Schläfers lief der TTV auf. Sie hielten zusammen. Das Beispiel Steffen Schläfer belegt das. Nie spielte er für einen anderen Verein, hatte keinen Lehrbuch-Trainer – trotzdem gehört er schon Jahre zu den Besten der Liga. Talent, ganz einfach. Er hätte höher glänzen können. Doch er blieb. „Es war klar: Wenn einer geht, dann brechen wir auseinander. Dann können wir die Klasse nicht halten“, so Gerd Schläfer. Nicht anders kam es. Björn Schläfer, sein Neffe und der Jüngste im Verein, unterschrieb bei den TTF Rockenhausen. Mehr Chancen, schildert er, sehe er hier. Mehr Möglichkeiten, sein Potenzial auszuschöpfen. Der letzte Stoß, der den TTV endgültig zum Sturz zwang. Angebahnt hatte es sich, unausweichlich war es jetzt: die Auflösung. „Wir sind niemandem böse. Björn kann noch besser werden. Lange hätte das eh nicht mehr geklappt“, meint sein Onkel. Schwer war es ohnehin: Die beiden Top-Akteure Steffen und Mario wohnen im Raum Kaiserslautern – sie pendelten wöchentlich. Ein Gefallen. Rückschau: Der TTV war wohl das, was man einen eingefleischten Bezirksklasse-Klub nennen kann. 24 der letzten 28 Jahre schlug er hier auf, seit 2001 ununterbrochen, erklärt Schläfer. Er hatte seinen festen Platz – meistens – im gesicherten Mittelfeld. Die letzte Saison, die mit dem 6:9 in Schönborn ausklang, beendete Würzweiler auf Platz sieben. Standesgemäß. 1963 wurde der Verein gegründet und war seit jeher von den Schläfers dominiert. Mannschaftsführer Gerd erinnert sich. Glanzzeiten gab es, Ruhm und Gloria. Zum Beispiel, als sein TTV mal ein Jahr Bezirksliga-Luft schnupperte, wacker kämpfte, aber doch wieder absackte. Weil sich Mario in der Vorrunde das Kreuzband riss. „Wir hatten einige Punkte und hätten noch mehr geholt. Der Klassenerhalt wäre wider Erwarten gewesen“, betont Schläfer. Oder auch das Jahr 1987, die Hochzeit des Würzweilerer Tischtennis-Sports. Drei Mannschaften stellte der TTV auf, 32 Akteure standen auf dem Meldebogen. Zum Vergleich: Zehn waren es zuletzt. Der schleichende Verfall erreichte nun seinen Tiefpunkt. „Natürlich ist es traurig“, bekennt der Spielführer. Eine Mannschaft, sagt er, die melde er nicht noch einmal. Der TTV spielte seine letzte Runde, ohne dass die Konkurrenten es wussten. Er war sich dessen ja selbst noch nicht ganz klar. Keine Lokalderbys mehr gegen Gerbach, Schönborn, Rockenhausen. Keine geselligen Runden danach. Noch etwa ein Jahr, meint Schläfer, bleibe der Verein bestehen. Dann werde er aufgelöst. 52 Jahre Tischtennis in Würzweiler nehmen ein Ende.

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