Donnersbergkreis „Das selbe wie damals 1996“

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Der FCK-Ehrenpräsident und Mitglied im Ehrenrat des 1. FC Kaiserslautern, Norbert Thines, sieht in dem Verlauf der jüngsten Jahreshauptversammlung des Fußball-Zweitligisten am vergangenen Samstag eine deutliche Parallele zu der Jahreshauptversammlung am 9. Juli 1996, in der er nach dem erstmaligen Abstieg des Vereins aus der Ersten Fußball-Bundesliga und erheblichem Druck aus der Mitgliederschaft auf ihn seinen Hut als Präsident nehmen musste. Unser Redakteur Hans-Joachim Redzimski sprach mit ihm über die jüngste Jahreshauptversammlung, in der nach der Nicht-Entlastung der Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Rombach die Konsequenzen zog und vom Aufsichtsratsvorsitz und vom Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung zurücktrat.

Sie waren Gast der Jahreshauptversammlung. Wie haben Sie den Verlauf der Jahreshauptversammlung empfunden?

Ich habe die Jahreshauptversammlung gar nicht durchhalten können. Ich hatte mit Unterzucker und der Aufregung zu kämpfen und habe mich in der Halbzeit verabschiedet. Solange ich dabei war, habe ich gedacht: Menschenskind, das ist das selbe wie damals 1996. Genau so. Da hat mir auch keiner geholfen. Da war auch Stille beim ganzen Aufsichtsrat. Willi Pfeiffer ist aufgestanden, ist niedergebrüllt worden. Das war das selbe Strickmuster. Ich möchte die Angelegenheit nicht noch einmal anheizen, indem ich mich jetzt äußere. Ich möchte aber, dass wir die FCK-Kultur irgendwo und irgendwann wieder in ein Gleis bringen, auf dem jeder mit dem anderen mit Respekt umgehen kann. Wenn Sie von Respekt sprechen … Respekt hat der später zurückgetretene FCK-Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Rombach in der Jahreshauptversammlung nicht erfahren. Nein. Wir wollen im Ehrenrat zwischen Weihnachten und Neujahr zusammenkommen, dann eine Stellungnahme dazu abgeben. Wir können uns ja nicht wegstehlen. Ich habe meinen FCK wieder erlebt in einer Art und Weise, die mir fremd ist. Mit der Kraft, die ich noch habe, und mit der Sympathie, die ich besitze, das ist ja sehr wertvoll, will ich dazu beitragen, dass wieder Ruhe in den Verein einkehrt, dass die Selbstzerfleischung der Fraktionen ein Ende nimmt. Sie haben gesagt, die Jahreshauptversammlung ist ähnlich verlaufen wie damals 1996. Aufsichtsrat und Vorstand haben Dieter Rombach jetzt auch nicht beigestanden. Hätten sie ihm beistehen sollen? Ich möchte nicht im Alleingang dazu etwas sagen. Das muss der Ehrenrat machen, zusammen. Ich bin keiner, der Angst hat. Ich möchte aber meine Kollegen im Ehrenrat nicht mit einer Aussage brüskieren. Wenn Sie die Jahreshauptversammlung noch einmal Revue passieren lassen, die Sie zum Teil selbst erlebt, zum Teil aus den Medien erfahren haben, welche Konsequenzen sollten Aufsichtsrat und Vorstand aus dem Verlauf der Jahreshauptversammlung für die Zukunft ziehen? Ich kann dazu nur sagen, ich will − und wenn ich es kann − die Kräfte unterstützen, die wirklich ehrlich und traditionsbewusst für unseren Verein da sind. Wir müssen gucken, auf beiden Seiten, wie wir wieder zusammenkommen. Das muss möglich sein, sonst hat der Betze keine Chance mehr. Das möchte ich kultivieren. Es muss nicht eskalieren. Es muss wieder in eine Bahn kommen, in der jeder mit dem anderen vernünftig umgeht. Damit wäre schon viel gewonnen. Wie lautet Ihr Appell an die Mitglieder und Fans in diesem Zusammenhang? Ich kann nichts unter den Tisch kehren. Das will ich auch nicht. Es muss aber in einer fairen und anständigen Art und Weise wieder versucht werden, zusammenzukommen und die Dinge ins Lot zu bringen. Die Frage ist: Kann man sich versöhnen oder kann man es nicht? Daran muss man arbeiten. Es ist leichter, wieder Öl ins Feuer zu gießen, als das Feuer wieder auszublasen.

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