Donnersbergkreis Der „Feuerruf“ des Nachtwächters

Aufstellung am Glockenturm: Die Feuerwehr Waldgrehweiler samt Spritze in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Aufstellung am Glockenturm: Die Feuerwehr Waldgrehweiler samt Spritze in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Wann genau die Freiwillige Feuerwehr Waldgrehweiler gegründet wurde, ist nicht bekannt. Die meisten historischen Dokumente sind im Laufe der Zeit verloren gegangen. Erhalten geblieben ist jedoch eine Kopie der „Feuer-Lösch-Ordnung“ der Moscheltalgemeinde, die im Dezember 1877 vom Gemeinderat beschlossen wurde und im Januar 1978 Rechtskraft erlangte. Grund genug, dieses Jahr als Gründungszeitpunkt anzunehmen – und am morgigen Sonntag das 140. Jubiläum der Wehr zu feiern.

In jener Ordnung von 1877 wurden neben den Maßnahmen und dem Verhalten bei Bränden auch die Erstellung einer Feuerwehr und die Feuerwehrpflicht geregelt. Alle männlichen Bewohner vom 20. bis 50. Lebensjahr mussten in die Wehr eintreten. Ausgenommen waren kranke und gebrechliche Personen, die Kirchen-, Schul- und Gemeindebedienstete sowie die Bader. Die Aufteilung erfolgte in eine Steiger- und Retterabteilung, eine Spritzenmannschaft mit Pumpen, eine Wassermannschaft mit „Hottenträgern, Wasserschöpfern und Fuhrmännern“ sowie eine Ordnungsmannschaft als Sicherheitswache, Absperrungs- und Überwachungsgruppe. Jeder Abteilung stand ein Obmann mit Stellvertreter vor, pro Spritze gab es zwei Spritzenmeister. Es war Pflicht, zweimal jährlich eine Übung abzuhalten. Nach jeder Übung und jedem Einsatz wurden die Namen der Anwesenden verlesen und die Fehlenden zur „gerichtlichen Bestrafung“ angezeigt. Die Alarmierung erfolgte durch „Feuerruf“ des Nachtwächters, Hornsignale oder Glocken. In Dürrezeiten nur Trockenübungen Bereits 1869 hatte die „Münchener und Aachener Mobiliar-Feuer-Versicherungs-Gesellschaft“ der Gemeinde eine zweirädrige „Druckfeuerspritze“ gespendet. 1886 bestellte man für 690 Mark zusätzlich eine vierrädrige „Feuerspritze No. 11“. Diese förderte bei einer Bedienung mit acht Mann 200 Liter Löschwasser pro Minute und brachte einen 24 Meter hohen Wasserstrahl hervor. Im Jahr 1903 umfasste die Waldgrehweilerer Mannschaft einen Signalisten, eine Steigermannschaft (12 Mann), Spritzenmannschaft (28), Wassermannschaft (20) und Ordnungsmannschaft (6), zusätzlich fünf Abteilungsführer. Neben den Spritzen besaß man rund 30 Eimer, „Feuerhaken“ (Einreißhaken für Dächer), Holzleitern, Handlampen, Wachsfackeln und andere Utensilien. Mit fortschreitender Technik kamen Dinge wie die Ausstattung für Elektriker und Sanitäter hinzu. Über alle Zeiten hinweg war das Budget für das „Feuerlöschwesen“ recht gering, selbst über die Anschaffung von Uniformen und Helmen wurden langwierige Diskussionen geführt. Viele Übungen mussten wegen Dürreperioden und Wassermangels trocken ausgeführt werden, was sich erst mit Installation der Wasserleitung 1957 änderte. Im Krieg auf ein Drittel geschrumpft Der Führungsstil der Feuerwehr war anfangs sehr militärisch. Nicht selten bekleideten ehemalige Soldaten die Führungspositionen. Bis in die Neuzeit wurden die Wehrleute mit „Fußexerzionsübungen“ gedrillt. Nicht alle waren mit diesen Methoden einverstanden, es gab Streitigkeiten und Dienstverweigerungen, wovon noch alte Protokolle zeugen. Im Laufe der Zeit hat sich die Gestalt der Feuerwehr immer wieder verändert. Kriegswirren machten Reservemannschaften, Frauen- und Jugendwehren erforderlich. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Mitgliederzahl um zwei Drittel geschrumpft. Auch die Aufgabenbereiche veränderten sich stetig, Unfallverhütungsvorschriften und Ausbildungsstrukturen wurden geschaffen, die Organisation verändert. Mit Gründung der Verbandsgemeinden entzog man den Ortsgemeinden die Pflichtaufgabe „Brandschutz“, die Feuerwehrpflicht entfiel und es entstanden überall freiwillige Feuerwehren. Die Waldgrehweilerer Wehr blieb immer vergleichsweise klein. Man transportierte Standrohr, Schläuche, Verteiler und Strahlrohre mit einem Holzkarren, ab 1988 mit einem in Eigenleistung gebauten Handwagen samt Materialträger und Schlauchhaspel. Als dieser 2005 vom Landesprüfdienst verworfen wurde, schraubte man den alten Aufbau auf einen neuen Autoanhänger, der jedoch lediglich zweimal wirklich zum Einsatz kam und nur mit einer Anhängerkupplung gezogen werden konnte. Mit Übernahme des alten Transporters der Feuerwehr Unkenbach in diesem Sommer verfügt die Wehr erstmals über ein motorisiertes Einsatzfahrzeug, dass den Transport von acht Mann plus Geräten ermöglicht. Durch Alarmierungsgemeinschaft mit Finkenbach-Gersweiler und Schiersfeld wird dem Brandschutz trotz minimaler Ausstattung genüge getan. Schlimmstes Ereignis: die Flut 2014 Wo die Feuerwehr anfangs untergebracht war, ist nicht bekannt – vermutlich bei den öffentlichen Einrichtungen wie Schule und Pfarrhäusern. Später wurde eine recht profane „Feuerlösch-remise“ an den 1927/28 errichteten Glockenturm angebaut. Erst 1986 ist die Wehr in ihr heutiges Domizil, ein umgestaltetes kleines Haus vom Ende des 19. Jahrhunderts, umgezogen. Aktuell wird das Obergeschoss des Bauwerks dank Spenden zum Depot für die Schutzkleidung und Schulungsraum umgebaut. Im Erdgeschoss entsteht eine Toilette mit Sanitäreinrichtungen. Von großen Schadensereignissen ist Waldgrehweiler meist verschont geblieben. Das schlimmste Ereignis war die Flutkatastrophe von 2014. Bleibt zu hoffen, dass dies die Ausnahme war und die 18 Aktiven immer gesund von ihren Einsätzen zurückkehren. Info Die Feier zum 140. Jubiläum findet morgen, Sonntag, rund ums Bürgerhaus statt. 10.30 Uhr: Begrüßung und Vorstellung der Festschrift; 11 Uhr: Frühschoppen; 12 Uhr: Mittagessen; 14 Uhr: Vorführung; 15.30 Uhr: Kaffee und Kuchen; ganztägig: Fahrzeugausstellung und Kinderanimation.

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