Donnersbergkreis Ein Glücksgriff

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Weierhof. „Wir machen Tango – und wir machen Transit“. Und sie machen ganz nebenbei die Hütte voll. So war das zumindest am Freitagabend beim Neuen Landweg, der ins Blaue Haus in den Bolander Ortsteil Weierhof zum Konzert der Gruppe „Tango Transit“ eingeladen hatte. Martin Wagner (Akkordeon), Hanns Höhn (Bass) und Andreas Neubauer (Schlagzeug) präsentierten Titel aus ihrer aktuellen Akrobat-Tour, benannt nach der aktuellen CD des Trios.

Die ist allerdings nicht mehr so ganz taufrisch, wurde schon 2014 aufgenommen. Dafür aber waren die live gespielten Auszüge aus dem Silberling um so intensivere Klangerlebnisse. Tango Transit entführt sein Publikum in eine Welt der Inspiration, in eine Nische der Musik, in der jazzige Elemente, Cajun-Musik aus dem Süden der USA, wilde Melodien Osteuropas bis hin zu orientalisch Anmutendem vermengt werden. Die meisten Songs schreiben die drei Musiker selbst, lassen dabei ihrer Fantasie freien Lauf und heben Grenzen zwischen Genres auf. Das Ergebnis wirkt auf den Zuhörer meist recht ekstatisch, auch wenn der eine oder andere mit der Intensität der Klänge überfrachtet wird. „Wir machen Tango“ bleibt bei all diesem Musizieren immer der Grundgedanke, der Tango schimmert immer wieder durch – und wenn einmal ein anderer Rhythmus ein Stück bestimmt, dann ist doch gleich wieder zu spüren, dass die drei Musiker ihre eigene Ausdrucksform gefunden haben. Das lässt sich vielleicht am besten an der Tango-Transit-Version von Astor Piazzollas „Libertango“ festmachen. Hier bestimmt Martin Wagner den Sound. Mit Hilfe des Verzerrers verändert er den Klang seines Akkordeon so stark, dass dieses zeitweise wie eine alte Hammond-Orgel klingt, es Momente gibt, in denen sich der Zuhörer stark an den sonoren Sound eines Didgeridoos erinnert fühlt. Wagner löst – wie so oft – die melodiösen Grundstrukturen des Stücks auf, fügt sie neu zusammen, variiert, zeigt sich inspiriert vom Komponisten, verlässt allerdings auch gerne Mal dessen musikalisches Gerüst. Sicher ist: Keiner spielt den „Libertango“ wie Martin Wagner. Hanns Höhn am Bass geht puristischer vor, nutzt keine technischen Kniffe wie Verzerrer, er verlässt sich nur auf die Möglichkeiten seines Instruments. Töne variiert er auch schon mal, indem er die Wirbel seines Basses verdreht, absichtlich also die Stimmung einer Saite verändert. Interpretatorisch steht Höhn Wagner in keiner Weise nach, sie ergänzen sich vielmehr optimal im Sinne von: gesucht – gefunden. Am Schlagzeug macht dazu Andreas Neubauer sein Ding, reizt jede klangliche Möglichkeit aus, dämpft hier das Becken ab, nutzt dort die Rassel als Drumstick, dreht den Besen, um einen metallischen Schlag auf dem Fell der Toms zu erzeugen. Aus den individuellen Ausdrucksformen wird eine Melange, die es in sich hat, die Staunen hervorruft, manchen sofort zum Mitgrooven bewegt, bei anderen die Glieder zucken lässt. Diese Musik ist ansteckend und hat mittlerweile ein breites Publikum gefunden, was sich daran ablesen ließ, dass jeder Stuhl im Blauen Haus besetzt war. Das seit 2008 auf Bühnen zu erlebende Trio hat sich eine Fangemeinde aufgebaut durch seinen eigenen Stil, durch eine großartige musikalische Präsenz und hat mit einer gelungenen Musikmischung erneut überzeugt. Für das Publikum, die Veranstalter beim Landweg und für dessen Kooperationspartner im Blauen Haus ein Glücksgriff. |jös

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