Donnersbergkreis Eine Reise, drei Weltwunder

Aileen Meyer arbeitet auf der „Aida“ und hat mittlerweile Offiziersstatus.
Aileen Meyer arbeitet auf der »Aida« und hat mittlerweile Offiziersstatus.

Absolute Höhepunkte ihrer bisherigen Reisen seien die Nordlichter in Norwegen und Island gewesen. Wie auf der Titanic, nur dass das Schiff nicht untergeht, so habe sie die Eisberge erlebt, „einfach gigantisch“, schwärmt sie. Doch wie kam die 28-jährige Pfälzerin, die seit vielen Jahren in Quirnheim wohnt, überhaupt auf die „Aida“? „Nach der Fachhochschulreife habe ich zunächst eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau gemacht und danach drei Jahre in der Rhein-Galerie gearbeitet“, erzählt Meyer. Oft habe sie in dieser Zeit nicht gewusst, was draußen überhaupt für Wetter herrscht oder ob es noch hell oder schon dunkel ist. Als eine Kollegin erzählte, sie würde auf einem Schiff anfangen, habe sie im Internet recherchiert und als besten Arbeitgeber bei Kreuzfahrtunternehmen die Aida entdeckt. „Am Jahresanfang 2015 habe ich mich beworben und wurde direkt zum Assessment-Center nach Rostock eingeladen“, erinnert sich die junge Frau. Dort folgte ein Tag mit vielen Fragen, Gruppenaufgaben sowie Englisch- und Persönlichkeitstests. „Als die Zusage direkt an diesem Tag kam, war ich völlig aus dem Häuschen“, so Meyer, die im Februar 2015 als Shop-Assistant startete. „Der Abschied von meiner Familie war sehr emotional, so lange war ich noch nie von zu Hause weg – die erste Reise sollte sechs Monate dauern“, erinnert sie sich. Sie sei schließlich nach Singapur geflogen und habe dort die Aida Sol bestiegen, ein 235 Meter langes Schiff, das Platz für 2174 Gäste biete und auch sonst ziemlich groß sei. „Die ersten Tage waren chaotisch – ich habe oft meine Kabine, den Shop oder die Crew Messe, unseren Speisesaal, nicht gefunden und war froh, einen Buddy zur Seite zu haben, der mich begleitete und immer wieder auf den richtigen Weg brachte“, sagt sie lachend. Ihre erste Reise habe sie von Singapur zunächst nach Thailand, Vietnam und Malaysia geführt, um danach auf der Transatlantikroute durch das Mittelmeer zu fahren, vorbei an der Türkei, Griechenland, Spanien bis nach Hamburg und vor dort weiter nach Skandinavien mit mehrmaligem Passagierwechsel unterwegs. „Als Shop-Assistant war ich anfangs für den Textilbereich zuständig, bin aber nach eineinhalb Jahren zum Shop-Supervisor und im Oktober 2018 zum Shop-Manager aufgestiegen“, freut sie sich. Zu ihren Aufgaben gehöre neben der Büroarbeit beispielsweise das Erstellen der Einsatzpläne. Darüber hinaus hat sie die Personalführung von fünf Mitarbeitern inne. Meyer hat auch die Verantwortung für den Juwelier, die Parfümerie, den Textilbereich sowie Waren wie Zigaretten und Spirituosen. „Wenn wir auf See in der zollfreien Zone sind, ist der Shop von 10 bis 22 Uhr geöffnet, liegen wir in einem Hafen, habe ich nach der Büroarbeit, die etwa bis mittags dauert, Freizeit bis abends“, erklärt sie. Sie sei viel rumgekommen in den letzten drei Jahren: Karibik, Asien, Indischer Ozean, New York, Skandinavien mit Spitzbergen, Island, Grönland, Kanada, um nur einige Ziele zu nennen. „Einer meiner Höhepunkte war sicherlich im Oktober das Einlaufen in New York an der Freiheitsstatue vorbei bei Sonnenaufgang – gigantisch“, schwärmt sie und ergänzt: „Toll war natürlich auch eine Reise, auf der ich gleich drei Weltwunder gesehen habe: die Felsenstadt Petra in Jordanien, den Undergroundriver auf den Philippinen und die Halong Bucht in Vietnam.“ Von ihrer anfänglichen Idee, den Job auf der Aida für nur sechs Monate zu machen, um etwas von der Welt zu sehen, sei sie schnell abgekommen. „Meine Arbeit ist mein absoluter Traumjob, ich kann mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen“, so Meyer, die inzwischen drei bis vier Monate auf dem Schiff arbeitet, um dann ein bis zwei Monate Urlaub zu haben. Nach drei Wochen Urlaub werde sie allerdings schon wieder kribbelig, dann packe sie das Fernweh und sie freue sich schon wieder auf ihre nächste Reise. „Und selbst bei einem Seetag, wenn wir zwölf Stunden den Shop aufhaben: Was gibt es Schöneres, als in der Mittagspause auf dem Bug bei einem Kaffee den Blick über das Meer schweifen zu lassen?“, fragt sie lächelnd.

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