Donnersbergkreis Filigrane Detailarbeit

Konzert im Schlosshof: Das sinfonische Blasorchester des Musikvereins Bolanden wusste einmal mehr zu begeistern.
Konzert im Schlosshof: Das sinfonische Blasorchester des Musikvereins Bolanden wusste einmal mehr zu begeistern.

«Kirchheimbolanden.» Dirigat und Moderation oblagen dem aus Schwetzingen kommenden Daniel Schneider, der dirigierend absolut souverän wirkte und fast immer die passenden Tempi (entsprechend dem Status des Orchesters) und Einsätze vermittelte und alles dynamisch gut ausbalancierte und koordinierte. In seiner Moderation unterlief ihm manche kleine Verlegenheit, die er aber mit Charme geschickt überspielte. Filigrane Detailarbeit zeichnete die meisten Beiträge wie Ouvertüren und Potpourris italienischer Opern von Verdi aus. Da überzeugte das bestens disponierte Blasorchester durch klangliche Homogenität und Souveränität. Gestochen klar artikuliert kamen die Märsche daher, wurden hinsichtlich ihrer stilistischen Besonderheiten gut am Nerv getroffen, hatten Drive ohne zu Drängen. Wirkten locker wie Sousas „Washington Post“, aber nicht lässig. Genau richtig! Bestens besetzter Klangkörper Bei der Vielzahl der Programmpunkte (weniger ist manchmal mehr) bleibt es – selbst bei professionellen Orchestern – nicht aus, dass auch strittige Momente darunter sind: Etwa bei Piazzollas Libertango, der das ostinate, durchlaufende rhythmische Grundmuster in dieser Bearbeitung und Aufführung etwas verwischte. Viele Lichtblicke (so der exzellente Solotrompeter Herbert Schäfer) und vergoldende Glanzlichter wie der wieder zündende Evergreen „Quando, Quando“ wiesen das Konzert-Blasorchester aus Bolanden als ein quantitativ wie auch qualitativ bestens besetzten Klangkörper aus, der seinesgleichen auch überregional sucht. Die meisten der dargebotenen Programmpunkte entführten die überaus vielen Konzertbesucher ins „Bella Italia“ – so das prägende Motto. Dennoch „verirrten“ sich auch Klangbeispiele aus Süd- und Nordamerika sowie aus der Wiener Operette ins Programm – keine Regel ohne Ausnahmen, oder besser: Konzentration anstelle von stilistischer Expansion? Immerhin waren aber auch die Kostproben aus der Operette – wie aus Lehars „Paganini“ – ebenso Gassenhauer auf ihre Art wie die italienischen Ohrwürmer. Glanzvolle Sopranistin Der Tenor des Pfalztheater-Chors, Kangchun Seo, intonierte mit dem Repertoireknüller „Gern hab’ ich die Frau’n geküsst“ und dem italienischen Ohrwurm „O sole mio“ zwar in reiner Stimmkultur und mit großer Strahlkraft und leichter, sicherer Stimmansprache, hatte aber den Blick in den Noten und nicht im Publikum. Gesangskunst ist vor allem aber auch eine Kunst der Präsentation, der Bühnenpräsenz und der Darstellungskraft, das kann hinterm Notenständer schwerlich gelingen. Beste stimmliche Voraussetzungen offenbarte die Sopranistin Seung Min Baek bei ihrem glanzvollen Auftritt einer dramatischen Opernarie aus Puccinis „La Boheme“, die sie mit großer Ausstrahlungskraft gestaltete. Selten, dass ein Liebhaberorchester Opernsänger auf solchem Niveau begleiten – so einfühlsam und dem Melos angepasst. Wobei Daniel Schneider sicher über alle Klippen der heiklen Partituren hinweghalf. Das war großartig!

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