Donnersbergkreis Gefahr für Bäume und Menschen: Eichenprozessionsspinner sind in Lauerstellung

Die Härchen des Eichenprozessionsspinners sind auch ein Jahr nach seinem Tod noch giftig.
Die Härchen des Eichenprozessionsspinners sind auch ein Jahr nach seinem Tod noch giftig.

Der Eichenprozessionsspinner wird in der Region erwartet. Die Raupe macht nicht nur Eichen durch Kahlfraß zu schaffen, vielmehr sind die giftigen Härchen auch für Menschen gefährlich. Bei Kontakt ist einiges zu beachten. Im schlimmsten Fall kommt es zu Atemnot.

Der Eichenprozessionsspinner ist weiter auf dem Vormarsch und sorgt nicht nur in Wäldern für Ärger. Vielerorts wird die Raupe bereits erwartet. „Auch im Bereich des Forstamts Donnersberg rechnen wir in diesem Jahr mit einem vermehrten Auftreten“, berichtet Forstamtsleiter Lothar Runge. Gefeit ist vor der Raupe mit den Gift-Härchen kaum jemand. Denn „der Spinner kommt praktisch in allen Waldorten mit Eichen in sehr geringer bis geringerer Dichte vor“, erläutert Runge. Schwerpunkte beim Befall seien in der Region die Bereiche Eisenberg, Göllheim und Rockenhausen. Das Forstamt Donnersberg betreut 57 waldbesitzende Gemeinden im Kreis sowie die Staatswaldkomplexe mit Schwerpunkten am Donnersberg und am Eiswoog.

2018 bereits Ärger mit Spinner

Überraschend ist das erneute Aufkommen des Eichenprozessionsspinners nicht. Denn bereits im vergangenen Jahr hat er sich in der Region breit gemacht. Betroffen war etwa die Verbandsgemeinde Rockenhausen. Insbesondere entlang des Alsenztal-Radwegs bei Dielkirchen, am Spielplatz Römerhof und im Bereich des Pfingstborns in Rockenhausen sind damals befallene Bäume entdeckt worden. Und Anfang Juni 2018 wurde das Planschbecken im Eisenberger Waldschwimmbad vorübergehend gesperrt, weil sich auf manchen Bäumen Eichenprozessionsspinner niedergelassen hatten. So wurden an drei Bäumen im Bad acht Nester der Raupe gefunden. Bereits Mitte der 1990er-Jahre wurde laut der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (bba) die Raupe verstärkt in Deutschland beobachtet. „Erstmalig wurde der Spinner dann im warmen Sommer 2003 auch außerhalb von Weinbaugebieten wahrnehmbar“, weiß Runge. Damit spricht er auch einen der Gründe für das vermehrte Auftreten der Raupe an. „Denn das zunehmend warme Klima begünstigt seine Ausbreitung.“ In diesem Jahr sei der Frühling durch den vielen Regen und kalte Nachttemperaturen für Schadinsekten aber noch relativ schlecht. Nichtsdestotrotz wird der Eichenprozessionsspinner erneut erwartet. „Es geht jetzt so langsam los, in den kommenden Wochen werden die ersten Raupen auftreten, im Herbst ebbt es dann wieder ab“, erklärt Runge.

Von Juckreiz bis Atemnot

Der Eichenprozessionsspinner ist in Mitteleuropa beheimatet und kommt an verschiedenen Eichenarten vor. Weil er warm-trockenes Klima mag, ist er vor allem in Regionen mit Weinbau verbreitet. Der Schaden an Eichen ist wegen deren hohen Regenerationsvermögen bei einmaligen Kahlfraß laut bba gering, erst bei mehrmaligem starkem Fraß könne es zum Absterben des Baumes kommen. In Acht geben müssen sich aber auch wir Menschen. Denn ein Kontakt mit der Raupe des unscheinbaren, in den Nachtstunden fliegenden Falters ist gefährlich. Die nur zirka zwei bis drei Millimeter langen Härchen der älteren Raupen, die Widerhaken besitzen, enthalten das Nesselgift Thaumetopoein – und können zu allergischen Reaktionen führen. So entwickelt sich laut bba unmittelbar nach Hautkontakt ein unangenehmer Juckreiz, dem ein Ausschlag folgt. Neben einer Entzündung können auch Quaddeln oder anhaltende Knötchen auftreten – ähnlich der Reaktionen auf Insektenstiche. Gerät das Gift in die Augen, kommt es auch dort zu Reizungen, ebenso beim Einatmen in den oberen Atemwegen. Letzteres kann bei entsprechender Vorbelastung bis zur Atemnot führen. Zudem sind auch Symptome wie Schindel, Benommenheit und Fieber möglich. „Wir hatten hier bisher vereinzelt allergische Reaktionen bei Förstern“, sagt Runge.

Ein Jahr nach Tod noch giftig

Besonders problematisch ist, dass die Haare der abgestreiften Raupenhülle noch bis zu einem Jahr ihre allergene Wirkung behalten. Sie reichern sich zudem besonders im Unterholz sowie Bodenbewuchs an und haften schließlich an Kleidern und Schuhen. Wer mit den Härchen des Eichenprozessionsspinners in Kontakt kommt, sollte laut der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF) die Kleidung umgehend im Freien wechseln und die Schuhe nass reinigen. Zudem müsse die Kleidung bei mindestens 60 Grad gewaschen und sichtbare Raupenhaare sollten mit einem Klebstreifen entfernt werden. Wichtig sei es auch, gründlich zu duschen. Bei Hautreaktionen sollte der Hausarzt aufgesucht, bei Atemnot der Rettungsdienst sofort alarmiert werden.

Sprühkleber gegen Flugkraft

Um die Folgen des Eichenprozessionsspinners einzudämmen, werden vielerorts Maßnahmen ergriffen. Wie bekämpft wird, hängt laut Runge von der Intensität des Befalls und der Lokalität ab. „Bei Einzelbefällen werden die Raupen grob gesagt durch Kleber immobilisiert“, erläutert Runge. Dabei werde in voller Schutzmontur Kleber auf die Tiere gesprüht, wodurch die Haare fixiert würden. „Dann wird alles mit einem großen Sauger abgesaugt.“ Der Vorteil sei, dass dann nichts weiter umhergewirbelt werde. Denn je nach Witterung und Luftströmung können die Härchen vom Wind über weite Strecken getragen werden. „Und das Problem bei alle dem ist, dass selbst bereits abgestorbene Raupen durch die Härchen weiterhin giftig sind.“ Bei größeren Befällen werden aber auch Insektizide und Pestizide eingesetzt. „In der Region waren in den vergangenen Jahren auch Bekämpfungsmaßnahmen in den Siedlungsbereichen notwendig“, berichtet Runge. Bisher sei aber noch nicht im Wald, sondern lediglich an den Waldrändern bekämpft worden. Ob das in diesem Jahr anders ist, wird sich erst noch zeigen.

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