Donnersbergkreis Inniger und wilder Ausklang

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Längst gute Tradition ist der musikalische Jahresausklang in der protestantischen Peterskirche. Diesmal traten die beiden jungen Solisten Florian Jurzitza, Orgel und Harfe, Absolvent der Karlsruher Musikhochschule aus Heiligenmoschel, und der erst 13-jährige Kaiserslauterer Geiger Sebastian Galwas auf. Das Silvesterkonzert am späten Abend war einmal mehr gut besucht.

Reizvoll und interessant blieb dabei die Programmauswahl, die insbesondere weniger bekannte Komponisten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts vorstellte. Viele dieser Harmonien und Klangmalereien zwischen Romantik und „Moderne“ wirkten unverbraucht neu, mitunter herbschön aufrüttelnd. Einstimmung zum Innehalten vor den mitternächtlichen Böllerschüssen war das Choralvorspiel zu „Es ist ein Ros’ entsprungen“ von Johannes Brahms, in getragenem Tempo und in ebenso eindringlich schlichtem wie innigem Tonfall gehalten. Jurzitzas geschickte und facettenreiche Registrierung der romantischen Steinmeyer-Orgel kam dem warmgetönten Spätwerk sehr entgegen. Vielfältig – von „oboenhaft-nasaler“ Stimme bis zu orchestral wuchtiger Ausstrahlung – schöpfte der Interpret später die Klangschattierungen des Instruments aus im „Angelus. Gebet zu den Schutzengeln“ aus den „Pilgerjahren“ von Franz Liszt. Prachtvoll anschwellendes Farbenspiel um religiöse Visionen endete schließlich ganz verhalten zart – und dann umso bewegender. Brillant: Jurzitza an der Harfe, zunächst mit dem „Gran Studio ad imitazione del Mandolino“ (op. 84) von Elias Parish Alvars (englischer Komponist, 1808-1849, seinerzeit Harfen-Koryphäe in Europa). Auffallend sonor und weittragend brachte der Solist sein Saitenspiel zum Klingen; feine, silbrig perlende Glissandi (flirrend schnelle Läufe) und Glitzertöne setzte er gegen das Arioso der Mandolinenstimme – das Stück ist deutlich von italienischer Folklore geprägt. Der Amerikaner John Cage (1912- 1992), mit Klängen experimentierender Avantgardist, zeigt sich „In a Landscape“ (eigentlich für Klavier geschrieben) alles andere als provokant: Feine Arpeggien (harfentypische gebrochene Akkorde), glasklar und harmonisch plätschernd, lassen an impressionistische Wasserspiegelungen denken – alles scheint hier zu fließen, ein Spiel über Grenzen und Stile hinweg deutet sich an. Ein – leider allzu oft „überparfümierter“ – Ohrwurm: Jules Massenets Violinsolo „Meditation“, von Carlos Salzedo für Geige und Harfe arrangiert. Sebastian Galwas, hoffnungsvolles Talent mit wohl noch etlichem Potential, spielte das lange nachklingende Stück beachtlich sicher, klar und unaufgesetzt emotional, mit sattem Strich und dezentem Vibrato. Berührend auch die „Romance for Violin & Harp“, „Andante cantabile“, liedhaft im besten Sinn, des Walisers John Thomas (1826-1913). Hochromantisch und einschmeichelnd treten hier die beiden ungleichen Saiteninstrumente in einen berührenden und dicht verwobenen Dialog. Finaler Höhepunkt wurde die dreisätzige „Sonatine pour harpe Nr.1“ (op.30) des Franzosen Marcel Tournier (1879-1951), ein eigenwillig fesselndes, an den Solisten höchste spieltechnische Ansprüche stellendes Werk. Jurzitza beeindruckte durch die zupackende Plastizität, mit der er konzertante Mehrstimmigkeit strukturierte – und vor allem durch seine wie selbstverständliche, unprätentiöse Virtuosität. Wieder stellten sich die Arpeggien-Wasserbilder ein – im zweiten, fast lyrischen Teil sanft und allmählich auslaufende Kreise, im Schlusssatz, mit „fieberhaft“ bezeichnet, dramatisch wilde, alles mit sich reißende Strudel. Man hätte gerne weiter gehört, der Schlussbeifall war warm und zugetan.

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