Rockenhausen Podium zur Pflege: Herausforderung Fachkräfte

Diskussion in der Sozialstation Rockenhausen (von links): Moderator Andreas Gödtel, Norbert Pasternack, Sabine Bätzing-Lichtenth
Diskussion in der Sozialstation Rockenhausen (von links): Moderator Andreas Gödtel, Norbert Pasternack, Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Albrecht Bähr und Michael Wäschenbach.

Was muss geschehen, um die Pflege zukunftssicher zu machen? Zu diesem Thema lud die Ökumenische Sozialstation Rockenhausen anlässlich ihres 50. Bestehens zu einer Podiumsdiskussion. Vertreter aus Politik, Kirche und der Sozialstation beleuchteten die zahlreichen Herausforderungen, vor denen die Gesellschaft steht.

Seitens der Landespolitik waren die SPD-Fraktionsvorsitzende Sabine Bätzing-Lichtenthäler sowie der pflegepolitische Sprecher der CDU, Michael Wäschenbach, vertreten. Ihre praktischen Erfahrungen in Leitung und Einsatz in der ambulanten Pflege teilten Diakonie-Landespfarrer Albrecht Bähr und Norbert Pasternack, Leiter der Rockenhausener Sozialstation.

Eröffnungsredner Albrecht Bähr verwies auf strukturelle und demografische Faktoren. Immer mehr zu pflegenden Menschen stünden zu wenige Fachkräfte gegenüber. Während sich die stationäre Pflege seit 2010 auf gleichem Niveau bewege, sei die Kurve in der ambulanten Pflege steil nach oben gegangen. In Deutschland sind gut fünf Millionen Menschen pflegebedürftig. Darunter fast vier Millionen in ambulanter Pflege.

Hinzu käme laut Bähr eine zu schlechte Finanzierung ambulanter Leistungen. Norbert Pasternack bestätigte die Problematik überbordender Dokumentationspflicht im Pflegeapparat. Der Aufwand sei schlicht nicht finanziert und nehme beträchtliche Ressourcen in Anspruch.

Kontroverse zum verpflichtenden sozialen Jahr

Sabine Bätzing-Lichtenthäler erklärte, „an allen Stellschrauben drehen zu müssen“. Dazu gehörten Prävention, Finanzierung sowie die Fachkräftesituation. Michael Wäschenbach betonte die gesamtgesellschaftliche Notwendigkeit, die Rahmenbedingungen zu verändern. Seine Fraktion habe aus diesem Anlass einen Zwölf-Punkte-Plan vorgestellt und fordere einen Runden Tisch.

Bähr: Es sei keine Lösung, mehr finanzielle Mittel ins System zu geben. Darüber herrschte Konsens unter den Beteiligten. Der alternden Gesellschaft mit wachsenden Pflegebedarfen stünde eine abnehmende Attraktivität der Pflegeberufe gegenüber. Bätzing-Lichtenthäler erläuterte die aktuelle Fachkraftinitiative der Landesregierung. Ziel ist die Neugewinnung sowie das Halten von Pflegekräften in ihrem Beruf. Auch sollen optimalere Arbeitsbedingungen und familienfreundlichere Modelle geschaffen werden.

Auch die kontrovers diskutierte Idee eines verpflichtenden sozialen Jahres sowie die Frage der Konkurrenz durch besser entlohnte Leiharbeit in der ambulanten Pflege kam zur Sprache.

„Wir müssen endlich ins Handeln kommen“, forderte Albrecht Bähr. Sich nicht gegenseitig die Schuld zuzuweisen, sondern an einem Strick zu ziehen, gelte für alle beteiligten Seiten. Michael Wäschenbach bekräftige seine Position: Es gebe kein Erkenntnis-, sondern ein Handlungsproblem. Er forderte einen fachlichen Austausch aller Beteiligten.

Albrecht Bähr betonte zum Abschluss die Dringlichkeit der Problematik und bekräftige gleichzeitig den gemeinsamen Willen: „Wir haben das Potenzial und viele Menschen, die helfen wollen.“

Ein Interview mit Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr lesen Sie hier

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