Donnersbergkreis Südsee-Feeling und Wüsten-Blues

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GUNDERSWEILER. Der Desert Blues oder auf Deutsch „Wüsten-Blues“ bringt an diesem Freitagabend ein besonderes Flair nach Gundersweiler. Obwohl nur die wenigsten sich unter dieser Musikrichtung etwas Konkretes vorstellen dürften, schafft es die junge Musikgruppe „Bazaar“, wie ein starker Magnet zu wirken und mit ihrem erst dritten Live-Auftritt ein bunt gemischtes Publikum ins „Kult“ zu ziehen.

In eine Rockdisco mit übrigens erstaunlicher Historie. Seit über 40 Jahren spielt dort nämlich schon die Musik, 20 Jahre davon unter seinem heutigen Namen. Doch das Erstaunliche ist eher die Tatsache, dass man heute noch auf genau die gleichen Leute treffen kann wie damals. „Ich komme seit 25 Jahren hierher“, meint etwa Jutta Partenheimer aus Kusel in Begleitung ihrer 17-jährigen Tochter Gil, und beide finden die Musik trotz ihres Altersunterschieds „sehr gut“. Gil haben es besonders die Reggae-Elemente in der Musik angetan, und damit ist sie nicht alleine. Wenn der algerische Gitarrist und Sänger Mouloud Mammeri die Saiten zupft und auf Arabisch oder in der Sprache der Berber singt, der Bass knackig daherkommt und rhythmisch die prägnanten Drums ertönen, kommt echtes Südsee-Feeling auf – so könnte man zumindest meinen. Der ganze Tanzraum geht mit, keiner kann die Füße stillhalten. Die Grenzen der Musikrichtungen sind dabei fließend, unterschiedliche Einflüsse gehen eine Symbiose ein. Die Musik kommt mindestens genauso multikulturell daher wie die Band selbst. „Der Desert Blues kommt ursprünglich aus Nordafrika“, erklärt Schlagzeuger Christoph Jung. „Durch die Sklaverei kam mit den Menschen auch die Klangwelt nach Amerika, der Blues ist daher eigentlich aus Afrika.“ Es klingt ein bisschen nach Orient, Karibik und Afrika. Viele Töne des Desert Blues lassen sich auch aus der modernen Popmusik heraushören. „In der Musik gibt es quasi alles, so wie auf einem Bazar, daher auch unser Bandname“, sagt Roland Vanecek, der mit seinen musikalischen Einlagen meist Jazz und Soul mit hineinbringt. Trotz dieser musikalischen Vielfalt klingt „Bazaar“ dennoch außerordentlich gefällig, wenn auch gewöhnungsbedürftig. Die Gäste johlen, klatschen und pfeifen teilweise nach einigen Stücken so laut Beifall, dass es in den Ohren schmerzt. Zum Repertoire der Band gehören Coversongs, die sie ganz nach eigener Art spielt, wie auch selbstverfasste Stücke, wobei die aus Nowosibirsk stammende Sängerin Djulia Jung mit ihrer kühlen und kräftigen Stimme brilliert. Hin und wieder animiert die Band zum Mitmachen. Die eigenen Songs scheinen sich dabei aber nicht unbedingt mit den nordafrikanischen Melodien zusammenzutun und klingen eher eigenständig. Als dann der niederländische Bassist Marcel Kamst seine Stimme erhebt und von Tom Waits den berühmten Song „Chocolate Jesus“ interpretiert, fühlt man sich tief in den amerikanischen Blues versetzt im Stile eines B.B. King. Bei verschlossenen Augen überkommt einen das Gefühl, eine völlig andere Band zu hören. Das Publikum applaudiert kräftig, ist von der Performance angetan. Wer die Band nicht kennt, könnte aber meinen, dass „Bazaar“ sich auf einem experimentellen Level befindet und noch nicht seinen Stil gefunden hat. Der Wechsel der Genres in nur einer Live-Session ist gewollt, versichert Vanecek, „wir möchten nicht in eine Schublade einsortiert werden“. Ob „Bazaar“ beim breiten Publikum auf Dauer damit punkten kann, bleibt abzuwarten. Gemessen an der Aktivität auf der Tanzfläche haben zumindest die nordafrikanischen Klänge, die sich an Reggae und R&B anlehnen, das Publikum deutlich mehr in Bewegung versetzt als die übrigen Kompositionen. Bis zum Schluss waren die Konzertbesucher zahlreich und bei bester Laune. Patrick Weber aus Wörsbach, der selbst Musik macht und sich mit der Materie auskennt, bringt es auf den Punkt: „Die Ethno-Musik ist voll tanzbar, und es sind wirklich sehr schöne Sounds dabei.“

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