Donnersbergkreis Saatgut tauschen als Beitrag zur Artenvielfalt

Gut gerüstet für die Hobbygärtner: (von links): Büchereileiterin Heilwig Dietrich, Anne Catherine Faber vom Bio-Gemüsehof Fräule
Gut gerüstet für die Hobbygärtner: (von links): Büchereileiterin Heilwig Dietrich, Anne Catherine Faber vom Bio-Gemüsehof Fräulein Lenz und Peter Riedel von »Eine Stunde Zeit«.

Die Gemeindebücherei Winnweiler erweitert ihr Angebot um Samentütchen und Gärtnerwissen. Leiterin Heilwig Dietrich erklärt, was hinter der Idee zur Saatgutbibliothek steckt.

Frau Dietrich, was genau tut sich da in der Gemeindebücherei in Winnweiler?
In unserer Bücherei können sich Leute, die Freude am Gärtnern haben, Samentütchen mitnehmen – begrenzt auf zwei Tüten pro Haushalt. Nach Kultur und Ernte, je nach Vorliebe im Garten, auf dem Balkon oder im Blumentopf, sollen dann einige Pflanzen bis zur Samenreife stehen bleiben und die gereinigten und getrockneten Samen in einem beschrifteten Tütchen zurück in die Bücherei gebracht werden. Das ist im Grunde schon die Idee dahinter.

Ist es wichtig, dass exakt von der ausgesäten Pflanze Saatgut gewonnen wird, oder darf auch „getauscht“ werden, beispielsweise Tomate gegen eine Paprikasorte?
Es darf auch getauscht werden, schließlich gelingt ja auch nicht jede Kultur. Aber es entspricht dem Prinzip der Saatgutbibliothek, möglichst Samen wieder zurückzubringen. Natürlich darf aber auch mehr gebracht werden, die Saatgutbibliothek darf wachsen. Ziel ist es, einen Beitrag zur Bewahrung von Biodiversität zu leisten. Alte und seltene Pflanzensorten, die sonst vielleicht heute weniger Beachtung finden, können durch Saatgutbibliotheken erhalten werden. Manche Insekten und andere Tiere sind ja davon abhängig, dass bestimmte Pflanzensorten erhalten blieben. Wird also Saatgut erhalten und weiter vermehrt, ist das auch ein Beitrag zum Erhalt von Artenvielfalt in der Natur.

Gibt es in der Bücherei bereits einen Grundstock an Saatgut, das „verliehen“ wird?
Ja, das Projekt umfasst einen Grundstock an 100 Tüten Blühpflanzensamen und 100 Tüten Nutzpflanzensamen für den Start.

Geht es nur um alte Sorten, die vom Aussterben bedroht sind?
Nein, es geht nicht nur um alte Sorten, es soll Aufmerksamkeit geschaffen werden für Samen jenseits der Massenware aus der Baumarktsamentüte. Die Vielfalt an Pflanzen ist heute extrem zurückgegangen. Dem wollen wir etwas entgegensetzen.

Kommt auch jemand klar, der wenig Erfahrung im Gärtnern und noch nie Samen gewonnen hat?
Wir haben mit dem Projekt einen großen Bestand neuer Gartenbücher zu Samengewinnung, aber auch zu aktuellen Themen wie Hochbeeten, Gärtnern im Klimawandel oder Einführung in das Gärtnern angeschafft. Interessierte können sich hier die nötigen Informationen besorgen und auch miteinander in Austausch treten. Zudem haben wir Anne Faber vom Bio-Gemüsehof „Fräulein Lenz“ als Expertin für dieses Thema gewinnen können. Sie hat bei dem ersten Vorbereitungstreffen bereits Rede und Antwort gestanden und ist auch weiterhin als Projektbegleiterin ansprechbar.

Eine Sache fällt sicher vielen Menschen ein, wenn es um das Thema Saatgut geht: Jener Hobbygärtner, der vor einigen Jahren eine Zucchini aus eigener Züchtung gegessen hatte und dran starb. Ist das auch ein Thema bei den Interessenten?
Ja, über die Risiken durch die Genveränderung bei Saatgutgewinnung aus F1-Hybriden haben wir sowohl im Eröffnungsvortrag als auch in unserem Flyer hingewiesen. Jeder, der sich an unserem Projekt beteiligt, wird genug Gelegenheiten haben, sich über diese und andere Fragen zu informieren. Persönlich oder durch Fachliteratur. Und im kommenden Frühjahr wird es auch eine weitere Infoveranstaltung zur Saatgutbibliothek geben.

Info

Die Gemeindebücherei Winnweiler in der Schlossstraße 51 ist erreichbar unter 06302 982565, die Öffnungszeiten sind: Dienstag 16-19 Uhr; Mittwoch 10-12 Uhr; Donnerstag 15-18 Uhr und Samstag 10-2 Uhr: E-Mail: gemeindebuecherei@winnweiler.de.

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