Donnersbergkreis Spielfreude und großes Können

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GÖLLHEIM. Nicht nur der spätmittelalterliche Taufstein, sondern auch die historische Orgel der katholischen Kirche St. Johannes Nepomuk gehört zu den Kleinodien des Kirchenbaus. Die Kirche stellte am Göllheimer Marktsonntag Gertrud Fickinger mit hoher Sachkenntnis und liebevollem Blick auf schöne Details vor, die historische Orgel ließ der hochrangige Organist Christian Brembeck mit einem festlichen Konzert selbst für sich sprechen.

Christian Brembeck gilt als Ausnahmemusiker der Kirchenmusik, er beherrscht die gesamte Palette alter Tasteninstrumente mit Cembalo, Hammerklavier und Klavier und natürlich auch die Orgel. Brembeck, der mit den Münchner Philharmonikern regelmäßig arbeitet und bei Tourneen des Tölzer Knabenchors mitwirkt, als Dirigent und Solist in vielen berühmten Konzertsälen und Kirchen große Erfolge feierte, stellte die Göllheimer Orgel und sein eigens dafür zusammengestelltes Programm selbst den interessierten Zuhörern vor. 1921 erhielt die Kirche ihre Orgel, von der berühmten Orgelbauer-Firma Georg Friedrich Steinmeyer gebaut, die unter anderem die weltgrößte Kirchenorgel im Passauer Dom fertigte und die berühmt für ihre spätromantische Klangfärbung ist. Diese Klangfärbung macht auch das Besondere der Göllheimer Orgel aus, erläuterte Brembeck. Obwohl eine Renovierung der Orgel in den 60er Jahren wieder für eine stärkere barocke und damit hellere Klangfärbung sorgte, begeistern den Orgelexperten die immer noch vorhandenen dunkleren und spätromantischen Töne, die dem Instrument zu entlocken sind. Dementsprechend hatte er auch sein Programm zusammengestellt. Das Konzert begann mit zwei Jugendwerken Johann Sebastian Bachs, einmal der Fantasie in G-Dur (BWV 572) und der Sinfonia (BWV 106) „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“, die sich der barocken Tradition verpflichteten und schon die großen Kirchenwerke des Meisters erahnen lassen. Die „Fantasie“ zählt zu den bekanntesten und meistgespielten Orgelwerken Bachs. Das zweite Bach-Stück gilt als eine der ersten großen Bach-Kantaten, hier in der Orgelversion. Die Romantik repräsentiert wie kein zweiter Robert Schumann (1810-1856). Brembeck hatte von ihm die Stücke „Fuge über Bach op. 60 No. 1“ und das weniger bekannte „Allegretto affetuoso“ ausgesucht. Romantische Inbrunst wurde tief empfunden in seinem Orgelspiel übermittelt. Mit der Sonatine in D-Dur op. 89, No.2 von Max Reger zollte Brembeck einem der beiden „Titanen der Tonkunst um die Jahrhundertwende, Gustav Mahler und Max Reger“, seinen musikalischen Respekt. Eigentlich für Klavier konzipiert, hatte Brembeck das Stück für die Orgel ausgearbeitet und bot den Zuhörern die Vielfalt der Klänge des königlichen Instruments dar. Charles-Marie Widor (1844-1937) gilt als einer der berühmtesten französischen Orgelkomponisten, und seine Symphonie No. 5 Op.42/1 mit den Sätzen Allegro cantabile und Andantino quasi allegretto spielte der Orgelvirtuose ergreifend und mit höchstem Können. Zum Abschluss erklang Alexandre Guilmants Legende et Final Symphonique op.71. „Ich hoffe, dass Sie nach diesem Stück bewegt nach Hause gehen werden“, sagte Brembeck – und er erreichte sein Ziel. Mit stehendem Beifall dankten die Zuhörer dem Künstler für ein vorzügliches Konzert. Als Zugabe folgte noch ein Klassiker der katholischen Kirchenlieder „Maria breit den Mantel aus“, atemberaubende Improvisationen des Organisten und maienfrohe Spielfreude rundeten das schöne Konzert ab. (gth)

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