Donnersbergkreis Wegen Angst vor Überschwemmungen fahren Einwohner von Orbis nicht in Urlaub

Peter Schmitt schaut die Straße entlang. Hier, an der Ochsenweide in Orbis, zeugen an manchen Stellen noch braune Flecken von dem, was Ende Juni los war. Mal wieder. „Die Schmerzgrenze ist erreicht“, sagt der Ortsbürgermeister. Und damit spricht er das aus, was so einige Hausbesitzer in diesem Bereich der Gemeinde fühlen. Denn so wie vielen von Unwetter, vollgelaufenen Kellern, Schlamm und Wasser geplagten Menschen im westlichen Donnersbergkreis geht es auch einigen Orbisern. Wenn dunkle Wolken aufziehen, wenn Starkregen oder Unwetter angekündigt sind, dann befürchten sie das Schlimmste. So wie eben Ende Juni. Der Tag, an dem mal wieder die Feuerwehr ausrücken musste. „Mein Sohn war nachts um halb vier schauen und hat erzählt, dass das Wasser nur auf dem Feld steht. Zehn Minuten später war bei uns alles voll“, berichtet Marco Kuschel. Seine komplette Terrasse stand unter Wasser, die Seitenwände seines Pools wurden eingedrückt. „Man ist machtlos, muss zuschauen, wie sein Hab und Gut kaputt geht“, sagt Kuschel. Womöglich wäre es in dieser Nacht noch viel schlimmer geworden, wäre nicht die Feuerwehr und wären nicht Nachbarn zur Hilfe geeilt. „Wenn wir die nicht gehabt hätten, wären wir abgesoffen.“ Es war bereits das dritte Mal in diesem Jahr, dass Kuschel Probleme mit dem Wasser hatte. „Man sagt ja, wenn das alle zehn Jahre mal passiert, muss man damit leben“, so Ortsbürgermeister Schmitt. Aber in den vergangenen zehn Jahren habe Kuschels Nachbar Michael Heimers beispielsweise sechs, sieben Mal einen vollgelaufenen Keller gehabt. Der steht an seinem Gartenzaun und blickt auf ein großes Feld. Momentan ist es trocken. Zum Glück. „Wenn man sich das so anschaut, kann man das gar nicht glauben“, sagt Heimers. Doch Fotos aus der Vergangenheit sprechen Bände. Mittlerweile hat Heimers zum Acker hin eine kleine Mauer hochgezogen. Ende Juni hatte nicht viel gefehlt, dann wäre auch diese zu niedrig gewesen. Schlimmeres konnte auch verhindert werden, weil der Nachbar auf der anderen Seite schnell einen Graben grub und das Wasser an dessen Haus entlang in die Straße Am Linnacker konnte. Wobei dort wiederum die Regenrinne drohte überzulaufen. „Das ist dann eine Gefahr für die Häuser auf der anderen Straßenseite“, weiß Peter Schmitt. Zwei Tage lang sei die Feuerwehr Ende Juni im Einsatz gewesen. Manche bis zur Erschöpfung, berichtet der Ortschef. Auch aus Morschheim und Kirchheimbolanden halfen Floriansjünger. „Denen muss man wirklich ein großes Lob aussprechen“, betont Schmitt. Weiter hinnehmen möchte er die Situation nicht. „Wir müssen etwas machen“, sagt Schmitt. Der Acker, von wo das Wasser kommt, hat ein Gefälle zu den Häusern hin. Und dort, am tiefsten Punkt, sammelt sich das Nass. Hinzu kam, dass beim letzten Starkregen auch die Gullideckel überliefen. Schmitt war bereits bei Axel Haas, dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden, und bei Landrat Winfried Werner. „Die Verbandsgemeinde kann da aber nichts machen, weil es sich um Außenentwässerung dreht.“ Und der Landrat habe ihm gesagt, dass er erst einmal wissen müsse, was es kostet, um dann auch mit dem Land über Unterstützung zu reden. „Wir brauchen Hilfe von einem Profi, es muss eine Planung in Auftrag gegeben werden“, sagt der Ortsbürgermeister. Nächste Woche will er sich auch mit den Ratsmitgliedern die Situation vor Ort noch einmal genauer betrachten. Schmitt berichtet von Menschen in Orbis, die sich nicht mehr trauen, in Urlaub zu fahren – aus Angst davor, Wasser läuft bei einem Unwetter in ihr Haus und sie sind nicht daheim. Auch Marco Kuschel fährt nur mit einem „ängstlichen Gefühl“ weg, wie er sagt. „Orbis ist so ein attraktiver Ort“, erzählt Schmitt. Dieser Ruf soll nicht vom Wasser zerstört werden. Der Ortschef will eine Lösung für das Problem. Für die Betroffenen – und auch, um diejenigen zu schützen, die bisher noch verschont geblieben sind. |ssl

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