Frankenthal Auf zum Siegfried-Slam

Alles neu macht – die neue Intendanz. Erster Vorbote der neuen Leitung der Wormser Nibelungen-Festspiele war der Poetry-Slam-Workshop am Wochenende, den Nico Hofmann, Thomas Schadt und der Autor Albert Ostermaier ins Leben gerufen haben. Die Festspiele suchen den besten Slammer – wer das ist, soll sich im Sommer zeigen.

Eine Kostprobe? Kein Problem für Lena Würzburger. Sie hüpft munter auf die Galerie im obersten Stockwerk des Wormser Tagungszentrums und rezitiert vor ihren Freunden den Text, den sie gerade im Workshop über die Poesie geschrieben hat. Sie benutzt den Farbkreis als Metapher und erzählt auch von der mal leisen, mal cholerischen Poesie. „Wahre Poesie ist nicht nur eins, zwei, drei, sondern rund und kunterbunt.“ Das ist ihre Antwort auf die Frage, wie sie Poesie wahrnimmt. Diese Frage haben sie und ihre sieben Mitstreiter in den vorausgegangenen drei Stunden ausführlich behandelt. „Keine Presse“, war die klare Ansage von Rayl Patzak. Dem erfahrenen Poetry-Slammer aus München ist es ganz wichtig, dass aus den Einzelkämpfern eine geschlossene Gruppe wird. „Poesie ist eine sehr intensive Sache“, erklärt der 43-Jährige, warum er keinen Einfluss von außen bei seinen Workshops dabei haben möchte. Patzak sagt, er habe verschiedene Herangehensweisen, wolle nicht nach Schema F vorgehen und sich auf die Jugendlichen einstellen. Multimedial gestaltet er seine Workshops, die er seit zehn Jahren anbietet, und spielt als Vorbild via DVD den Slammer Bas Böttcher ein, zeigt mit seinem Auftritt, wie man einen Poetry-Slam aufbaut. In den 1990er-Jahren hat Patzak den Poetry-Slam sozusagen von einer Reise in die USA nach Deutschland importiert. Ein Leben ohne Poesie könne er sich inzwischen nicht mehr vorstellen, erzählt Patzak. Deshalb hatte er auch einst sein Germanistik-Studium abgebrochen und sich ganz dem Slammen gewidmet. In den drei Gruppen, die an den Workshops teilnahmen, waren viele Jugendliche der Wormser Nibelungenhorde und der Waldorfschule Frankenthal wie Lena Würzburger Marlene Sachse und Lena Rödl. Sie schwärmen von dem gerade Erlebten. In ihrer Schule hat Würzburger schon im Rahmen ihrer Abschlussarbeit einen Poetry Slam organisiert, an dem die beiden anderen teilgenommen haben. Dort haben sie Blut geleckt. „Und unsere Deutschlehrerin hat uns dann empfohlen, zu diesem Workshop zu gehen“, erzählt die 15-jährige Rödl. In der Schule hatte sie auch schon das Fach Kreatives Schreiben belegt. Die Teilnahme bereut haben die drei nicht: „Wir haben viel gelernt über die verschiedenen Slam-Arten“, erzählt Rödl. „Zuerst haben wir einen schlechten Text geschrieben und ihn dann auch entsprechend schlecht performt, um zu lernen, wie man es nicht macht.“ Dann kamen Dub-Poetry, Rap-Poesie und das richtige Storytelling zur Sprache. Patzak ist voll des Lobs für seine Kurzzeit-Schüler. „Da waren richtig begabte Jugendliche dabei; das war auch für mich sehr spannend.“ Auch Petra Simon und Simone Klauer von den Nibelungen-Festspielen sind zufrieden mit diesem ersten Workshop-Wochenende – Klauer war als Trainee für die Vorbereitungen der Workshops zuständig, Simon leitet das künstlerische Betriebsbüro der Nibelungen-Festspiele. Weiter geht es im Juli bei einem Aufbaukurs mit Patzak und vermutlich einem weiteren seiner Kollegen. Würzburger, Rödl und Sachse haben fest vor, auch daran teilzunehmen. Und dann schließlich Anfang August beim Poetry-Slam im Rahmenprogramm der Nibelungen-Festspiele. Dann wollen sie auf der Bühne über die Machenschaften von Kriemhild, Brunhild, Siegfried & Co. slammen.

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