Frankenthal Bei illegalem Müll: Das Smartphone zücken!

Schlecht: Immer wieder wird in den Gemarkungen Müll abgeladen, hier ein Fund aus Eppstein
Schlecht: Immer wieder wird in den Gemarkungen Müll abgeladen, hier ein Fund aus Eppstein

Müllsäcke, Waschmaschinen, Röhrenfernseher – bei einem Spaziergang in der Natur finden sich oft Dinge, die dort nicht hingehören. Werden diese nicht zügig entsorgt, finden sich Nachahmer, die ihren Müll ebenfalls dort abladen. Anstatt sich auf dem Heimweg zu ärgern, kann man die Entsorgung aber auch einfach selbst in die Wege leiten.

So wie Michael Scholz. Auf einem Spaziergang in der Gemarkung zwischen Lambsheim und Eppstein hatte der Frankenthaler vergangene Woche an vier Stellen größere Haufen Müll gefunden. „Da liegt auch schon länger ein Haufen Schutt unter einer Plane, ich dachte, damit soll vielleicht der Weg neu verfüllt werden.“ Als er unter die Plane gesehen habe, sei dort jedoch kein Schotter, sondern mit Folien vermischter Bauschutt zum Vorschein gekommen. „Das ist schon dreist“, sagt der 48-Jährige. Das Problem nehme zu, so seine Einschätzung. Das Problem nimmt nicht zu, sagt hingegen der Eigen- und Wirtschaftsbetrieb Frankenthal (EWF). Etwa 50 Tonnen Müll hole dieser jährlich aus Wäldern und Feldern, eine Zunahme illegaler Müllentsorgung sei jedoch nicht zu verzeichnen. Der EWF möchte jedoch davon unabhängig auf die Existenz von Wertstoffhöfen hinweisen. Die Polizei möchte zur Problematik noch keine Aussage treffen. Zwar sei die Zahl der abfallrechtlichen Verstöße von 2017 auf 2018 angestiegen, für das laufende Jahr ist es laut Kriminalinspektion Ludwigshafen jedoch zu früh für eine Prognose. Die Fundorte von Michael Scholz fallen in den Zuständigkeitsbereich von Thomas Bauer, Leiter des Ordnungsamts der Verbandsgemeinde Lambsheim-Heßheim. „Ich kann Ihnen sagen: Es wird mehr“, sagt er auf Nachfrage der RHEINPFALZ. „Relativ oft“ erhalte seine Behörde von der Polizei oder aus der Bevölkerung Hinweise auf abgeladenen Müll. Für die Entsorgung seien zwar die Kreise zuständig, das Ordnungsamt begehe die Fundstellen jedoch im Rahmen der Amtshilfe, um Hinweise auf die Verursacher zu ermitteln. Finden sich tatsächlich personenbezogene Daten im Müll, wird es in der Theorie richtig teuer: Das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG), auf dem auch die Abfallwirtschaftssatzung (AWS) der Stadt Ludwigshafen basiert, sieht bei illegaler Abfallentsorgung ein Bußgeld von bis zu 100.000 Euro vor. Laut dem Fachbereich Umwelt der Stadt Ludwigshafen ist die Beweisführung in einem abfallrechtlichen Verfahren jedoch derart schwierig, dass es nur in Ausnahmefällen zu einer Ahndung kommt. Gibt es keine Zeugen, kann der mutmaßliche Verursacher den Tatvorwurf einfach schriftlich verneinen. Das Verfahren muss dann eingestellt werden. Weil die Abschreckungswirkung auf absehbare Zeit überschaubar bleiben wird, sind die Ordnungsbehörden auch weiterhin auf Hilfe angewiesen: „Wir können nicht den ganzen Tag durch den Wald stapfen, dafür haben wir kein Personal. Aber wir sind über jeden Hinweis dankbar und gehen ihm nach“, versichert Bauer. „Am besten einfach per E-Mail mit einem Handyfoto und einer möglichst genauen Beschreibung des Fundortes.“ Es könne dann unter Umständen zwei bis vier Wochen dauern, aber die Stelle werde „auf jeden Fall“ bereinigt. Auch Michael Scholz schickt alle vier bis acht Wochen eine E-Mail an das Ordnungsamt, wenn er im Wald mal wieder Badezimmerkeramik oder Ähnliches findet: „Das ist so leicht, heutzutage kann ich ja auf den Meter genau meine Position bestimmen.“ Er mache dann einen Screenshot von seiner Position und füge ihn der E-Mail bei, so können die Mitarbeiter der jeweiligen Bauhöfe die Stellen leichter finden. Die Aussage des Behördenleiters kann er bestätigen: „Da finde ich immer ein offenes Ohr, die sind echt froh, wenn man was meldet.“ Da er nicht wusste, wer genau zuständig sei, habe er die Bilder der letzten Woche an alle anliegenden Gemeinden geschickt. Jede einzelne habe sich binnen kürzester Zeit zurückgemeldet, erzählt er. „Die sind schon vorbildlich, was das angeht, es wird dann auch alles weggemacht.“ Wenn man sein Smartphone zückt, anstatt mit dem Kopf zu schütteln.

Regelmäßig in Frankenthal unterwegs: die Müllautos des EWF, hier in der Johann-Casimir-Straße.
Regelmäßig in Frankenthal unterwegs: die Müllautos des EWF, hier in der Johann-Casimir-Straße.
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