Frankenthal Für „offene und transparente“ Justiz

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Kommissarisch geleitet hat Michael Steitz das Amtsgericht Frankenthal bereits seit vergangenem Herbst, als der damalige Chef Bernd Schwenninger ins Mainzer Justizministerium wechselte. Seit Anfang August ist der 49-Jährige nun ganz offiziell Direktor des Amtsgerichts Frankenthal.

Neben der ausgesuchten Freundlichkeit des Mannes, der in dem lichten Büro mit hoher Decke und Altbau-Charme residiert, fällt dem Besucher direkt dieses Konzertplakat an der Wand ins Auge. Neil Young? Michael Steitz lacht. „Vor allem mag ich seine Musik. Er ist aber eben auch eine kauzige Figur mit Ecken und Kanten – das gefällt mir. Inzwischen ist auch meine Frau zum Fan geworden“, erzählt er. Im Sommer hat der Richterwahlausschuss Steitz zum Direktor des Amtsgerichts jener Stadt gekürt, in der er seit seinem zweiten Lebensjahr – unterbrochen nur von Wehrdienst und Studium – wohnt. Damit endete für den promovierten Zivilrechtler eine Übergangszeit von einem guten Dreivierteljahr, während der er mit einer Hälfte seiner Arbeitszeit die Geschicke des Amtsgerichts lenkte, aber weiterhin der Kammer für Urheber- und Markenrechtssachen am Landgericht vorsaß – ein, wie Steitz betont, „sehr buntes“ Betätigungsfeld, das durch viele Verfahren im Zusammenhang mit der Verbreitung von Musikdateien im Internet an Bedeutung gewonnen habe. „Da sind einerseits Firmen, die sehr aggressiv ihre Interessen verfolgen, und andererseits die Konflikte innerhalb der Familien, wenn sich der Nachwuchs per Filesharing illegal mit Musik versorgt hat“, erklärt der Jurist. Den Weg in diese Nische bezeichnet der Familienvater als mehr oder minder zufällig: Wer sich für eine Karriere in der Justiz entscheide, könne sich zu Beginn nicht unbedingt frei aussuchen, wo und wie er eingesetzt werde. „Man muss nehmen, was kommt, und kann sich dann mit der Zeit spezialisieren.“ Bei Michael Steitz kam nach seiner Promotion in Gesellschaftsrecht die Abordnung zum Bundesgerichtshof – und damit die Konzentration aufs Zivilrecht. Komplexe Sachverhalte und die Notwendigkeit, die Interessenlage aller Beteiligten zu kennen – das mache für ihn den Reiz seines Arbeitsgebiets aus. Das wiederum umfasst nun auch die Leitung einer knapp 50 Mitarbeiter starken Behörde, die sich nach Definition ihres neuen Chefs durch „besondere Bürgernähe“ auszeichne und in vielerlei Hinsicht eine Art Dienstleistungsbetrieb darstelle. „Offen, transparent und vor allem nicht unnahbar“, so sollten die Frankenthaler ihr Amtsgericht wahrnehmen, wünscht sich Michael Steitz. Intern sei die Kollegialität unter den acht Richterinnen und Richtern „stark ausgeprägt“ ebenso wie unter den Direktoren der umliegenden Amtsgerichte. Besonders freue ihn, dass Christian Bruns, bisher Beisitzer in Steitz’ Kammer am Landgericht, als stellvertretender Direktor ans Landgericht gewechselt sei. Privat ist Steitz, der mit seiner Familie in Flomersheim lebt, dem Fußball stark verbunden, war als Betreuer und Trainer aktiv, zeitweise auch als Jugendleiter der SG Eppstein. Er selbst sei als Spieler eher der rustikale Verteidiger und weniger der filigrane Ballverteiler im Mittelfeld gewesen. Dafür kann der Jurist seinen beruflichen Sachverstand mittlerweile auch fürs Hobby einsetzen in der Gebietsspruchkammer des Südwestdeutschen Fußballverbandes, wo die schwereren Verstöße auf und neben dem Platz landen.

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