Frankenthal Lebkuchen und Hausmacher

Sechs Szenen sollen im September 2018 an verschiedenen Stationen in Lambsheim aufgeführt werden. Ingeborg Aldenhoven-Krauß und N
Sechs Szenen sollen im September 2018 an verschiedenen Stationen in Lambsheim aufgeführt werden. Ingeborg Aldenhoven-Krauß und Norbert Stuck gaben im Bürgersaal eine Kostprobe.

„Ausgepackt – Lambsheimer Koffergeschichten“ heißt das Stationentheater, das anlässlich des 1250-jährigen Bestehens Lambsheims 2018 aufgeführt werden soll. Am Sonntag haben Mitglieder des betreuenden Chawwerusch-Theaters Herxheim im Bürgersaal des Rathauses erstmals ihre Koffer geöffnet. Vorgestellt haben sie einige der sechs historischen Szenen, die später – von Bürgern gespielt – Schlaglichter auf die vergangenen 150 Jahre Ortsgeschichte werfen sollen.

Den ganzen Nachmittag über herrschte reges Kommen und Gehen im Rathaus. Es war schließlich Bundestagswahl. Mehr als 100 Interessierte machten auf ihrem Weg zum Wahllokal einen Abstecher in den Bürgersaal, wo Schautafeln und Plakatwände aufgebaut waren. Die Chawwerusch-Autoren Felix S. Felix und Walter Menzlaw haben im Frühjahr in Lambsheim Recherchematerial und Fakten gesammelt. Dazu haben sie Archive durchstöbert, Akten gesichtet und 40 Interviews mit alteingesessenen und hinzugezogenen Lambsheimern geführt. Entstanden ist daraus ein 136 Seiten starkes Arbeitsheft als Grundlage für das Drehbuch. Die Dialoge wurden auf der Basis überlieferter Fakten erarbeitet. In den Spielszenen treffen historische Persönlichkeiten auf fiktive Figuren. Was sich wie ein roter Faden durch die Jahrhunderte zieht, ist der Wechsel von Aufbruch und Ankunft, ob freiwillig oder gezwungen. Wie Lambsheimer um 1850 ihre Koffer packten und vor der Hungersnot fliehend nach Amerika auswanderten, zeigt die erste Szene. „Lebkuche, Hausmacher in Dose“ und anderer Proviant sollte den Wirtschaftsflüchtlingen das Überleben auf der wochenlangen Überfahrt sichern. Der „Koffer“, wie Lambsheimer heute noch sagen, ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Gemeint ist die 1948 von Fritz Lang gegründete Kofferfabrik – später „Goldpfeil“ – die bis in die 1970er-Jahre ein wichtiger Wirtschaftsfaktor war und Gastarbeiter aus Italien und dem ehemaligen Jugoslawien nach Lambsheim lockte. Weitere Spielszenen beleuchten die Lebensumstände im Dorf während des Dritten Reichs, das Überleben nach dem Krieg und die kommunalpolitische und religiöse Rivalität zwischen Lambsheimern und Maxdorfern bis zum „Scheidungsjahr“ 1951. Die Schlussszene mit dem Titel „Mir sin all Lambsemer“ schlägt einen Bogen über mehrere Jahrhunderte lokaler Migrationsgeschichte, vom Dreißigjährigen Krieg bis heute. Ein Theater von Lambsheimern über Lambsheim und für Lambsheimer – das ist der Grundgedanke des Gemeinschaftsprojekts, das vom Chawwerusch-Ensemble professionell betreut wird. Doch bis im September 2018 die Koffer an sechs Spielstationen – in drei privaten Höfen und auf drei öffentlichen Plätzen – ausgepackt werden, ist noch viel zu leisten. „Wir brauchen etwa 70 Menschen, die Lust haben mitzuwirken – als Schauspieler, Komparsen oder als Helfer in den Bereichen Technik, Bühnenbau, Nähgruppe, Organisation, Service und Wegbegleiter“, sagt Rafael Barth, Mitglied des Organisationsteams. Mit Flugblättern, Handzetteln und im Internet wirbt die Gemeinde um Mitstreiter. „Jeder kann sich nach seinen Fähigkeiten einbringen“, betont Barth. „Ortsansässige werden natürlich bevorzugt.“ Das Lambsheimer Stationentheater bildet den Abschluss der Jubiläumsfeierlichkeiten, die am 13. April 2018 mit einem Festakt beginnen und das Bürgerfest, mehrere Konzertabende am See, die Weintage am Türmchen und die Kerwe umfassen. Alle örtlichen Vereine sind eingebunden. Die Gesamtkosten für die Jubiläumsfeiern beziffert Barth mit rund 30.000 bis 40.000 Euro. Für alle Mitstreiter geht die Arbeit im Januar los. Zuerst werden die Rollen und Aufgaben verteilt, dann die einzelnen Szenen nach einem Probenplan erarbeitet. Etwa 20 Probentage, bevorzugt an Wochenenden, sind veranschlagt. „Ausgepackt – Lambsheimer Koffergeschichten“ wird es nächstes Jahr am vorletzten und letzten Septemberwochenende geben: Für den 21. bis 23. und 28. bis 30. September 2018 sind insgesamt sechs Aufführungen vorgesehen. Noch Fragen? Weitere Informationen und alle Termine zur 1250-Jahr-Feier gibt es im Internet unter www.1250-Jahre-Lambsheim.de. Wer beim Stationentheater mitmachen möchte, kann sich bei der Gemeindeverwaltung bei Melanie Müller unter Telefon 06233 54118 melden.

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