Frankenthal Spielen in Spielstraße lebensgefährlich

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Was Bürger ärgert: Zu schnell, zu rücksichtslos, zu uneinsichtig: So erlebt Giuseppe Di Salvo die Autofahrer, die in Frankenthal durch die Nürnberger Straße fahren. Seit sechs Jahren wohnt der 61-Jährige bereits in der Straße, die als Spielstraße ausgewiesen ist. Trotzdem sehe er täglich Fahrzeuge, die mit extrem hohem Tempo durchrauschen.

„Schrittgeschwindigkeit fährt hier niemand. Die Situation ist einfach nur lebensgefährlich“, erklärt Giuseppe Di Salvo. Neben der zu hohen Geschwindigkeit kommt in der Nürnberger Straße erschwerend hinzu, dass die Fahrbahn durch parkende Autos verengt wird. Bei Gegenverkehr muss ein Fahrzeug auf den Gehweg ausweichen. In Spielstraßen, in denen sich alle Verkehrsteilnehmer an die Regeln halten, äußerst langsam fahren und Rücksicht auf Passanten nehmen, kein Problem und grundsätzlich erlaubt. „Hier bremst kein Autofahrer, wenn er auf den Gehweg fährt. Fußgänger und Radfahrer stören nur und werden einfach weggehupt“, empört sich Di Salvo. Erst vor zwei Wochen wäre ein Nachbar durch solch rücksichtsloses Fahrverhalten fast angefahren worden. Vor dem Haus, in dem der 61-Jährige wohnt, bröckelt schon der Beton am Kellerluftschacht, der im Gehweg eingelassen ist. Zu oft schon rauschten schwere Fahrzeuge darüber hinweg. Am meisten sorgt sich der Familienvater um den sechsjährigen Sohn. Nie würde er ihn auf der Straße spielen lassen, obwohl dies in einer ausgewiesenen Spielstraße ausdrücklich erlaubt ist. „Hier passieren ständig Unfälle. Wenn meinem Sohn ein Ball auf die Fahrbahn rollen würde, das wäre der absolute Horror.“ Mehr Unfälle als in anderen Stadtgebieten konnte die Polizeiinspektion Frankenthal auf Nachfrage nicht bestätigen, man wisse aber über die Probleme der Nürnberger Straße. „Verkehrsberuhigte Zonen sollten Bereiche sein, in denen sich die Menschen viel auf der Straße aufhalten können, vor allem Kinder. Die Nürnberger Straße ist aber eine Durchfahrtsstraße und damit ist eine verkehrsberuhigte Zone fehl am Platz“, so Alexander Koch, bei der Polizeiinspektion zuständig für den Bereich Verkehr. Die Polizei als Berater der Stadt in Verkehrsfragen habe eine klare Empfehlung ausgesprochen: „Tempo 30 führt zu einer gewissen Verkehrsberuhigung, den Gehweg dürften Autofahrer aber nicht mehr nutzen“, erklärt Koch. Eine solche Lösung könnte am fehlenden Geld der Stadt scheitern. Denn die Änderung der Höchstgeschwindigkeit ist nur möglich, wenn der Gehweg umgebaut wird. „So etwas muss immer aus Steuermitteln finanziert werden, und bei der derzeitigen Haushaltslage Frankenthals halte ich das für schwierig“, sagt Bernd Knöppel, der als Beigeordneter unter anderem zuständig ist für Verkehrsfragen. Dennoch müsse sich an der Situation etwas ändern, betont Knöppel. Anfang 2017 werde zunächst ein verdecktes Geschwindigkeitsmessgerät in der Straße aufgestellt, um über drei bis vier Wochen das Tempo der Autos zu dokumentieren. „Wir analysieren die Situation, um dann Lösungen zu finden. Ich bin auch gerne bereit, Gespräche mit den Anwohnern zu führen, damit wir zusammen Ideen entwickeln“, verspricht der Beigeordnete.

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