Frankenthal „Wichtig, dass Kinder auch mal vor die Tür kommen“

„Mitmachen kann jeder“, sagt Pfadfinderin Lisa Schäfer.
»Mitmachen kann jeder«, sagt Pfadfinderin Lisa Schäfer.

Lisa Schäfer (18) aus Lambsheim engagiert sich bei den Pfadfindern in Frankenthal unter anderem als Gruppenleiterin und ist Mitglied des John-F.-Kennedy-Stamms. Im April eröffnet dieser Stamm zwei neue Gruppen. Wir haben mit der 18-Jährigen über ihren Einsatz und ihre Motive gesprochen.

Lisa, du könntest jedes Hobby der Welt haben. Warum engagierst du dich bei den Pfadfindern?

Das ist eine gute Frage, denn früher wollte ich tatsächlich nie zu den Pfadfindern. Als kleines Kind hatte ich dieses Bild im Kopf, dass man als Pfadfinder immer nur in den Wald geht, um dort im Schlamm zu wühlen. Da hatte ich aber keine Lust drauf, das fand ich überhaupt nicht ansprechend. Aber in der sechsten Klasse hatte ich eine Freundin, die war bei den Pfadfindern, und sie wollte damals unbedingt, dass ich mitkomme. Und tatsächlich hat es mir dann so viel Spaß gemacht, dass ich heute dafür gerne etwas zurückgebe. Es gibt einen Leitspruch bei den Pfadfindern: Man hinterlässt die Welt immer ein Stückchen besser, als man sie vorgefunden hat. Und dann einfach aufzuhören, nachdem ich selbst von anderen ein so tolles Programm geboten bekommen habe, das kam für mich nicht in Frage. Pfadfinder zu sein, bedeutet das mehr als zu wandern und zu zelten? (Lacht) Es ist tatsächlich nicht so, wie man das oft in Hollywoodfilmen gezeigt bekommt. Wir sammeln nicht permanent irgendwelche Abzeichen wie die Amerikaner. Bei uns im Pfadfinderstamm John F. Kennedy haben wir zwei Lager im Jahr, und da gehen wir auch zelten. Das sind aber insgesamt höchstens drei Wochen. Ansonsten trifft man sich einmal die Woche zur Gruppenstunde, die dann je nach Interesse der Kinder gestaltet wird. Natürlich werden bei uns Pfadfindertechniken wie etwa der Zeltbau oder das Lesen von Landkarten vermittelt. Es geht aber auch um das soziale Miteinander, und man lernt zum Beispiel, wie man mit dem Thema Streit am besten umgeht. Im Zeitalter von Spielekonsolen und Smartphones wirken die Pfadfinder fast schon wie ein Kontrastprogramm: Mit den Händen arbeiten, Lagerfeuer machen und die Natur kennenlernen. Taucht man bei euch ein in eine andere Welt? Ja, deswegen ist es auch so großartig! Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, dass die Kinder auch mal vor die Tür kommen. Ich war früher selbst so ein Kind, das nach Hause gekommen ist und dann gerne einfach nur Fernsehen geschaut hat. Mittlerweile bin ich aber viel lieber draußen und habe da auch echte Freude dran. Und ich bin sicher, dass vielen Kindern, die ja heutzutage mit sieben Jahren teilweise schon das erste Smartphone bekommen, dieser Kontakt zur Natur wirklich fehlt. Trotzdem befinden wir uns bei den Pfadfindern natürlich nicht im permanenten Überlebenstraining. Aber wir sind oft draußen, haben Spaß und spielen Geländespiele. Welche Rolle spielt Religion für euch Pfadfinder? Die Pfadfinder haben einen ähnlichen Codex wie die Christen. Wir wollen friedlich miteinander umgehen, wir möchten mit allen Pfadfindern befreundet sein und wir haben auch Gottesdienste, die wir durchführen. Gegründet wurde der Pfadfinderstamm John F. Kennedy an der Frankenthaler Zwölf-Apostel-Kirche, und wir gehören zum evangelischen Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP). Mitmachen kann aber jeder, egal welcher Konfession er angehört. Dein schönster Ausflug mit den Pfadfindern? Im Sommer 2015 war ich auf dem Jamboree. Das ist das Weltpfadfindertreffen, und damals hat es in Japan stattgefunden. Für zehn Tage waren wir mit 42.000 Pfadfindern auf einem Zeltplatz, und das war ein beeindruckendes Erlebnis. ZUR PERSON Lisa Schäfer besucht die zwölfte Klasse an der Integrierten Gesamtschule (IGS) Robert Schuman in Frankenthal. Als Pfadfinderstufenvertreterin ist die 18-Jährige in Frankenthal Ansprechpartnerin für alle Elf- bis 16-Jährigen und leitet darüber hinaus die Mädchengruppe „Sippe Gecko“. Von einer Sippe spricht man bei den Pfadfindern, wenn es sich um eine Jugendgruppe handelt; jüngere Kinder bilden ein sogenanntes Rudel. | Interview: Eva Briechle

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