Frankenthal Zum Schluss Widor

Ein traditionelles Programm mit Werken von Bach, Mendelssohn-Bartholdy, Liszt und Widor bot Organist Felix Hell am Samstag im Konzert in der Dirmsteiner St. Laurentiuskirche. Für sein Gastspiel morgen, Dienstag, 19.30 Uhr, in der Zwölf-Apostel-Kirche kündigte der gebürtige Frankenthaler ein experimentelleres Programm an.

Es ist schon gute Tradition, dass der in den USA lebende Musiker zur Weihnachtszeit in seine alte Heimat zurückkehrt und dort zwei Konzerte gibt. In Dirmstein eröffnete Hell den traditionell gehaltenen Abend selbstverständlich mit einem Werk von Johann Sebastian Bach. Präludium und Fuge in e-Moll (BWV 548) zeigt den barocken Meister als eine der Urquellen virtuoser Orgelmusik. Mit Nachdruck brachte Hell die Unbedingtheit von Bachs Tonsprache und dessen überbordende Kreativität zum Klingen. Der Begriff Präludium erscheint da fast wie eine Verniedlichung. Der Komponist und sein Interpret lassen keinen Zweifel daran, dass hier eine universale Aussage getroffen wird. In der Fuge entwickelte der Künstler mit großer Ausdruckskraft die schön gestalteten Stimmen, die später im Stück durch das Bassregister nachgezeichnet werden. Die Entwicklung mündet in rasanten Sequenzen und Läufen, die Hell mit beeindruckender Leichtigkeit und furiosem Tempo gestaltete. Gegenüber diesen Tonmonumenten wirkten die drei folgenden Leipziger Choräle fast wie Miniaturen. Auf wohlklingender harmonischer Basis ließ der Organist die Schalmei „Nun komm, der Heiden Heiland“ (BWV 659-661) verkünden. Dass die Werke von Bach überhaupt in unserem musikalischen Kanon stehen, haben wir vor allem Felix Mendelssohn-Bartholdy zu verdanken. Seine Sonate Nr. 4 in B-Dur op. 65 eifert dem Vorbild nach. Hell arbeitete die Konturen der vier Sätze prägnant heraus und bewies abermals seine Virtuosität. Diese war auch bei Franz Liszts Präludium und Fuge über B-A-C-H gefragt. Nach dem beeindruckenden Präludium kommt die Fuge zunächst diffus, verhalten und eigenwillig daher. Doch Liszt wäre nicht der Tastengenius seiner Zeit gewesen, hätte er nicht auch hier gewaltige Eruptionen mit lyrischer Innigkeit und experimenteller Lust gepaart. Charles-Maria Widor öffnete der Orgel ganz neue Perspektiven und erfand die Orgelsymphonie. Durch ihn wurde das Instrument zum Orchester, das von seinem Dirigenten selbst gespielt wird. In dieser Rolle gefällt sich auch Hell, der den zweiten Satz aus Widors Symphony Nr. 9 „Gothique“ intonierte. Widors Musik lud seit jeher zum Träumen und Meditieren ein. Auch Hell ließ das Publikum in tiefste Empfindungen versinken. Als Zugabe durfte das bekannteste Stück des Franzosen nicht fehlen, die Toccata aus der Symphonie Nr. 5.

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