Lautersheim Bischof Wiesemann: Lernen, mit Improvisation zu leben

Bischof Karl-Heinz Wiesemann spricht den Menschen in Lautersheim Mut zu.
Bischof Karl-Heinz Wiesemann spricht den Menschen in Lautersheim Mut zu.

„Mitten im Provisorium gibt es Halt, ein Fundament für das Leben.“ Das sagte Bischof Karl-Heinz Wiesemann am gestrigen Sonntag in Lautersheim. Mit einem Pontifikalamt wurde das 100. Jubiläum der katholischen Kirche St. Joseph gefeiert. Das kleine Gotteshaus wurde aus Militärbaracken aus dem Ersten Weltkrieg als Notkirche errichtet und ist inzwischen ortsbildprägend. Der hölzerne Sakralbau „ist Sinnbild unserer Zeit“, so Wiesemann. „Wir müssen lernen, in der Improvisation zu leben, auch darin Heimat, Geborgenheit und Zuflucht zu finden.“ Wir kämen aus dem Krisenmodus nicht mehr heraus, müssten lernen, dass nichts mehr planbar sei, nannte der Bischof die nicht enden wollende Covid-19-Pandemie, den Klimawandel, der Indien gerade extreme Hitze beschere, die sozialen Herausforderungen in den ärmeren Ländern, „die Folge unseres Lebensstils sind“ sowie den Ukraine-Krieg. Letzterer erzeuge Angst, welche jahrzehntelanges Sicherheitsgefühl verdränge. Wiesemann sprach auch „das schwierige Fahrwasser“ an, in dem sich Kirche derzeit befinde. Der Bischof riet dazu, auch mal andere Wege zu gehen und neu zu denken. Und er machte Mut, denn der Mensch sei nicht per se ein destruktiver Pessimist. Es sei ihm nicht angeboren, machtbesessen über Leichen zu gehen.

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