Grünstadt Dekan-Ernst-Schule: Das hat die neue Rektorin vor

Marina Röhrenbeck leitet derzeit kommissarisch die Grünstadter Dekan-Ernst-Schule.
Marina Röhrenbeck leitet derzeit kommissarisch die Grünstadter Dekan-Ernst-Schule.

Schon lange hinterlässt Marina Röhrenbeck Spuren an der Grünstadter Dekan-Ernst-Schule. Fünf Jahre war sie Konrektorin und sitzt nun – zunächst kommissarisch – im Chefsessel. Wie sie die Bildungsstätte weiterentwickeln will und welche Rolle dabei der Sport spielt.

Marina Röhrenbeck ist als Rektorin der Dekan-Ernst-Schule (DES) am Ziel angekommen. Schon als Erstklässlerin habe sie den Traum gehabt, Lehrerin zu werden, erzählt sie. Zwischenzeitlich war sie davon abgekommen, studierte zwei Semester Physik in Kaiserslautern, machte ein Praktikum als Fotografin in San Francisco. Doch noch in den USA füllte die gebürtige Kirchheimbolanderin den Bewerbungsbogen fürs Grundschullehramtsstudium aus, das sie in Wuppertal absolvierte. Während ihrer Referendariatszeit an der Johann-Adam-Schlesinger-Schule in Ebertsheim, wo Rektorin Jutta Gerhard ihre Mentorin war, habe sie sich vorgenommen, Schulleiterin zu werden.

Und nun ist sie es – zumindest kommissarisch. „Derzeit bin ich im Probejahr. Die Ernennung wird im nächsten August erfolgen“, erklärt sie. Anders als manche Kollegen in ihrer Position ist Röhrenbeck keineswegs fremd an der Schule, die sie leitet. „Ich fühle mich total wohl hier. Es hilft mir, dass ich die DES so gut kenne.“ Von Anfang an habe sie Ideen einbringen können. Rektorin Nicole Kaufmann habe ihr sehr viel Gestaltungsspielraum gegeben. Unter anderem trage die Vertretungsregelung ihre Handschrift und während der Pandemie habe sie das Konzept des Wechselunterrichtes maßgeblich erarbeitet.

Ganztagsschule seit 2010

Vor der Geburt ihrer zwei Kinder kam Röhrenbeck 2009 an die DES – als Koordinatorin für die Ganztagsschule, die im Sommer 2010 in Betrieb ging. Ein Drittel der aktuell 18 Klassen sind reine Ganztagsklassen. Sechs Jahre später wurde die DES zudem Schwerpunktschule, also eine Einrichtung, an der auch Kinder mit Förderbedarf unterrichtet werden.

Diese beiden Besonderheiten sind neben den üblichen Weg- und Zuzügen ein Grund dafür, dass die Schüleranzahl sich quasi täglich ändert. Knapp 400 sind es aktuell. „Vor den großen Ferien hatten wir mit fünf ersten Klassen gerechnet, letztendlich konnten aber nur vier gebildet werden“, so Röhrenbeck. Immer wieder gebe es Eltern, die ihre Sprösslinge unbedingt in einer Ganztagseinrichtung unterbringen wollten. Oder bei Kindern stelle sich heraus, dass sie doch besser eine reine Förderschule etwa für Lernschwache oder geistig Beeinträchtigte besuchen sollten.

Im Startchancenprogramm

Die DES gehört zu den 200 Bildungsstätten in Rheinland-Pfalz, die vom Startchancenprogramm profitieren, das je zur Hälfte von Bund und Land finanziert wird, und auf zehn Jahre angelegt ist. Dafür wurden vom Ministerium die Schulen (Ausnahme: Gymnasien) ausgewählt, die einen hohen Anteil an benachteiligten Kindern haben. Sinn und Zweck ist es, die Betroffenen in ihren Basiskompetenzen zu stärken. „Die Anzahl der Schüler, die nicht den Bildungsstandard erreichen, soll um 50 Prozent gesenkt werden“, erklärt Röhrenbeck.

Bislang habe es zwei Veranstaltungen zu dem Thema gegeben. Ziel sei, dass sich alle 200 Rektoren in acht Gruppen den Weg machen, die Schulen zu entwickeln. Im Blick haben sie dabei drei Säulen. Zum einen Investitionen in Ausstattung und Technik, was zu einer höheren Aufenthaltsqualität führen soll. Zum anderen eine Optimierung des Unterrichts, etwa durch Fortbildungen der Pädagogen und die Einbindung von Externen, die Projekte und Workshops an der DES leiten. Drittens sollen multifunktionale Teams aufgebaut werden, indem Experten diverser Fachrichtungen (Ergotherapeuten, Sprach- oder Sportwissenschaftler) das rund 30-köpfige schulische Lehrpersonal ergänzen.

Sozialarbeiter beantragt

Sehr wichtig ist der 43-Jährigen auch die Unterstützung durch einen Schulsozialarbeiter: Sie hat einen beantragt. „In letzter Zeit hatten wir keinen“, erzählt sie. Ebenso liegt ihr als begeisterter Tänzerin am Herzen, Bewegung in die Schule zu bringen. Leider sei in der neuen Grundschulordnung ausgerechnet der Sportunterricht zusammengestrichen worden. „Wir werden das auffangen durch bewegten Unterricht in anderen Fächern“, sagt sie. In Mathematik könnten Standweitsprünge absolviert und die zurückgelegte Strecke gemessen werden, nennt sie ein Beispiel. Auch lasse sich das Einmaleins auf dem Pausenhof in Form eines Memoryspiels üben.

Bereits in den vergangenen Jahren sei auf ihre Anregung hin mehr Bewegung in die DES gebracht worden. „Auch das hat Nicole Kaufmann mitgetragen“, blickt sie zurück. Die Kinder, die in Containern unterrichtet werden, machten morgens Fitnessübungen. „Unsere sechs Sportfachlehrer und der Sportleiter sprudeln vor Ideen“, berichtet Röhrenbeck. Etwa die Projektwoche „Weg vom Bildschirm“, bei der es auf dem Schulhof, in Turnhallen und im Stadion in Kooperation mit Vereinen verschiedene Angebote wie Rope Skipping, Wandern und Tanzen gegeben habe.

Zertifizierung angestrebt

„Neu eingeführt haben wir Challenges, bei denen zu Musik auf dem Pausenhof unter anderem mit Springseilen und Hula-Hoop-Reifen über anderthalb bis zwei Monate trainiert wird, bevor in einer Prüfungswoche dann die Sieger ermittelt werden“, erzählt die Pädagogin. Dafür gebe es an der Schule beste Voraussetzungen wie ein wunderschön gestaltetes Außengelände, einen Gymnastikraum und eine Turnhalle.

Eine Kollegin habe sich auch mal eine Choreographie ausgedacht. Auf freiwilliger Basis habe fast die Hälfte der Kinder mitgetanzt. Weil das alles so gut laufe, sei beschlossen worden, sich für die Zertifizierung als Partnerschule für Bewegung, Spiel und Sport zu bewerben und dafür ein Konzept zu erarbeiten. „Ich will dieses Bewegungsprogramm über die Startchancenkonzeption weiterentwickeln, vielleicht noch eine Ökotrophologin an die Schule holen“, so Röhrenbeck, die ihre Hauptaufgabe darin sieht, einen Lern- und Lehrort mit angenehmer Atmosphäre zu schaffen, wo sich jeder willkommen fühlt.

Das Personal, zu dem neben den Pädagogen sieben Betreuungskräfte, zwei Freiwilligendienstler, ein Hausmeister und eine Sekretärin gehören, soll optimale Arbeitsbedingungen erhalten, erklärt die Schulleiterin, die gegenwärtig ohne eine Stellvertretung auskommen muss. Die Konrektorenstelle ist vakant.

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