Grünstadt Der Zustand der B 47 gibt Rätsel auf

HETTENLEIDELHEIM. Manchmal gibt es Rätsel, die selbst Fachleute nicht lösen können – oder wollen. Dazu gehört der Zustand der B 47 zwischen dem Kreisel Hettenleidelheim und Eisenberg. Die Straße ist nicht wirklich alt, der Neu- und Ausbau war im August 2001 fertiggestellt worden. Doch schon im Jahr 2011 wurde bei einer Routineprüfung die Strecke bis zur Fischerhütte als sanierungsbedürftig eingestuft. Relativ früh, wie die Daten des Landesbetriebs Mobilität belegen: Die Haltbarkeit von Fahrbahndecken wird mit 15 bis 20 Jahren angegeben (wir berichteten am 9. März).

Aber noch mehr verwundert, dass nicht die ganze Strecke marode ist, sondern nur die 3,5 Kilometer lange Teilstrecke bis zur Kreisgrenze, wo heute die Arbeiten beginnen. Das rund 1,5 Kilometer lange Stück auf Eisenberger Gemarkung ist überwiegend noch in gutem Zustand. Wer von Hettenleidelheim kommend über die Bundesstraße fährt und die Kreisgrenze passiert, hat das Gefühl, eine neuere Straße unter den Rädern zu haben. Und die Untersuchungsergebnisse des Spezialfahrzeuges, mit dem alle vier Jahre die Straßen im Land überprüft werden, bestätigen diesen Eindruck (siehe nebenstehende Grafik). Der Großteil der Teilstrecke wird der blauen Kategorie zugeordnet. Auf der Bewertungsskala von 1,0 bis 5,0 der beste Bereich. Dagegen ist der Abschnitt, der jetzt saniert wird, weitgehend rot gefärbt, die schlechteste Einstufung. Mit der Verkehrsbelastung kann dieser frappierende Unterschied nichts zu tun haben. Es ist davon auszugehen, dass auf beiden Teilstrecken gleich viel Schwerlastverkehr unterwegs war und ist. Zuständig für den Abschnitt im Donnersbergkreis ist der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Worms, bei dessen Leiter Bernhard Knoop die RHEINPFALZ nachfragte. Untersucht wurde das Phänomen nicht, informierte Knoop. Es hätten im Gegensatz zur aktuellen Sanierungsstrecke keine Bohrungen stattgefunden, um den Aufbau des Teilstücks zu analysieren. Aber Knoop geht davon, dass in einer der Schichten unter der Fahrbahndecke der Grund für den unterschiedlichen Zustand der beiden Abschnitte zu finden wäre. „Wenn eine Straße ausgebaut wird, kann es vorkommen, dass es bei den verschiedenen Bauabschnitten Unterschiede im Aufbau gibt.“ Zu der Nachfrage, ob hier möglicherweise im Gegensatz zur Sanierungsstrecke kein Steinbruchmaterial mit quellfähigen Substanzen eingearbeitet wurde, wollte sich Knoop nicht äußern. Verständlich, denn er müsste sonst seinem Kollegen Kurt Ertel widersprechen. Der Leiter des LBM Speyer hatte auf Anfrage gesagt, dass das im Sanierungsabschnitt festgestellte Steinbruchmaterial nicht die Ursache für den schlechten Zustand der Straße sei. Er führt die Schäden, wie berichtet, auf die hohe Verkehrsbelastung zurück Leichter zu lösen ist ein weiteres Rätsel, das sich für die Autofahrer ergibt: Die B 47 ist zwar nicht in Bestzustand, aber es gibt in der Region eine Reihe von Straßen, die deutlich mehr Schäden aufweisen, aber zurzeit noch nicht repariert werden. Zum Beispiel ist die Kreisstraße 74/35, über die während der Sanierung die nördliche Umleitung führt, zum Teil in sehr schlechtem Zustand. Der Grund für diese Diskrepanz: Für den Unterhalt der Bundesstraßen und Autobahnen stellt der Bund mehr Geld zur Verfügung als das Land für seine Straßen. Ein Blick auf das Straßennetz macht das Ungleichgewicht deutlich: In diesem Jahr stehen in Rheinland-Pfalz 100 Millionen Euro Bundesmittel für Autobahnen (870 Kilometer) und Bundesstraßen (2880 Kilometer) zur Verfügung, teilte auf Nachfrage die LBM-Zentrale in Koblenz mit. Dagegen sind im Landeshaushalt 2016 lediglich 87,2 Millionen Euro für den Erhalt von Landes- (7100 Kilometer) und Kreisstraßen (7130 Kilometer) eingestellt. 2015 waren es sogar elf Millionen Euro weniger. Dazu kommt noch, dass der LBM in der Vergangenheit nicht einmal alle Landesmittel für den Straßenerhalt ausgegeben hat, da die Personaldecke nicht reicht, um alle finanzierbaren Projekte umzusetzen, wie der Landesrechnungshof monierte und die RHEINPFALZ im August 2015 berichtete. Info —Der Bericht des Landesrechnungshofes steht im Internet unter www.landesrechnungshof-rlp.de, Stichwort „Erhaltung des Landesstraßennetzes“.

x