Grünstadt Echter Pageturner

„AMSTERDAM“ – allein das Wort löst Assoziationen aus: In den Sinn kommt eine weltoffene Stadt mit ihren unverwechselbaren Grachten, an manchen Stellen vielleicht ein leicht süßlicher Geruch und auf jeden Fall das Chanson von Jacques Brel aus dem Jahre 1964. Natürlich war die Stadt schon Schauplatz zahlreicher literarischer Ermittlungen, es sei hier an den bekannten Van der Valk erinnert. Im Frühjahr sind gleich zwei große Kriminalromane erschienen, die ihrerseits den Start einer neuen Serie darstellen. „Der fünfte Tag“ von Jake Woodhouse ist einer davon.

Der Roman beginnt an einem zweiten Januar, morgens kurz nach halb acht, und niemand muss Prophet sein, dass es für Inspector Jaap Rykel kein guter Tag werden wird. Da ist die Sorge um seinen Partner. Immer wieder versucht er ihn zu erreichen, doch Andreas meldet sich nicht. Auch bei seiner schwangeren Frau ist er nicht aufgetaucht. Und da ist die Leiche, die über der Gracht baumelt. Aufgehängt an einem alten Lastenkran. Okay, das ist jetzt wirklich völlig plump, aber eine solche Vorlage lässt ein Rezensent natürlich nur ungern verstreichen: „Der fünfte Tag“ ist im Verlag Page & Turner erschienen, und wenn dieser Verlag seinem gesprochenen Namen wirklich mit einem Roman alle Ehre macht, dann mit diesem! Polizeiroman, Thriller – und vor allem Pageturner. Ein Buch, bei dem Unterbrechungen schwerste Vergehen sind, denn was Woodhouse hier abliefert, ist ein fein gesponnener, herausragender Spannungsroman, der nicht nur durch seine verschachtelten Handlungsabläufe überzeugen kann, sondern der wirklich vorne anfängt. Wenn auf dem Buchrücken steht, dies sei der erste Fall für Inspector Rykel und sein Team von der Amsterdamer Mordkommission, so ist eher das Wunschdenken des verantwortlichen Buchlektorates. Rykel hat erst einmal gar nichts. Sein ersatzweise einspringender, scheinbar viel zu junger und unerfahrener Partner scheint ein Drogenproblem zu haben und noch einige Geheimnisse mehr. Und jene Spur die sich in Friesland ergibt beim Brand eines Hauses, und die Sergeant Tanya van der Mark gegen den Willen ihres Vorgesetzten bis nach Amsterdam zu Rykel verfolgt, scheint das Puzzle zunächst einmal vor allem zu komplizieren. An diesem Roman bleibt der Leser dran. Es ist – schon jetzt – einer der besten Krimiromane des Jahres. Auch wenn die vielleicht am Schluss erwartete Jagd mit Booten über die Grachten hier ausbleibt, inszeniert Woodhouse ein sehr emotionales Finale. Großartig! Lesezeichen Jake Woodhouse: Der fünfte Tag, Page & Turner 2015, Broschur, 445 Seiten, 14,99 Euro.

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