Grünstadt Großes Klangkino

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Großes Klangkino in kleiner Kirche: Die beiden Japanerinnen Mayumi Shimizu (Posaune) und Eiko Maria Yoshimura (Orgel) hinterließen am Sonntagabend ein restlos beeindrucktes und begeistertes Publikum nach ihrem Auftritt beim Kirchheimer Konzertwinter. Die Musikerinnen spannten einen weiten Bogen von zeitgenössischer Moderne bis zu barocken Kompositionen, schafften es auf diese Weise, die volle Bandbreite und Möglichkeiten ihrer Instrumente den Zuhörern im voll besetzten Kirchheimer Gotteshaus zu präsentieren.

Ausnahmemusikerinnen sind beide, das wurde schnell jedem im Kirchenschiff und auf der Empore klar. Mayumi Shimizu, Soloposaunistin des SWR in Baden-Baden, begann das Konzert mit dem ersten Satz aus dem A kis csáva, ursprünglich für Piccolo, Posaune und Gitarre vom ungarischen Komponisten György Kurtág (geboren 1926) geschrieben. Der mit Hymn und Fanfare bezeichnete Satz zeigt in der solistischen Variante auf sehr krasse und abstrakte Weise das Spektrum der Posaune – daher ein idealer Einstieg, wenn auch nicht gerade leichte Kost für den Zuhörer. Interessant war darüber hinaus die Auswahl des Schweizer Komponisten Jean-François Michel, der als Solo-Trompeter der Münchner Philharmoniker wirkte und durch seine Meisterkurse auch in Japan bekannt ist: ein weiterer Ausflug in die Moderne, diesmal für beide Instrumente. Dass sie schwer Erfassbares für den Konzerteinstieg ausgewählt hatten, waren sich die Musikerinnen durchaus bewusst. Mayumi Shimizu sagte denn auch in ihrer kurzen Erläuterung zu den unterschiedlichen Posaunen, die sie am Sonntag spielte: „Die schöneren Stücke kommen jetzt.“ Damit meinte sie in allererster Linie das Konzert für Altposaune aus der Feder von Leopold Mozart (1719-1787). Die kleinere Schwester der modernen Tenorposaune, die in Es gestimmt ist, stellte Mozart hier in den Mittelpunkt eines spielerisch leicht erfassbaren Werkes, das dennoch vom Instrumentalisten großes Können erfordert. Shimizu meisterte das Werk bravourös, weich im Klang, technisch perfekt, der Wechsel zwischen den Posaunen gelang nahtlos, rundum das bereits erwähnte große Klangkino. Auch mit der Barockposaune breitete sie mit Werken von Cesare und Castello den Zuhörern viel Freude. Yoshimura brillierte mit dem Concerto A-Dur von Johann Gottfried Walther (1684-1748), das wohl im Konzertverlauf beeindruckendste Stück für Orgel solo. Die Organistin schaffte es hier wie in der Ankündigung beschrieben, die strahlende Klangpracht der Mönch-Hartung-Orgel und deren charakteristische Registerfarben voll zu entfalten. Im deutlichen Gegensatz in der Registrierung stand hierzu das Bach-Werk „An den Wasserflüssen Babylons“ (BWV 653), mit dem Yoshimura die Orgel von einer ganz anderen klanglichen Seite vorführte – alles, versteht sich, tadellos mit höchstem Anspruch an Technik und interpretatorischem Können gemeistert. Zusammen schienen die beiden Musikerinnen sich jedoch am meisten in der Romantik wohl zu fühlen – wie das Werk Morceau Symphonique von Alexandre Gulimant zeigt. Shimizu verzichtete hier auf die Noten, ließ der Musik ihren Lauf, grandios, was sie ihrer Posaune in diesen bewegendsten Momenten des Konzerts entlockte.

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